Als Geschäftsführer der Miami Dolphins und des Hard Rock Stadiums war Tom Garfinkel schon für einige große Events verantwortlich, so auch für den Super Bowl 2020. Am letzten Wochenende hat der Amerikaner das erste Mal die Erfahrung machen dürfen, einen Formel-1-Grand-Prix zu veranstalten, und zog ein durchaus positives Fazit: "Es gibt sicher einige Dinge, die wir verbessern können. Aber für das erste Mal ist es sehr gut gelaufen."

Für den Amerikaner war die Organisation einer Motorsportveranstaltung jedoch kein komplettes Neuland: "Ich war in meinem Leben vermutlich bei über 300 Rennveranstaltungen, das gibt dir den nötigen Einblick, um zu verstehen, was du für so ein Event brauchst."

Die Schikane durch die Kurven 14 und 15 war bei den Fahrern nicht gerade beliebt und sorgte für einige Ausrutscher., Foto: LAT Images
Die Schikane durch die Kurven 14 und 15 war bei den Fahrern nicht gerade beliebt und sorgte für einige Ausrutscher., Foto: LAT Images

Auch wenn der Grand Prix aufgrund der pompösen Inszenierung zahlreiche Schlagzeilen generierte, sieht Garfinkel den Kern des Erfolges im Sport selbst: "Das wichtigste ist, eine gute Rennstrecke zu bauen. Wir hören uns die Kommentare der Fahrer an und versuchen die Strecke zu verbessern. Wenn Strecke und Racing stimmen, dann wir es ein dauerhaft erfolgreiches Event werden."

Die Formel-1-Piloten hatten sich sowohl über einige Stellen des Layouts, als auch über den sich auflösenden Asphalt beklagt. "Wir sind offen für alles, um die Strecke zu verbessern. Die knifflige Schikane war ein notwendiges Übel, um die Strecke in der Größenordnung zu gestalten, wie wir es vorhatten. Ansonsten hätten wir an der Stelle nicht genug Auskaufzone gehabt. Die Intention beim Streckendesign war definitiv, so viele Überholmanöver wie möglich zu kreieren", beteuert der Streckenbetreiber seine Bemühungen für gutes Racing.

Miami trotz Hype ohne Gewinn

Auch in Sachen Finanzen gibt es in Miami Verbesserungsbedarf, denn der Grand Prix lohnte sich zur Überraschung Garfinkels 2022 noch nicht: "Wenn ihr mich vor sechs Monaten gefragt hättet, dann hätte ich basierend auf den Einnahmen erwartet, dass wir Geld verdienen. Aufgrund der Ausgaben werden wir dieses Jahr aber keinen Gewinn machen." Die Höhe der Kosten begründet der Streckenbetreiber mit den eigenen Ansprüchen an die Qualität des Grand Prix: "Die Ausgaben haben unsere Erwartungen weit übertroffen, weil wir alle Dinge erstklassig auf Formel-1-Niveau gestalten wollten."

Auch volle Tribünen bei saftigen Eintrittspreisen konnten die Kosten des Miami-Debüts nicht decken., Foto: LAT Images
Auch volle Tribünen bei saftigen Eintrittspreisen konnten die Kosten des Miami-Debüts nicht decken., Foto: LAT Images

Vor allem VIP-Besucher würden die Aussagen des Bosses nicht unbedingt unterschreiben. Für teilweise mehr als 10.000 Euro bekam das zahlkräftige Klientel schlechtes Essen, leere Buffets und teilweise überfüllte Logen geboten.

Für den Geschäftsmann hingegen ärgerlich: Besonders der temporäre Charakter der Rennstrecke sorgte in Kombination mit einem straffen Zeitplan für hohe Ausgaben. Auch in Zukunft lassen sich hier laut Garfinkel wohl nur einige wenige Kostenpunkte reduzieren: "Es gibt ein paar Strukturen an der Strecke, die wir vielleicht permanent hierbehalten können, aber der Großteil musste für das erste Mal in einem kurzen Zeitraum errichtet werden und war daher nur temporär."

Der Plan für das Rennen muss daher auch heißen, die Einnahmen zu erhöhen, weswegen eine Erweiterung der Kapazitäten angestrebt wird. "Ich möchte eine Marke von 100.000 Besuchern pro Tag erreichen", formuliert der Sportmanager sein Ziel. 2022 durften 'nur' 82.500 Besucher täglich an die Strecke. Die Anzahl der Parkplätze war ein Problem, weil die Rennstrecke auf dem Parkplatz des Stadions errichtet wurde.

Amerikanischer Fahrer gut, aber kein Muss

Für das Erreichen solcher Zuschauerzahlen setzt Garfinkel auf den Boom der Formel 1 in den USA und tätigt dabei auch eine überraschende Aussage über die Möglichkeit eines US-amerikanischen Fahrers in der Königsklasse: "Ich glaube nicht, dass es [ein amerikanischer Fahrer in der Formel 1] das Wachstum unseres Events notwendigerweise verstärken würde. Es wäre gut für den Sport, aber keine Notwendigkeit, denn der Sport ist gerade fantastisch."

IndyCar-Pilot Colton Herta wird häufig als möglicher amerikanischer F1-Fahrer genannt., Foto: LAT Images
IndyCar-Pilot Colton Herta wird häufig als möglicher amerikanischer F1-Fahrer genannt., Foto: LAT Images

Am wichtigsten sei die Qualität der Fahrer: "Wenn Amerika einen der 20 besten Fahrer der Welt hervorbringt, wäre das natürlich fantastisch, aber es ist wichtiger, dass es auch wirklich die besten 20 Fahrer sind, die in diesen Autos sitzen."