Max Verstappen kann sich bei der Formel 1 in Barcelona wahrlich ein glücklicher Sieger nennen. Mit einem Fahrfehler hatte er Charles Leclerc schon früh das Rennen geschenkt, doch dann erlitt der Ferrari des WM-Führenden aus dem Nichts einen Defekt. Ein weiterer Fahrfehler von Carlos Sainz machte das Desaster für die Scuderia in Spanien perfekt. Alle Reaktionen zur Formel 1 heute in Barcelona gibt es im Live-Ticker.

Verstappen gewann so vor Sergio Perez, der für den zweiten Red-Bull-Doppelsieg der Formel-1-Saison 2022 sorgte. George Russell sorgte allerdings lange für Gegenwehr, musste sich jedoch am Ende geschlagen geben. Mercedes kollabierte beinahe auf der Ziellinie - beide Fahrer schafften es nach DNF-Warnungen nur knapp über die Linie. Russell auf Platz drei vor Sainz, der sich noch Platz vier von Lewis Hamilton holte. Dieser hatte ein turbulentes Rennen - von einem Start-Crash bis zu der Defekt-Gefahr im Ziel - erlebt.

Die Punkteränge: Valtteri Bottas, Esteban Ocon, Lando Norris, ein bockstarker Fernando Alonso und Yuki Tsunoda holten sich die verbleibenden Zähler. Mick Schumacher und Haas konnten die Hoffnungen auf Punkte nicht erfüllen, Pace und Strategie reichten am Ende nicht. Schumacher wurde durchgereicht und holte nur den 14. Platz. Kevin Magnussen war nach Kollision mit Lewis Hamilton weit zurückgefallen. Sebastian Vettel scheiterte mit Alternativ-Strategie trotzdem an den Punkten.

Formel 1 - WM-Stand 2022: Verstappen fährt die Lücke zu

Der WM-Stand:Perez holte sich noch die schnellste Runde, es war ein perfektes Punkte-Ergebnis für Red Bull. Der Ferrari-Vorsprung ist nach diesem Desaster damit hinfällig. Verstappen führt mit sechs Punkten Vorsprung vor Leclerc und Perez. Red Bull übernimmt in der Konstrukteurswertung deutlich die Führung.

Das Wetter: Die Hitze kam in Barcelona am Sonntagnachmittag wie angekündigt. Bei über 36 Grad Luft- und fast 50 Grad Streckentemperatur wurde gestartet. Die 50-Grad-Marke wurde während dem Rennen schließlich überschritten.

Vor dem Start: Fernando Alonso hatte über Nacht den Motor gewechselt und startete deshalb vom letzten Platz. Nach dem DRS-Defekt im Qualifying wurde auch an Max Verstappens Red Bull noch ziemlich lange gearbeitet. Als letzter Fahrer kam er im Grid an, und auch dort wurde weiter geschraubt. Das Team versicherte, alles im Griff zu haben. Trotz der Hitze entschlossen sich 19 Fahrer dazu, auf dem Soft-Reifen loszufahren. Nur Lewis Hamilton scherte mit Medium aus.

Start in Barcelona: Hamilton crasht mit Magnussen

Die Startphase: Leclerc und Verstappen kamen vorne gut weg, Leclerc verteidigte direkt die Führung. Dahinter schoben sich Russell und Perez vorbei an einem in Anti-Stall fallenden Sainz. Der konnte Hamilton gerade noch abwehren, der vor Kurve vier zurücksteckte und außen von Kevin Magnussen attackiert wurde. Die beiden kamen sich beim Einlenken zu nahe und berührten sich Rad an Rad. Magnussen rutschte durchs Kiesbett, Hamilton erlitt einen Reifenschaden. Beide mussten an die Box, Untersuchung gab es keine.

Der Start bei der Formel 1 in Barcelona, Foto: LAT Images
Der Start bei der Formel 1 in Barcelona, Foto: LAT Images

Mick Schumacher war der Profiteur. Er hatte ohnehin einen starken Start geschafft, und bugsierte sich so vor auf den sechsten Rang, vor Bottas, Ricciardo, Ocon und Norris. Sebastian Vettel konnte sich auf den 13. Rang vorarbeiten, Fernando Alonso kämpfte sich innerhalb kürzester Zeit vom letzten auf den 14. Platz vor und schaffte es in der Frühphase auch nach hartem Fight an Vettel vorbei.

Verstappen und Sainz werfen in Startphase weg

Der frühe Rennverlauf: Mick Schumacher konnte in der Frühphase die Pace der Mittelfeld-Konkurrenz nicht ganz gehen. In Runde vier zog Bottas hin zu Kurve eins mit DRS wieder vorbei. In Runde sechs musste Schumacher Esteban Ocon ziehen lassen, der mit einem starken ersten Stint nach vorne drängte. Daniel Ricciardo blieb allerdings hinter dem Haas stecken und musste seinen Teamkollegen Lando Norris durchlassen. Der wiederum kassierte Schumacher schnell ein.

