Max Verstappen hält nicht viel von der Formel-1-Serie "Drive to Survive" auf Netflix. Das ist nichts neues. Der F1-Weltmeister boykottiert die jährlich erscheinende zehnteilige Erfolgsserie bereits seit der ersten Staffel und ließ seinem Unmut über die Verfälschungen in der Streaming-Produktion mehrmals freien Lauf.

Nach dem Release der vierten Staffel war Verstappen mit seiner Kritik an der Serie längst nicht mehr alleine. Auch zahlreiche andere Fahrer kritisierten die großen Freiheiten, welche sich die Macher der Serie bei der Wiedergabe des Geschehens auf und neben der Rennstrecke erlaubten.

Formel-1-Boss ermahnt Netflix

Zuletzt schaltete sich sogar F1-Boss Stefano Domenicali in die Diskussion ein, indem er als Vermittler zwischen den Drive-to-Survive-Machern und den F1-Piloten auftrat, und kündigte an, dass er für eine geänderte Herangehensweise in zukünftigen Staffeln sei. "Es ist notwendig, dass sich die Story nicht zu weit von der Realität entfernt", so das Formel-1-Oberhaupt.

An Verstappens Sichtweise auf die Serie ändert diese Ankündigung wenig. Er will auch in Zukunft die Reihe boykottieren. "Ich habe kein Interesse daran. Es nimmt nur so viel Zeit in Anspruch. Wir müssen schon so viele andere Sachen machen und ursprünglich habe ich auch den Nutzen darin nicht gesehen", so der Holländer.

Verstappen vs. Netflix: Von Beginn an ruiniert

Das Verhältnis zwischen Verstappen und der Netflix-Produktion war bereits seit der ersten Staffel zerrüttet, in welcher der Niederländer seiner Meinung nach als Bösewicht dargestellt wurde. Der Red-Bull-Pilot unterstrich: "Wenn man etwas von Beginn an ruiniert, kann man es nicht mehr einfach so geradebiegen. Das ist mein Standpunkt und den werde ich weiter beibehalten."

Seitdem habe sich die Serie zusätzlich noch in die falsche Richtung entwickelt, findet er. Seine Beschwerde: "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es ein bisschen mehr wie 'Keeping up with the Formula 1 world' wirkt". Der Vergleich spielt auf die berüchtigte Reality-Show rund um den Kardashian-Clan an.

Doch trotz seines Interview-Boykotts ist Verstappen auch in der neuesten Staffel nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Der Weltmeister stellte erstaunt fest: "Ich habe ein paar Episoden geschaut und plötzlich sah ich mich selbst darin reden."

"Es ist wahrscheinlich Zeug von 2018, das sie von damals übernommen haben und nun wieder verwendeten. Man kann es an meiner Stimme hören, die klingt etwas anders. Das ist nicht korrekt", verurteilte der 24-Jährige dieses Vorgehen.

Lando Norris wie ein Arschloch dargestellt

"Die ganze Staffel wurden Dinge und Momente fabriziert", kritisierte Verstappen. Dabei seien aber die alten Interviews nur ein kleineres Manko verglichen mit einer anderen Problematik, die er ins Auge gefasst hatte. "Was mir nicht gefallen hat, war die Story rund um Lando (Norris) und Daniel (Ricciardo), die meiner Meinung nach zwei super Typen sind."

In der Serie seien die Charakterzüge von Norris aber nicht authentisch wiedergegeben worden. "Sie ließen es so aussehen, als sei Lando ein bisschen ein Arschloch, dabei ist er ein lustiger und großartiger Kerl", ärgerte sich Verstappen, der in seiner Freizeit im selben Simracing-Team wie der McLaren-Pilot aktiv ist.

Verstappen: Jahresrückblick statt Netflix-Serie

Da die Serie vor allem an neue Formel-1-Fans gerichtet ist, sei dies zusätzlich ein Problem. Verstappen fürchtet, dass so die Netflix-Zuschauer ein schlechtes Bild des Briten bekommen könnten und dieses Bild von der als Dokumentation gelisteten Serie auf die echte Formel-1-Welt übertragen.

Der 20-fache Grand-Prix-Sieger hat auch einen Gegenvorschlag parat. Seine Meinung: "Es ist besser, wenn die Formel 1 selbst einfach ein Saison-Review produzieren würde. Das wäre viel schöner anzusehen".