Ein turbulenter Nachmittag in Saudi-Arabien endet für Max Verstappen mit einem zweiten Rang, einer Kollision mit Lewis Hamilton, fünf Strafsekunden, und danach auch noch zusätzliche zehn für die Kollision. Der Red-Bull-Pilot hat so seine letzten acht Punkte in der Fahrer-MW eingebüßt und liegt vor dem Saisonfinale wieder gleichauf mit Hamilton.
Verstappen stinkt aber ganz klar, wie das Rennen in Saudi-Arabien ablief. So viel ist in den Interviews und in der Pressekonferenz gleich klar. Dort bezeichnete Kontrahent Hamilton ihn als über dem Limit agierend, und hob mehrfach hervor, wie oft er bereits Kollisionen mit dem Red-Bull-Piloten verhindert hatte. Verstappen sieht die Probleme nicht.
Verstappen vs. Hamilton schaukelt sich in Saudi-Arabien hoch
Verstappens Chaos begann bei der ersten von zwei roten Flaggen. Dank der Unterbrechung konnte er, der da noch nicht an der Box gewesen war, ohne Stopp Reifen wechseln und stand somit für den Neustart auf Platz eins. Den erwischte aber der hinter ihm losfahrende Hamilton besser, und Verstappen ging außen beim Verteidigen der Platz aus. Er kürzte ab, drückte sich vor Hamilton zurück auf die Strecke.
Die Rennleitung urteilte auf "Vorteil verschafft" - und in der folgenden zweiten roten Flagge wurde Verstappen zurück auf P3 versetzt, hinter Hamilton und Esteban Ocon. Die er mit einem brutalen Manöver innen beim dritten Start des Rennens wieder einkassierte. Das aber tat er dank Medium-Reifen. Hamilton und Mercedes hatten, in Anbetracht der verbleibenden 33 Runden, lieber auf Hard gesetzt.
So holte Hamilton Verstappen 13 Runden vor Schluss wieder ein. "Er hatte Schwung, ein bisschen wie in Brasilien", erklärt Verstappen. "Natürlich habe ich spät gebremst, bin an einem Punkt ein bisschen von der Linie runter und hatte einen Quersteher, aber er hat die Kurve auch nicht geschafft." Verstappen drückte Hamilton in die Auslaufzone, folgte selbst, und blieb vorne.
Wieder griff die Rennleitung mit der Order zum Platztausch ein, bei dem es dann schlussendlich zur Kollision der beiden WM-Kontrahenten kam. Hamiltons Anschuldigungen, er habe absichtlich verlangsamt und einen Zwischenfall provoziert, wehrt Verstappen ab: "Ich bin nach rechts, habe verlangsamt, gebremst, runtergeschaltet - und er blieb einfach richtig nah dran, ich verstehe nicht ganz warum. Ich wurde immer langsamer, habe runtergeschaltet - dann gab es das Missverständnis, und er ist mir reingefahren."
Verstappen: Ich will doch nur Rennen fahren
"Das war's", mehr sieht Verstappen in dieser Szene nicht. Dass Hamilton ihn am Funk als Verrückten beschimpfte, tut er als "in der Hitze des Gefechts" ab. Sauer ist er viel mehr darüber, dass er schließlich auch noch fünf Strafsekunden für das Abkürzen kassierte - weil er auch nach der Kollision vor Hamilton blieb, also die Anweisung der Rennleitung nicht umgesetzt hatte. "Ich versuche nur, Rennen zu fahren - in diesem Sport geht es mehr um Strafen als ums Racing", ärgert er sich schon im Onboard-Interview nach dem Rennen.
In der Pressekonferenz führt er seine Meinung genauer aus: "Ich finde es interessant, dass ich bestraft werde, wenn wir beide außerhalb der weißen Linien fahren. In Brasilien war das okay, jetzt ist es plötzlich eine Strafe." Er ist fest davon überzeugt, dass Hamilton seine Attacke nicht innerhalb der weißen Linien vollziehen hätte können: "Du konntest eindeutig sehen, dass wir beide die Kurve nicht gekriegt haben."
"Das ist nicht die Formel 1, mit der ich aufgewachsen bin", klagt Verstappen. "Es ist nicht nur in diesem Rennen, es ist generell ein Trend." Auf weitere Diskussionen über die Stewards will er sich nicht mehr einlassen: "Sie verdienen es nicht, erwähnt zu werden." Am späten Abend folgten dann noch die 10 Strafsekunden für die Kollision, die auf Verstappens zweiten Platz aber keinen Einfluss haben.
Die WM ist jedenfalls vor dem Finale in Abu Dhabi so eng wie nur irgendwie möglich. Verstappen räumt ein, dass Mercedes im Rennen hier wohl das schnellere Paket hatte. Sollten übrigens beide Fahrer in Abu Dhabi ausfallen, wäre Verstappen Weltmeister - denn er hat einen Sieg mehr.
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