Für Aston Martin entwickelte sich der Große Preis von Australien 2022 zu einem Debakel auf ganzer Linie. Sportlich folgte am dritten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2022 ein Rückschlag auf den nächsten. Erst ein Motorschaden am Auto von Sebastian Vettel, dann ein verpasstes Training, jeweils zwei Crashs durch Vettel und Teamkollege Lance Stroll, Zeit-, Geld- und Gridstrafen und zum krönenden Abschluss erneut null Punkte. Als letztes Team steht Aston Martin nach drei Rennen nun weiter mit leeren Händen da. Damit nicht genug.

Nach dem sportlichen Offenbarungseid folgte auf dem Fuß ein PR-Debakel erster Güte. Das offizielle Safety Car der Formel 1 - ein immerhin stolze 535 PS starker Aston Martin Vantage mit 4,0-Liter Bi-Turbo-Motor und 314 km/h Spitze - erntete nach zwei Einsätzen Bernd Mayländers in Melbourne harsche Kritik aus dem Fahrerfeld. Warum? Zu langsam, um die Temperaturen der Reifen und Bremsen zu halten!

Charles Leclerc plante Beschwerde: Safety Car aber schon am Limit

Charles Leclerc, angesprochen auf größere Probleme beim Reifenaufwärmen vor dem zweiten Safety-Car-Restart des Rennens nach dem Unfall Sebastian Vettels, gibt sich noch diplomatisch. "Es fühlt sich im Auto immer zu langsam an, denn wir haben mit diesen Formel-1-Autos so viel Grip und da ist es sehr, sehr schwierig, gerade auf der Mischung, auf der wir da alle waren, dem Hard. Ich habe extrem zu kämpfen gehabt, da Temperatur reinzubringen", sagt der Ferrari-Pilot.

Deshalb habe er sich bereits am Boxenfunk beschweren wollen, Mayländer möge doch bitte schneller fahren. "Aber dann habe ich gesehen, wie sehr das Safety Car durch die Kurven gerutscht ist, und ich glaube nicht, dass er mehr hätte geben können, also wollte ich nicht zu viel Druck machen", schildert Leclerc seinen Eindruck des Vantage am Limit.

Max Verstappen sieht Handlungsbedarf: Aston Martins Safety Car ist zu langsam

Max Verstappen drückt sich deutlicher aus. "Da war so wenig Grip und auch das Safety Car ist so langsam gefahren, es war wie eine Schildkröte! Auf der Gegengerade 140 zu fahren, obwohl es dort kein beschädigtes Auto gab, da verstehe ich nicht, wieso wir so langsam fahren müssen", wettert Verstappen. Dabei sieht der Niederländer insbesondere den Sportwagen selbst in der Verantwortung. "Wir müssen das ansehen", fordert Verstappen.

Vettels Pannen-Comeback: Strafe & Motorschaden! (16:42 Min.)

Der Titelverteidiger weiter: "Natürlich ist das Safety Car von Mercedes wegen der zusätzlichen Aero schneller, aber dieser Aston Martin ist echt langsam. Der braucht auf alle Fälle mehr Grip, denn unsere Reifen waren kalt wie Stein. Es ist ziemlich schrecklich, wie wir gerade hinter dem Safety Car herfahren."

George Russell: Mit Mercedes' Safety Car gibt es diese Probleme nicht

Eine besonders fatale Szene ereignete sich beim zum Aufwärmen von Bremsen und Reifen nötigen ewigen Kreislauf von starkem Beschleunigen und Abbremsen während der langsamen Safety-Car-Fahrt weiter hinten im Feld. Nur mit viel Glück und einem beherzten Ausweichmanöver verhinderte Mick Schumacher einen Auffahrunfall auf Yuki Tsunoda.

Mercedes-Pilot George Russell schließt sich der Kritik zunächst auf humorvolle Art an. "Mit dem Mercedes-AMG Safety Car haben wir dieses Problem nicht", scherzt der Brite. Neben dem Aston Martin Vantage wird in der Formel 1 seit diesem Jahr auch der Mercedes-AMG GT Black Series eingesetzt - das bislang schnellste Safety-Car der F1-Geschichte. Stolze 735 PS - fast 200 mehr als unter der Haube des Vantage werkeln - peitschen das von den Fahrern präferierte Modell von Mercedes in 3,2 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer (Vantage: 3,6 Sek.). Erst bei 325 km/h ist Schluss (Vantage 314 km/h).

Die Black Series von Mercedes taugt den F1-Fahrer deutlich besser, Foto: LAT Images
Die Black Series von Mercedes taugt den F1-Fahrer deutlich besser, Foto: LAT Images

Formel 1 seit 2021 mit zwei Safety Cars: Aston Martin und Mercedes

Schon im Vorjahr teilten sich Aston Martin und Mercedes die Einsätze des Safety Cars. 2021 kam allerdings noch nicht die Black Series zum Einsatz. Sowohl beim Saisonstart in Bahrain als auch in Saudi-Arabien kam der Mercedes zum Einsatz, der Aston Martin debütierte für diese Saison in Australien. Nur humorvoll gemeint ist Russells Aussage allerdings nicht. "Im Ernst, der Mercedes-AMG ist so fünf Sekunden ... Jedenfalls deutlich schneller als der Aston Martin. Das ist ordentlich", betont Russell. Musik in den Ohren seines Arbeitgebers, alles andere als ein Wohlklang für Aston Martin - wobei auch hier Mercedes durchaus mitleidet. 20 Prozent der Nobelmarke gehören den Schwaben. Mit CEO Tobias Moers leitet zudem ein ehemaliger AMG-Mann die Geschicke des Herstellers aus Großbritannien.