Im Vorfeld des Großen Preises von Spanien haben diverse Teams angekündigt, neue Upgrades für ihre Rennboliden im Gepäck zu haben. Ferrari rechnet (laut unbestätigten Berichten aus Italien) mit circa 3 Zehnteln, die sie schneller sein werden. Red Bull hofft, das Gewichtsproblem endlich in den Griff zu bekommen. Mercedes will das lästige Bouncing, das sie seit Beginn der Saison quält, mit Hilfe eines Unterboden-Upgrades endlich in erträgliche Bahnen lenken und auch Aston Martin, McLaren und Alpine werden verschiedene Ausbaustufen zünden. (Formel 1 WM-Stand 2022)

Als Günther Steiner am Donnerstag vor dem Rennen darauf angesprochen wird, warum sein Formel-1-Team als eines der wenigen aus der Reihe tanzt und keine Upgrades bringt, bleibt er die Erklärung nicht lange schuldig und stellt unumwunden fest: "Wir haben einen Plan ausgearbeitet, demzufolge wir so vorgehen, und nun halten wir uns auch daran und beginnen nicht damit, uns an anderen zu orientieren und es ihnen nachzumachen."

Haas macht 2022 keine halben Upgrade-Sachen

"Wenn wir Upgrades bringen, dann wird das ein schönes Gesamtpaket und nicht nur ein kleines, leicht verändertes Flügelchen sein", stellt Günther Steiner fest. Dazu passt, dass er auch an anderer Stelle bereits darüber gesprochen hat, dass Haas stellenweise eine durchaus böse Upgrade-Vorgeschichte besitzt. So etwa in der Formel-1-Saison 2019: "Da haben wir auch Upgrades gebracht und sind im letzten Rennen dann wieder beim Paket des ersten Rennens gewesen. Das waren keine guten Upgrades. Da es einmal so danebengegangen ist, will ich diesen Fehler nicht wiederholen." (Mehr dazu lesen: Formel 1, Haas verzichtet auf Barcelona-Upgrade: Mick freut's)

Bevor das amerikanische Formel-1-Team die Fehler aus 2019 wiederholt, hält es sich 2022 also lieber an den durchstrukturierten Plan, der von Anfang an stand - "halbe Sachen" scheinen bei Haas definitiv der Vergangenheit anzugehören. Genaueres zu den einzelnen Entwicklungen im Hause Haas wollte der Formel-1-Teamchef aus Südtirol natürlich nicht preisgeben, auf Nachfrage betonte er aber ein weiteres Mal, dass sie durchaus beträchtlich sein werden.

Autoverständnis ausbaubar - Haas-Upgrades erst in Frankreich

Doch zumindest was den Zeitpunkt betrifft, an dem das Team um Günther Steiner die ersten Upgrades bringen wird, herrscht nun endlich Klarheit: "Ich denke in Frankreich wird es so weit sein." Dass das ein Nachteil gegenüber den Rennställen sein soll, die schon an diesem Wochenende Upgrades bringen, sieht Steiner so nicht: "Es geht nicht immer nur um die Upgrades, auch das generelle Verständnis des Autos ist wichtig. Nehmen wir zum Beispiel das Bouncing: Es macht dich einerseits wirklich sehr langsam, doch wenn man es in den Griff bekommt, macht dich das auch genauso schnell. Geschwindigkeit ist nicht zwingend eine Frage von Upgrades, sondern hängt vielleicht viel eher mit dem Setup zusammen."

Haas hat 2022 ein gutes Auto gebaut, dessen Potential noch immer nicht ganz ausgeschöpft ist, Foto: LAT Images
Haas hat 2022 ein gutes Auto gebaut, dessen Potential noch immer nicht ganz ausgeschöpft ist, Foto: LAT Images

Haas ist demnach überzeugt, noch nicht alles aus dem aktuellen Fahrzeugkonzept mit seiner starken Ferrari-Power-Unit herausgeholt zu haben und möchte deshalb auch noch nicht damit beginnen, an Stellschrauben zu drehen, die letzten Endes vielleicht lieber unangetastet bleiben sollten. Die Upgrades der anderen Teams sind also nur ein theoretischer Vorteil, dessen Realitätsgehalt sich erst im Laufe des Wochenendes herausstellen wird.

Für Young Driver noch keinen Platz

Neben den Upgrades, die viele Teams in Spanien bringen werden, nutzen einige aber auch die Gelegenheit, um in FP1 einen Young Driver hinters Steuer ihrer Boliden zu setzen. Das überrascht Günther Steiner ebenfalls keineswegs, denn seiner Meinung nach ist die Rennstrecke, die bereits vor der Saison für Testfahrten herangezogen wurde, geradezu prädestiniert dafür: "Ich denke, dass das so früh passiert, liegt daran, dass die Fahrer hier schon Tests gefahren sind, sie kennen die Strecke also. Es ist für sie daher weniger problematisch hier in Spanien eine Trainingssession zu verlieren als etwa in Baku oder auf anderen Straßenkursen, wo du erst wieder eine gute Linie finden musst."

Aber warum verzichtet Haas dann darauf, bei dieser guten Gelegenheit einen der beiden FP1-Pflichtauftritte von Young Drivern, die pro Saison vorgeschrieben sind, stattfinden zu lassen? Günther Steiner kennt die Antwort: "Wir denken bereits konkret darüber nach und sind auch bereits mit einigen Leuten im Gespräch, im Moment müssen aber erst unsere Stammfahrer das Auto so gut es geht in den Griff bekommen." (Formel-1-Zeitplan)