Carlos Sainz baute in Runde sieben ausgerechnet vor Heimpublikum den nächsten schweren Fehler ein. Beim Einlenken für Kurve vier verlor er das Heck und drehte sich einmal durch das Kiesbett. Das warf ihn auf den elften Platz zurück. Doch er sollte nicht der einzige bleiben: In Runde neun kopierte Max Verstappen den Fehler, konnte den Red Bull nur gerade noch vor dem Dreher abfangen und fiel hinter Russell und Perez auf Platz vier zurück. Die Ingenieure meldeten einen starken Windstoß.

Leclerc kam so unverhofft zu zehn Sekunden Vorsprung, da sich Russell hinter ihm mit Händen und Füßen gegen Perez wehrte. Der musste in Runde elf deswegen Verstappen sofort wieder vorbeilassen, damit der sich an Russell versuchen konnte, welcher Kühlwarnungen bekam, obwohl er freie Fahrt hatte. Doch auch Verstappen hatte Probleme. Sein DRS öffnete sich teilweise nicht.

Verstappen kämpft mit Russell und mit DRS-Defekt

Die ersten Boxenstopps: Sainz eröffnete nach dem Fehler in Runde elf die Boxenstopps und holte sich Medium. Ihm folgte der Großteil des hinteren Mittelfeldes innerhalb der nächsten vier Runden. Nur Ricciardo und Schumacher steckten wieder Soft auf. Bottas behauptete sich vor Ocon, dahinter lag nun Sainz, der mittels Undercut und Überholmanövern wieder bis vor Norris gekommen war. Schumacher gehörte zu den letzten Stopps, so verlor er Plätze an Tsunoda, Alonso und Ricciardo, die gegen ihn einen Undercut exekutierten.

In Runde 14 stoppten mit Russell und Verstappen die ersten Spitzenfahrer, auch sie nahmen Medium. Perez wartete bis Runde 18, das warf ihn deutlich hinter diesen Zweikampf zurück. Der heizte sich immer weiter auf. Verstappen war deutlich schneller, doch sein DRS funktionierte nur willkürlich. In Runde 19 ging es, doch Russell warf dem Red Bull vor Kurve eins die Tür zu. Das half Perez, zu dem Duo wieder aufzuschließen.

Leclerc-Ferrari geht mit Defekt kaputt

Leclerc ruhte sich vorne entspannt auf seinem Puffer aus, bis er in Runde 22 zum ersten Stopp kam. Mit acht Runden frischeren Medium kam er noch immer fünf Sekunden vor dem Duo Russell und Verstappen zurück auf die Strecke. Red Bull versuchte weiter das DRS-Problem zu diagnostizieren, und empfahl Verstappen, den Knopf erst nach den Kerbs zu drücken. Dessen Funksprüche wurden immer erhitzter.

In Runde 24 stach Verstappen endlich in Kurve eins innen rein, doch Russell legte sich den Konter raus aus Kurve zwei zurecht und kassierte Verstappen durch Kurve drei wieder ein. In der nächsten Runde ging Verstappens DRS wieder nicht. Perez hatte nun aufgeschlossen und forderte Teamorder.

Leclerc blieb von alldem komplett unbeeindruckt, ehe in Runde 27 der Schock kam: Der Ferrari rollte mit Defekt langsam in die Box, das Rennen war vorbei. Ferrari meldete später ein Problem mit der Power Unit. Russell übernahm die Führung, und in Runde 29 ging Verstappen als Reaktion sofort an die Box und holte sich Soft-Reifen für einen Undercut gegen den Mercedes. Perez und Bottas gingen vorbei, Verstappen kam vor Sainz auf Platz vier wieder raus. Im Hinterfeld kollidierte gleichzeitig Pierre Gasly mit Lance Stroll in der ersten Kurve, drehte den Aston Martin um und bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Charles Leclerc musste nach Defekt aufgeben, Foto: LAT Images
Charles Leclerc musste nach Defekt aufgeben, Foto: LAT Images

Red Bull nimmt Russell in Strategie-Zange

Der weitere Rennverlauf: Verstappen drehte mit den Soft-Reifen sofort auf und haute schnellste Runden raus, während vorne Russell draußen blieb - nun mit Perez im DRS-Fenster. Beim zweiten Red Bull funktionierte das DRS, und in Runde 31 zog Perez vorbei und ging in Führung. Verstappen zog in Runde 32 extra-aggressiv außen in Kurve zwölf am Alfa von Valtteri Bottas vorbei. Dessen Teamkollege Guanyu Zhou gab zugleich mit Defekt auf und stellte an der Box ab.

Verstappen fehlten nun trotz zusätzlichem Boxenstopp nur mehr 10 Sekunden auf Russell. In Runde 37 hatte er die Lücke wieder zugefahren, woraufhin Mercedes den zweiten Stopp einlegte. Russell bekam Medium. Perez stoppte in Runde 38 für Medium, wodurch Verstappen erstmals die Führung übernahm. Da er aber auf Soft unterwegs war, war ein weiterer Stopp praktisch garantiert.

