McLaren hat im Endspurt der Formel-1-Saison 2021 einen schlechten Lauf erwischte. Startkollisionen, Startplatzstrafen und zuletzt in Katar auch noch ein Reifendefekt am MCL35M von Lando Norris haben in der Formel-1-Konstukteurs-WM ihre Spuren hinterlassen und das Team rund um Andreas Seidl im Kampf um Platz 3 gegen Ferrari in eine aussichtslose Situation gebracht.

Doch ein Trend verläuft konträr zur Team-Performance. Daniel Ricciardo fand sich in den letzten Monaten besser im Cockpit zurecht, als noch während der problematischen ersten Saisonhälfte beim neuen Rennstall. Das bewies nicht nur sein Sieg beim Großen Preis von Italien im September.

Der Australier hat sich besser an seinen neuen Arbeitswagen angepasst. Aber auch der McLaren wurde mit den beschränkten Möglichkeiten, welche diese Übergangssaison bietet, an seine Fahrweise und sein Feedback angepasst. "Auf der einen Seite passt sich Daniel an den Wagen an, auf der anderen entwickelte sich auch das Auto langsam in die Richtung, die er gerne hat", erklärte McLaren-Rennleiter Andrea Stella.

Erfahrung ist der Schlüssel

Die Rückmeldungen, die McLaren von Ricciardo erhält seien besonders wichtig, da der achtfache Grand-Prix-Sieger zuvor auch andere Fahrzeugphilosophien in der Königsklasse erlebt hatte. Im Gegensatz zu Lando Norris, der seit seinem F1-Debüt 2019 ausschließlich für die Mannschaft aus Woking an den Start ging.

"Lando hat nicht so viele Vergleichswerte von anderen Fahrzeugen und kennt deshalb nur das Fahrverhalten dieses Wagens. Aber durch einen neuen Fahrer, der bessere Vergleiche anstellen kann, erhalten wir Informationen darüber, was unserem Wagen noch fehlt und wo wir Hand anlegen müssen", sagte Stella.

McLaren ist bereits das fünfte Formel-1-Team von Daniel Ricciardo. Vor seinem zweijährigen Einsatz bei Renault und fünf relativ erfolgreichen Saisonen bei Red Bull war Ricciardo auch bei Toro Rosso und dem Hinterbänkler-Team HRT unterwegs.

Einer dieser Inputs, den Riciardo dem Team gegeben hat, sei das Lenkverhalten des Autos gewesen. "Seit dem Umstellen auf die größeren Reifen 2017 reagierte das Fahrzeug extrem responsiv auf kleine Lenkbewegungen", so Stella. "Das kann ein Vorteil sein, wenn man etwa schnelle 90-Grad-Kurven hat, aber gleichzeitig macht es das Fahrzeug schwieriger zu fahren."

"Das ist etwas, woran wir arbeiten müssen", kündigte Stella an. Das sei McLaren auch aus Gründen der aerodynamischen Konstanz beim Durchfahren einer Kurve klar geworden. Ohne genauer auszuführen, welche Anpassungen durchgeführt worden sind, so der Ingenieur, habe man in den letzten Monaten bereits weitere Veränderungen durchgeführt, die Ricciardos Fahrstil entgegenkommen.

Fokus auf 2022

Die Entwicklung am McLaren ist, so wie auch bei allen anderen Teams, aber seit Monaten eingefroren, da man die knappen Ressourcen bereits auf die kommende Saison verlagert hat. Außerdem wurde das Fahrzeug zum Großteil bereits zu Saisonbeginn homologiert und durfte dementsprechend nicht mehr radikal verändert werden.

Stella hofft aber, dass einige Entdeckungen, die McLaren in diesem Jahr gemacht hat, auch nach der radikalen Regelrevolution 2022, noch nützlich sein können. "Wir werden versuchen, so viel wie möglich in das Auto für das kommende Jahr zu transferieren. Deshalb ist es ein nützlicher Prozess für McLaren."