Mehr Unterstützung für Nicholas Latifi: Im Rahmen der Mercedes-Präsentation des W13 stärkten sowohl Lewis Hamilton als auch George Russell dem Kanadier den Rücken. Ersterer hatte im Vorjahr in Abu Dhabi den WM-Titel in einem höchst kontroversen Finale nur deshalb verloren, weil eine späte und höchst fragwürdig aufgelöste Safety-Car-Phase Max Verstappen zurück ins Rennen brachte. Ausgelöst hatte das Safety Car zuvor Latifi durch einen Crash im Zweikampf mit Mick Schumacher.

"Das fühlte sich richtig, richtig übel für Nicholas an. Er ist so ein toller Kerl. Er leistet so viel harte Arbeit und Mühen und hat riesige Fortschritte gemacht", sagt nun Latifis damaliger Williams-Teamkollege Russell, heute bei Mercedes. "Fehler passieren. Und ich weiß aus erster Hand, wie schwierig dieses spezielle Williams-Auto zu fahren war." Nicht nur einmal hatte Russell im Vorjahr etwa die extreme Windanfälligkeit des Boliden moniert.

Latifi erhielt Morddrohungen wegen Crash in Abu Dhabi

Angesichts dieser Umstände habe Latifi nicht im Ansatz verdient, was er abbekam, so Russell. Zuvor hatte bereits Williams-Teamchef Jost Capito seinen Piloten verteidigt. "Da muss definitiv mehr getan werden", fordert nun Russell. Was Russell damit meint? Nicht sein ehemaliges Team, sondern die Schläge weit unter die Gürtellinie, die Latifi nach seinem letztendlich WM-entscheidenden Unfall in den Sozialen Medien einstecken musste. Selbst Morddrohungen sah sich der Kanadier ausgesetzt. Deshalb verordnete sich Latifi nicht nur einen Social-Media-Blackout, sondern sah sich sogar genötigt, Personenschützer zu engagieren.

Gegen diesen Missbrauch sozialer Medien müsse sehr viel härter gekämpft werden, so Russell. Allzu gut kenne er sich bei dem Thema zwar nicht aus. "Aber ich denke, dass da mehr für Athleten und Leute im Scheinwerferlicht getan werden muss, denn manche Leute hinter dem Computer denken an der Tastatur, dass sie ein Recht haben, jemandem, der da draußen versucht eine Karriere für sie hinzulegen, zu sagen, was sie wollen und dabei fast vergessen, dass wir alle Menschen sind", kritisiert Russell.

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Lewis Hamilton appelliert an Facebook & Co: Müssen mehr tun!

Neo-Teamkollege Lewis Hamilton - aus bekannten Gründen im Winter seinerseits im Social-Media-Blackout - nimmt dabei ganz konkret die Betreiber der Sozialen Medien in die Pflicht. "Ich denke nicht, dass es große Veränderungen oder einen Wandel gab. Oder, dass von diesen sozialen Plattformen genug gearbeitet wurde", moniert der Rekordweltmeister. "Wir müssen noch immer weiter Druck auf sie machen, damit sie etwas ändern."

Hamilton weiter: "Geistige Gesundheit ist eine ernste Angelegenheit und auf diesen sozialen Plattformen erfahren die Menschen Missbrauch. Niemand verdient das und es sollte niemals toleriert werden. Sie können diese Dinge ändern und Veränderungen vornehmen, aber sie scheinen es nicht schnell genug zu tun. Also müssen wir den Druck aufrechterhalten."

Social Abuse: Hamilton stärk Latifi den Rücken

Hamilton selbst hatte sich gleich nach dem Rennen in Abu Dhabi mit Latifi in Verbindung gesetzt, wie der Kanadier kürzlich berichtete. Aus Ärger über den Unfall? Mitnichten. Sondern, weil auch Hamilton - trotz seines eigenen Blackouts - die Welle des Hasses nicht entging, die über den Kanadier hereinbrach. Noch dazu setzt sich Hamilton ohnehin bereits länger auf seinen Plattformen gegen den Missbrauch sozialer Medien ein.

"Ich hatte Kontakt mit Nicholas", bestätigt Hamilton. "Er hat meine volle Unterstützung und ich weiß, wie schwierig es in solchen Situationen sein kann. Und ich denke, dass es für ihn wichtig ist, dass er weiß, die Unterstützung von Leuten um ihn herum zu haben. Du kannst sehen, dass es in diesem Sport so viel Leidenschaft gibt. Und das macht diesen Sport auch erst zu großartig. Aber wir müssen das auf eine positive Art kanalisieren, nicht negativ."