Im Mittelfeld hatte Mick Schumacher die zweite Boxenstopp-Phase schon lange davor eröffnet, hatte aber da schon deutlich auf Bottas, Ocon und Norris verloren. Auch Tsunoda und Alonso konnte er so nicht überholen, er blieb auf Platz zwölf vor Daniel Ricciardo. Sein einziger Vorteil: Er hatte nun Medium, die Konkurrenz Soft. Sainz hatte sich nach der zweiten Boxenstopp-Phase noch immer nicht vom Mittelfeld befreit, lag auf Platz fünf hinter Valtteri Bottas. Auf Platz sechs fand sich nun Lewis Hamilton, der trotz uralter Medium-Reifen noch die Pace des Mittelfeldes gehen konnte.

Red-Bull-Teamorder sichert Verstappen Sieg

Die Schlussphase: Sainz blieb hinter Bottas stecken und stoppte in Runde 46 zum dritten Mal, was ihn mit Soft-Reifen hinter Hamilton und Ocon zurückwarf. Den Alpine kassierte er schnell, Hamilton stoppte in Runde 49 noch einmal für Soft und fiel hinter Ocon auf Platz sieben zurück, blieb aber vor Norris, Alonso, Tsunoda und Schumacher. Und mit neuen Soft-Reifen fuhr er sofort die schnellste Runde und überholte Ocon wieder.

Ocon, Norris, Tsunoda und Alonso mussten kurz vor Ende noch einmal stoppen. So sortierte sich das Mittelfeld: Bottas mit zwei Stopps auf Platz vier, vor Sainz und Hamilton, dann Ocon und Norris. Alonso hatte einen langsamen Stopp, der ihn kurz hinter Schumacher zurückwarf, aber den überholte er mit Reifenvorteil schnell wieder. So hielt Schumacher zwar noch den zehnten Platz, aber Tsunoda drückte nun ebenfalls mit Reifenvorteil.

Die Top-3 fuhren vorne ihr eigenes Finale. In Runde 45 stoppte Verstappen zum dritten Mal, für Medium. Perez übernahm wieder die Führung, aber die Lücke reichte für Verstappen, um auf dem zweiten Platz vor Russell wieder auf die Strecke zurückzukommen. Perez führte nun mit fünf Sekunden Vorsprung auf Verstappen, der aber schnell Tempo machte und aufschloss. Daraufhin wurde der Mexikaner vorgewarnt, den auf einer anderen Strategie fahrenden Teamkollegen durchzulassen, was er mit "unfair, aber okay" quittierte. In Runde 49 ließ er Verstappen trotzdem widerstandslos durch auf Platz eins.

Mercedes mit spätem Drama im Ziel

Russell kam in Runde 52 einmal noch an die Box. Mit neuen Soft-Reifen kam er allerdings vier Sekunden hinter Bottas auf Platz vier wieder raus. Mit den neuen Reifen fing er den sofort wieder ab und ging in Runde 53 vorbei. Perez reagierte und sicherte den zweiten Platz seinerseits mit einem weiteren Stopp ab. Damit war das Rennen vorne erledigt: Verstappen und Perez brachten locker den Doppelsieg vor George Russell über die Linie.

Dahinter gab es noch letzte Action: Bottas, der als einziger in den Top-10 eine Zweistopp durchzog, wurde in Runde 58 von Sainz und Hamilton abgefangen. Sainz hatte seinerseits aber keine Reifen mehr übrig und musste in Runde 61 Hamilton ziehen lassen. Doch das drehte sich, als Hamilton plötzlich in den letzten zwei Runden von der Box angewiesen wurde, Tempo rauszunehmen - ein Defekt drohte, Mercedes kämpfte immer mehr mit der Hitze. Sainz ging wieder vorbei und holte Platz vier, Hamilton rettete Platz fünf vor Bottas, Ocon, Norris, Alonso und Tsunoda.

Mick Schumacher, der mit zwei Stopps durchfuhr, wurde von der Dreistopp-Konkurrenz am Ende durchgereicht. Auch Sebastian Vettel, der eine alternative Zweistopp fuhr, ging noch vorbei und holte sich Platz elf. Dahinter folgten Ricciardo, Gasly, dann erst Schumacher. Stroll, Nicholas Latifi, Magnussen und Alex Albon rundeten das Klassement ab.

Die Top-Facts des Rennens

  • Leclerc verliert sicheren Sieg ohne Schuld
  • Verstappen & Red Bull haben Glück
  • Klare Nummer 1 bei Red Bull bestätigt
  • Mercedes besser, aber nicht siegfähig
  • Sainz-Fehlerserie geht weiter
  • Schumacher fehlt Pace für ersten Punkt