Bevor die Formel 1 2022 ihre Regelrevolution durchgeführt hat, wurde regelmäßig mit der Aussicht geliebäugelt früher oder später auf das DRS-System verzichten zu können. Nach zwei Rennen wagen die Fahrer eine erste Einschätzung und die fällt ziemlich eindeutig aus: Der Klappflügel ist noch immer vonnöten, um Überholmanöver zuzulassen.
Die Frage kam nach dem Großen Preis von Saudi Arabien auf, als Charles Leclerc und Max Verstappen eindrucksvoll unter Beweis stellten, wie gut es mit der neuen Fahrzeug-Generation möglich ist, einen vorausfahrenden Boliden zu verfolgen und infolgedessen auch zu Überholen.
Verstappen: Ohne DRS nur Zweiter
Ohne DRS wären das entscheidende Manöver, das Verstappen den Sieg über Leclerc einbrachte, aber nicht möglich gewesen, davon ist der Niederländer überzeugt. "Wenn ich heute kein DRS gehabt hätte, wäre ich nur Zweiter geworden", betonte Verstappen in der Pressekonferenz nach dem GP in Jeddah unmissverständlich", denn ohne DRS wäre ich niemals vorbeigekommen."
Eine durchaus plausible Aussage. Denn durch die insgesamt drei DRS-Zonen, können die F1-Piloten den Flügel auf dem Kurs am Roten Meer so lange flachstellen, wie auf kaum einer anderen Strecke. Dass die drei DRS-Zonen jeweils nur durch wenige Kurven voneinander getrennt sind trägt noch seinen Teil dazu bei. "Ich denke auf dieser Strecke ist der DRS-Effekt besonders hoch", unterstrich auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner diese Aussage.
Verstappen führte weiter aus: "Die Autos sind noch immer zu anfällig für die verwirbelte Luft, auch wenn es auf einigen Strecken einfacher möglich ist zu Überholen, als auf anderen". Saudi-Arabien galt 2021 bei seinem Debüt als ein eher überholfeindlicher Kurs. Im Vorjahr wurden auf der Strecke nur 20 Überholvorgänge komplettiert, was klar unter dem Durchschnitt liegt.
Ferrari-Piloten stimmen zu: Klappflügel noch notwendig
2022 erlebten wir auf dem Straßenkurs 33 Platzwechsel. Einen ähnlichen Trend gab es auch in Bahrain. Von 43 Überholvorgängen im Vorjahr stieg die Statistik auf 58 Manöver 2022. Das ist zwar ein signifikanter Zuwachs, aber er könnte keineswegs das Wegfallen dieser Überholhilfe ausgleichen. Darin sind sich die Fahrer einig. Charles Leclerc meinte kurz angebunden: "Für den Moment brauchen wir noch immer DRS ".
Carlos Sainz teilt die Meinung seiner Kollegen ebenfalls: "Ohne DRS würde die Anzahl an Überholmanöver drastisch reduziert werden, deshalb denke ich, dass wir noch immer besser mit DRS dastehen." Der Ferrari-Pilot kann sich aber vorstellen, dass die Wirkung der Überholhilfe durchaus eine gewisse Reduktion vertragen könnte. "Wir sollten aber vielleicht das Speed-Delta berücksichtigen, das derzeit möglicherweise ein bisschen zu hoch ist und dem Verfolger einen zu großen Vorteil gibt", so Sainz.
Sainz: Wollen keine Autobahn-Überholmanöver
Der Drittplatziere des vergangenen Wochenendes unterstrich: "Manchmal ist das Überholmanöver schon vor der Bremszone vollbracht und wir hätten es alle lieber, wenn sich zwei Autos in der Bremszone duellieren, anstatt dass sie aneinander vorbeifahren wie auf der Autobahn."
Ein schwächerer DRS-Effekt könnte in Zukunft also tatsächlich auf der Agenda stehen, aber eine Abschaffung des verstellbaren Heckflügels zumindest in der näheren Zukunft wohl kaum. Denn die Auswirkungen von DRS spiegeln sich in den Überholstatistiken deutlich wider.
Nur zum Vergleich: Als in der Saison 2011 das Drag Reduction System eingeführt wurde, verdoppelte sich die Anzahl der Überholvorgänge beinahe. Bei ansonsten weitestgehender Konstanz im technischen Reglement wurden im Vergleich zu 2010 aus durchschnittlich 23,7 erfolgreichen Überholmanöver pro Rennen 43,2 Platzwechsel auf der Strecke.
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