Die Formel 1 boomt und expandiert. Der Rennkalender ist mittlerweile auf 23 Grands Prix angewachsen und wenn es nach Liberty Media geht, sollten es sogar 25 Rennen werden. Neben der Rückkehr auf Traditionsstrecken wie Zandvoort und Imola gibt es dabei auch einen neuen Trend zu beobachten: Stadtkurse.
Anfang der 2000er gab es mit dem traditionellen Grand Prix in Monaco, dem Rennen im Albert Park von Melbourne und dem Event auf der Île Notre-Dame in Montréal drei Stadtkurse in der Formel 1. Wenn in der Saison 2023 der Grand Prix in Las Vegas hinzustößt, wird die Königsklasse in acht Städten die Straßen befahren.
Formel 1: Fehlgeschlagene Stadtkurse als mahnendes Beispiel
Historisch betrachtet verblieb die Verweildauer von Straßenkursen im Formel-1-Kalender jedoch oft sehr kurz, was insbesondere an der mangelnden Qualität der Strecken selbst lag. In den 1980er und 1990er Jahren versuchte die Formel 1 bereits in den USA Fuß zu fassen, wo Stadtkurse wie die IndyCar-Strecke von Long Beach eigentlich Tradition haben. Doch die Rennen in Dallas, Detroit, Las Vegas, Phoenix sowie im, bereits erwähnten, Long Beach konnten sich nicht langfristig etablieren. Auch der erstmals 2008 im Hafen des spanischen Valencias befahrene Kurs blieb nur bis 2012 im Rennkalender.
Für Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly hat die Formel 1 jedoch aus diesen Fehlschlägen gelernt. Er lobt die neuen Kurse: „Hinter diesen Streckendesigns steht ein gutes Team. Sie haben mehr Feedback und Daten über das, was in der Formel 1 funktioniert, und wissen daher, welche Art von Kurven die Überholmöglichkeiten verbessern. Ich denke, wir haben dazugelernt und die neuen Strecken bieten viel spannenderes Racing.“ Als Beispiel nennt der Franzose die lange Vollgaspassage in Baku: „Dort passiert die Hälfte der Runde gar nichts, aber am Ende auf der langen Geraden passiert die ganze Action.“
Stadtkurse oder Traditionsstrecken? Vettel und Hamilton uneins
Auch Sebastian Vettel erkennt die Vorteile von Rennveranstaltungen in den Städten an: „Racing in den Städten ist aufregend, weil die Leute schon da sind. Du brauchst die Leute nicht anheizen, [...] denn sie sind ja schon nah dran.“ Dennoch macht der Heppenheimer aus seiner Liebe für permanente Rennstrecken mit Tradition keinen Hehl, etwa als er vorschlug, mit dem Geld für Miami hätte man lieber die Traditionsstrecke Road Amerika Formel-1-tauglich machen sollen. „Ich denke, es liegt in der Hand der Fans zu entscheiden, aber im Sinne der Spannung des Racings und des Fahrens würde ich lieber auf richtigen Rennstrecken fahren“, äußerte der Aston-Martin-Pilot seinen Wunsch.
Der Grund für die Entwicklung hin zu mehr Straßenkursen liegt für den viermaligen Weltmeister aus Deutschland auf der Hand: „Auch wenn es großartig ist, Neues zu entdecken, kann man auch klar sehen, dass die Orte und neuen Rennstrecken an die wir kommen für den Sport auch finanziell getrieben sind. Ich schätze, das ist der Weg auf dem sie [Liberty Media] es entwickeln wollen.“
Lewis Hamilton: Formel 1 geht zu den Fans
Ein Befürworter des Weges der Formel-1-Besitzer ist Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Obwohl auch der Brite seine Leidenschaft für Traditionsstrecken oft zu Protokoll gegeben hat, ist für ihn ein anderer Aspekt noch wichtiger: „Es geht um die Leute. Wir haben die Pandemie erlebt, wo niemand da war und dann gibt es einfach keine Atmosphäre. Es war wie ein Testtag. Man konnte es nicht genießen.“ Für den Mercedes-Fahrer sind die Rennen in den Städten daher etwas Besonderes. „Für mich ist es in den Städten, wo ich wirklich mit den Menschen in Kontakt treten kann und ich auch einen Einfluss haben kann“, spricht Hamilton auch sein soziales Engagement an.
Haas-Pilot Mick Schumacher kann beide Seiten verstehen: „Ich würde die Traditionsstrecken gerne im Rennkalender behalten, aber wir sollten auch neue Sachen, insbesondere Straßenkurse, ausprobieren. Sie sind aufregend und bringen Leidenschaft.“
Ob sich die neuen Strecken im Gegensatz zu vielen ihrer Vorgänger langfristig in der Formel 1 halten können und Traditionsstrecken verdrängen werden, muss sich erst zeigen. Langfristige Verträge wurden allerdings bereits unterschrieben. In Jeddah und Miami laufen diese bis 2031, in Las Vegas hingegen wird zunächst nur für drei Jahre bis 2025 gefahren.
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