Grün ist die Farbe der Hoffnung. Bei Aston Martin gilt das aktuell insbesondere im Hinblick auf Sebastian Vettel. Ausgerechnet den Start in die Formel-1-Saison 2022, den Start in die völlig neue F1-Regel-Ära verpasste der viermalige Weltmeister am vergangenen Wochenende wegen einer Infektion mit dem Coronavirus. Einmal mehr musste 'Super Sub' Nico Hülkenberg beim Team aus Silverstone einspringen. Schon 2020 hatte der Emmericher bei drei Rennen den Feuerwehrmann beim damaligen Racing Point gegeben.

Angesicht der Umstände machte Hülkenberg seine Sache gut. Erneut musste Aston Martin den Deutschen extrem kurzfristig einfliegen. Erst am späten Donnerstagabend erreichte Hülkenberg den Wüstenstaat. Nur drei Runs im Simulator hatte Hülkenberg im Winter zuvor insgesamt im AMR22 absolviert, das echte Auto allerdings nie gefahren. Dennoch arbeitete sich der Deutsche, zuletzt 2020 in einem F1-Boliden, in den Trainings zügig an Teamkollege Lance Stroll heran. Im Qualifying schüttelte Hülkenberg (P17) den Kanadier (P19) sogar klar ab. Mehr als drei Zehntel schneller als der Stammfahrer mit der Erfahrung von immerhin drei Tagen Wintertestfahrten.

Aston Martin fährt ohne Vettel hinterher

Unter Rennbedingungen konnte Hülkenberg dieses Niveau nicht länger halten. Mit P17 sah Hülkenberg die Zielflagge als Letzter. Stroll erreichte zwar den zwölften Rang, mit den Punkterängen hatte allerdings auch der Kanadier längst nichts zu tun. Zu langsam war der AMR22, Aston Martin zählte klar zu den größten Verlierern des Saisonstarts. Auch, weil Sebastian Vettel schmerzlich vermisst wurde?

Zumindest zum Teil, so Aston Martins 2022 neuer Teamchef Mike Krack. "Das kam echt zu einem Zeitpunkt, zu dem du das wirklich nicht gebrauchen kannst. Du hast noch überhaupt keine Referenzen und dann musst du im letzten Moment den Fahrer wechseln", kommentiert der Luxemburger den Ausfalls Vettels ausgerechnet beim ersten Saisonrennen unter einem noch dazu völlig neuen Reglement.

Krack: Vettel-Fehlen allein erklärt nicht alles

"Dann hast du nur noch eine Referenz [Stroll], was immer ziemlich gefährlich ist. Und für Nico war es natürlich schwierig, da reinzuspringen. Er hat ja auch keine Referenz, er hat nicht getestet. Dann tappst du eben etwas im Dunkeln. Das hat sicherlich nicht geholfen", sagt Krack. Eine absolute Erklärung für den enttäuschenden Auftakt - Krack: "Das macht keinen Spaß, da will ich nicht sein." - könne das Fehlen Vettels dennoch nicht sein, gesteht der Aston-Leiter. "Das sagt noch immer nicht, dass das Auto schnell ist", sagt Krack.

Wie geil ist die neue Formel 1 2022? | Bahrain GP Reactions (25:00 Min.)

Dennoch: Mit Stammfahrer, Weltmeister und Referenz Vettel hätte man sich wohl leichter getan, glaubt Aston Martin. Umso mehr hofft man nun auf ein Comeback schon beim nächsten Rennen. Das steigt allerdings bereits am kommenden Wochenende in Saudi-Arabien - und noch ist alles andere als klar, dass Vettel in Jeddah zurückkehren wird. "Er hat heute [per Video-Schalte] am Debriefing teilgenommen und klang schon wieder angeschlagen als noch vor ein paar Tagen", berichtet Krack zwar auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Aber wir wissen es noch nicht. Wir müssen schauen, wie es die nächsten Tage bei ihm läuft. Wir hoffen aber, dass er bald zurück sein wird."

Saudi-Arabien: Kehrt Sebastian Vettel nach Corona-Infektion zurück?

Keine Sorgen macht sich Krack wegen Einreisebestimmungen. Immerhin hält sich Vettel derzeit noch immer zuhause in der Schweiz auf. "Ich kenne die Regularien gar nicht hundertprozentig. Aber wenn er einen negativen Test hat, wird es einfach sein", meint Krack. "Aber es ist sowieso nicht nur das, sondern auch das Teamprotokoll", sagt der Luxemburger. Das sieht eine negative Testung vor dem Rennwochenende vor - während die Formel 1 selbst 2022 keinen verpflichtenden Corona-Test mehr für das Betreten des Fahrerlagers mehr verlangt. Nur wegen der eigenen Vorgaben Aston Martins zur internen Eindämmung des Coronavirus konnte Vettels Infektion also überhaupt erkannt werden.

Für den Fall der Fälle bereitet Aston Martin aktuell Nico Hülkenberg vorsorglich auf einen zweiten Einsatz vor. Bereits am Montag kehrte der Emmericher zurück nach Europa. Nach MSM-Infos soll er schon morgen im Simulator sitzen, um sich auf die Strecke in Jeddah vorzubereiten. Der Kurs feierte erst 2021 sein Debüt im F1-Kalender. Anders als Bahrain kennt Hülkenberg den Jeddah Corniche Circuit also nicht aus eigener Erfahrung.

Vettel gesund oder nicht? Hülkenberg bereitet zweiten Einsatz vor

Zuletzt kehrte Daniel Ricciardo nach einer Corona-Infektion zügig zurück. Keine Woche nach einem positiven Test des Australiers und dem Verpassen des Bahrain-Tests feierte Ricciardo dank eines negativen Tests rechtzeitig zum Bahrain-GP sein Comeback. Je nach Verlauf und Virenlast kann es bei Sebastian Vettel dennoch länger dauern. Zuletzt kamen im Fahrerkreis angesichts dieser jüngsten Infektionen bereits Forderungen auf, auch mit einer aktiven Corona-Infektion starten zu dürfen.