Bei Mercedes gibt es in Australien im Qualifying nichts Neues. "Nein, wir machen keine Fortschritte", sagt Lewis Hamilton knapp, nachdem er sich mit 0,957 Sekunden Rückstand auf den Ferrari von Charles Leclerc den fünften Startplatz holte. George Russell folgte direkt dahinter, meldete ähnliches.

Mercedes hat keine Upgrades gebracht, und keine nennenswerten Fortschritte beim Verstehen ihrer Probleme erlangt. Nach benennen die Fahrer das Bouncing, das aerodynamisch bedingte Auf-und-Ab-Springen des Autos bei hohen Geschwindigkeiten, als das größte Problem des W13. Nur: Auch Ferrari litt sichtlich und extrem im Qualifying darunter. Trotzdem war Leclerc eine Sekunde schneller. Wie kann das sein?

Mercedes: Bouncing-Problem in Australien auch in Kurven

"Das ist ein guter Punkt", gesteht Teamchef Toto Wolff nach dem Qualifying. "Unser Bouncing ist diesbezüglich schlimmer, weil wir es in die Kurve mitnehmen, in die schnellen Stellen." Das ist in Melbourne besonders am Ende des langen Linksbogens am See ein enorm wichtiger Faktor. Mit deutlich über 300 km/h müssen die Fahrer hier in einen schnellen Linksknick einlenken.

Der Ferrari beruhigt sich sofort, wenn die Fahrer das Tempo rausnehmen und einlenken. Der Mercedes tut das nicht. Deshalb trauen sich die Fahrer nicht, die Kurven zu attackieren. "Es ist ein so ungewöhnliches Gefühl im Auto", erklärt George Russell. "Wenn es sich auf und ab bewegt, kannst du es nicht so recht in die Kurve werfen."

"Wenn du dir die Overlays anschaust, dann sind wir im ersten Sektor sehr wettbewerbsfähig, im zweiten Sektor sind wir wettbewerbsfähig, und in Sektor drei durch die Kurven neun und zehn und durch zwölf verlieren wir die ganze Zeit, fast eine Sekunde in ein paar Kurven", liefert Wolff die Zahlen dazu. Damit nennt er genau jene schnellen Kurven, in denen die Fahrer das Vertrauen brauchen.

Wo der Unterschied zu Ferrari liegt, lässt sich noch nicht sagen. "Ich verstehe es nicht, und ich glaube nicht, dass es irgendwer versteht", meint Hamilton nach dem Qualifying. Beim Setup macht das Team immerhin kleine Fortschritte, vermeldet Wolff währenddessen. "Wie Tag und Nacht, meinte Lewis. Aber da sprechen wir von ein paar Zehnteln, vielleicht etwas mehr."

Mercedes: Updates machen keinen Sinn

Auch das Qualifying-Ergebnis zeigt nicht das ganze Bild. Mercedes weiß, dass man auf der Strecke nicht die Plätze fünf und sechs einfahren hätte sollen. Der Ferrari von Carlos Sainz und der Alpine von Fernando Alonso landeten nur wegen Pech dahinter. Und das beste Mercedes-getriebene Auto war heute der McLaren. Lando Norris schlug beide Werksautos, und Teamkollegen Daniel Ricciardo fehlten nur zwei Zehntel auf Hamilton.

Die Lösung bleibt laut dem Team in weiter Ferne - denn man hat noch keine klaren Antworten. "Nichts, was wir dieses Wochenende getan haben, hat Aero-Potential freigesetzt oder das Bouncing reduziert", sagt Wolff. "Deshalb machen Updates auch keinen Sinn. Du verwirrst dich nur noch mehr. Vielleicht ist es auch der Fakt, dass das Bouncing schlimmer wird, je mehr Abtrieb du draufpackst. Wir lernen noch immer."

"Es waren drei Rennen und kein Fortschritt", fasst Hamilton zusammen. Das Rennen in Australien wird zur nächsten Testsession verkommen, P5 und P6 zu halten wäre für das Team ein Erfolg. Hamilton blickt schon in die Zukunft: "Ich hoffe, dass wir im Laufe der nächsten Woche so viele Informationen wie möglich von diesem Rennen aufrollen und ermitteln können, wie wir für das nächste Rennen etwas lösen können."