Mercedes beendete die ersten Formel-1-Testfahrten 2022 in Barcelona am Freitag mit einer Doppelführung. Rekordweltmeister Lewis Hamilton fuhr vor seinem neuen Teamkollegen George Russell die schnellste Rundenzeit auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. Das Silberpfeil-Duo unterbot dabei die vorherigen Bestmarken von Lando Norris und Charles Leclerc. Trotz der absoluten Bestzeit in der ersten Testwoche der Saison gibt sich Mercedes kleinlaut. Aussagekraft fehlt noch.

"Das ist in der ersten Woche nie der Fall. Wir haben keine Ahnung, wo alle stehen", so Hamilton, der in der Nachmittagssitzung mit 1:19.138 Minuten die schnellste Runde der Woche hinlegte. Der siebenfache Champion war dabei auf Pirellis weichster Reifenmischung unterwegs. Russell war vor der Mittagspause ebenfalls auf dem C5-Reifen gefahren und knapp eine Zehntelsekunde langsamer.

Erster Verfolger in der kumulierten Zeitenliste ist Red-Bull-Pilot Sergio Perez. Der Mexikaner war auf dem C4-Reifen vier Zehntelsekunden langsamer als Hamilton. Die von Norris am Mittwoch auf dem gleichen Reifen markierte Bestzeit war nur minimal langsamer. Russell sieht die Vergleichbarkeit der Rundenzeiten wie Hamilton kritisch.

Russell spielt Mercedes-Pace herunter

"Ich denke, das ist überhaupt nicht repräsentativ. Wir waren natürlich auf dem weichsten Reifen unterwegs und der C5 ist hier auf dieser Rennstrecke ein sehr starker Reifen. Auch wenn wir in der Zeitenliste ganz oben stehen, würde ich da nicht allzu viel hineininterpretieren", sagt der 24-jährige Neuzugang im Weltmeister-Team.

Die Performance der Rivalen bewertet er trotz des Tritts auf die Euphoriebremse sehr wohl. "Ferrari und McLaren sehen unheimlich stark aus und ich denke, wir müssen noch einige Verbesserungen vornehmen. Wir sind mit der Balance des Autos und den Grenzen, die uns momentan noch gesetzt sind, nicht ganz glücklich", erklärt Russell.

Hamilton sieht trotz fleißigem Freitag Nachholbedarf

Hamilton spricht ebenfalls von Nachholbedarf. "Das waren ein paar interessante Tage, aber sicher nicht die einfachsten. Es lief fast glatt, aber wir müssen definitiv ein paar Hürden überwinden.", so der 37-Jährige, der mit den Testfahrten nicht ganz glücklich ist. "Wir waren an den letzten zwei Tagen etwas hinten dran."

Am Freitag klotzte Mercedes noch einmal richtig ran. Mit 94 und 66 Runden waren Hamilton und Russell am Freitag das fleißigste Gespann auf dem 4,655 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs. "Heute bin ich zufrieden. Ich habe fast 100 Runden gefahren, was für einen halben Tag im Auto nicht allzu schlecht ist", sagt Hamilton.

Mercedes' leitender Ingenieur vor Ort zeigt sich mit den Ergebnissen der ersten Testwoche zufrieden. "Wir hatten ein sehr dichtes Programm für die drei Tage geplant und konnten die wichtigsten Punkte abarbeiten und gute Fortschritte mit dem Auto und der Power Unit machen", so Andrew Shovlin, der sich vor allem über die Zuverlässigkeit freut: "Es ist für alle sehr befriedigend zu sehen, dass wir damit ohne größere Probleme 1.800 km zurücklegen konnten."

Mercedes will bis zum Bahrain-Test nachlegen

Hamilton hofft, dass die Defizite bis zum zweiten Teil der Wintertestfahrten vom 10. bis 12. März in Bahrain abgearbeitet sind. "Das ganze Team hat diese Woche einen super Job gemacht. Alle Jungs und Mädels in der Fabrik haben toll gearbeitet und wir müssen jetzt all die Daten mitnehmen und nächste Woche so gut es geht durcharbeiten", so der Brite.

Sein Stallgefährte erwartet, dass sich bis dahin einiges tun wird. "Ich denke, wir werden bis Bahrain einige Änderungen sehen", sagt Russell. Für ihn und Hamilton stehen in den kommenden Tagen einige Simulatorsessions an, wie Shovlin erklärt: "Wir müssen noch an der Balance feilen, sowohl mit Blick auf eine schnelle Runde als auch die Long Runs. Bahrain ist eine ganz andere Strecke als das kalte Barcelona, aber hoffentlich können wir in diesen Bereichen gute Fortschritte erzielen und auf diesem vielversprechenden Start in unser Wintertestprogramm aufbauen."