Ferrari hat beim Formel-1-Wochenende in Saudi Arabien die Chance den Sack gegen McLaren zuzumachen. Doch der Ferrari SF21 erweist sich an diesem Wochenende als Diva. Auf der einen Seite ist der Bolide in Jeddah pfeilschnell, auf der anderen Seite kämpfen die Fahrer mit einem losen Heck.

Sainz kritisiert Medium-Balance

Nachdem am Freitag Charles Leclerc das Auto nach einem heftigen Abflug in Kurve 22 demoliert hatte, erwischte es am Samstag seinen Teamkollegen Carlos Sainz. Dem Spanier geht im zweiten Qualifying-Abschnitt das Heck weg. Er kann zwar einen Unfall vermeiden. Durch einen leichten Kontakt mit der Streckenbegrenzung fuhr er sich allerdings einen Schaden ein und musste in Q2 die Segel streichen.

Der 27-Jährige führte seinen Dreher auf die Reifenwahl zurück. "Wir hatten wahrscheinlich die falsche Balance für den Medium-Reifen und ich hatte dadurch sehr viel Übersteuern", analysierte Sainz. Charles Leclerc pflichtete seinem Ferrari-Kollegen bei: "Sobald wir auf den Medium gingen, wurde das Auto sehr knifflig zu fahren".

Dreher mit Ansage

Kurve 11, die ihm zum Verhängnis wurde, machte bei seinem Dreher nicht zum ersten Mal Probleme. "Aus irgendeinem Grund, den ich immer noch nicht verstehe, verlor ich in T11 immer das Heck." Dieses Problem sei bereits in der dritten Trainings-Session am Nachmittag sowie in Q1 aufgetreten, berichtete er.

"In Q2 brach das Auto plötzlich schlagartig aus, was den Dreher verursacht hat", rätselte Sainz. Der Spanier fing diesen Dreher zwar ab, doch da sein Heck leicht die Bande touchierte, fing er sich dennoch einen leichten Schaden am Heck ein. "Von da an war der Wagen beschädigt und sehr schwierig zu fahren", erklärte Sainz.

Mit nur noch etwas mehr als fünf Minuten auf der Uhr, hatte das Team nicht mehr genügend Zeit, um die angeschlagene Heckpartie zu tauschen. Deshalb entsendete Ferrari den WM-Siebten trotz leichtem Schaden auf den Kurs - diesmal mit Soft-Reifen. Doch erneut machte das Heck in T11 Probleme. Sainz konnte einen weiteren Dreher vermeiden, doch ein Ausflug durch die Auslaufzone kostete ihm sämtliche Chancen auf das Weiterkommen.

Sainz blieb trotzdem optimistisch. "Das Auto fühlte sich allgemeine komfortabel an. Auch als ich mit dem beschädigten Heckflügel gefahren bin, war ich schneller als in Q1 mit dem Soft. Das Vertrauen in das Auto und die Rundenzeiten sind da. Ohne den Dreher wäre es eine Platzierung in den Top 5 geworden", ist sich Sainz sicher.

Für Sonntag hat Carlos Sainz große Pläne. "Bei Rennen, in denen ich von P15 oder noch weiter hinten gestartet bin, habe ich eine gute Bilanz, stellte der Ex-McLaren-Pilot fest. Beim Großen Preis von Ungarn im August ging Sainz ebenfalls vom 15. Rang ins Rennen. Doch durch einen chaotischen Rennverlauf - vor allem in der Startphase - und die Disqualifikation von Sebastian Vettel, beendete er den GP auf P3. Auf dem notorisch engen Jeddah Corniche Circuti rechnen nicht wenige mit einem chaotischen Rennverlauf.

Leclerc: Augen zu und durch

Tatsächlich in die Top 5 schaffte es hingegen Charles Leclerc. Wie durch ein Wunder kam der Monegasse nach seinem Crash am Ende des zweiten Freien Trainings heute ohne ein neues Getriebe und ohne neuen Motor aus. "Es hat sich sehr schlecht angefühlt. Ich schlug mit dem Heck zuerst ein. Es ist ziemlich verrückt, dass der Motor heil blieb."

Einen Tag nach dem schweren Trainingsunfall fährt Charles Leclerc in Startreihe 2., Foto: LAT Images
Einen Tag nach dem schweren Trainingsunfall fährt Charles Leclerc in Startreihe 2., Foto: LAT Images

Obwohl er sich mit Turn 22 - seiner gestrigen Unfallstelle - immer noch nicht anfreunden konnte. "In T22 fühlte ich mich den ganzen Tag nicht gut. Auf der letzten Runde fuhr ich nach dem Motto: Augen zu und durch". Und das zahlte sich aus. Auf seiner entscheidenden Runde unterbot Leclerc sogar die Zeit von Red-Bull-Pilot Sergio Perez und qualifizierte sich auf P4. "Ich konnte nicht mehr erwarten", freute sich der Ferrari-Pilot.