Vier Reifenschäden verbuchte die Formel 1 beim ersten Rennen in Katar. Zwei davon trafen Williams. In kurzer Abfolge ging erst in Runde 50 bei George Russell, und dann in Runde 52 bei Nicholas Latifi der linke Vorderreifen kaputt. Russell schleppte sich in die Box und rettete Platz 17, Latifi erlitt den Schaden ausgerechnet beim Passieren der Boxenausfahrt und musste nach einer halben Runde mit zerstörtem Vorderreifen aufgeben.

Auch Lando Norris und Valtteri Bottas hatten davor schon Reifenschäden erlitten, und für sie war das völlig unerwartet gekommen. Nicht ganz so überrascht gibt sich nach dem Rennen Russell, auch wenn sich sein Reifen ebenfalls ohne Vorwarnung auflöste: "Aber wir haben das ehrlich gesagt vor dem Rennen erwartet."

Russell sieht fehlende Williams-Pace verantwortlich

"Es war genau diese Außenschulter links vorne, die limitierend war, wahrscheinlich die zehn Zentimeter links außen", glaubt Russell. "Die musste sich einfach an einem Punkt verabschieden, wenn wir immer gepusht haben."

Latifi musste nach einer halben Runde auf dem kaputten Reifen abstellen, Foto: LAT Images
Latifi musste nach einer halben Runde auf dem kaputten Reifen abstellen, Foto: LAT Images

Genau das musste Russell nämlich. Der Williams kämpfte das ganze Wochenende mit einem Pace-Defizit. Das Team wählte im Rennen eine Einstopp-Strategie mit Wechsel von Soft auf Hard, was beide Fahrer vor die Zweistopper von Alfa Romeo sowie vor Yuki Tsunoda spülte, doch die waren in der zweiten Rennhälfte deutlich schneller.

Als sie wieder eingeholt wurden, zogen die Williams verzweifelt das Tempo an. "Die Highspeed-Kurven, in denen du [die Reifen] sparen musst, sind die Kurven, die auf die Geraden führen", erklärt Russell. "Die Jungs waren schon direkt hinter mir. Wenn ich noch mehr gespart hätte, wären sie einfach vorbeigefahren." Also riskierte Russell, pushte mehr - und bezahlte es mit dem Reifenschaden.

Williams in Problemen: Russell hofft aufs Ende

Probleme mit Kerbs oder ähnlichem sieht er nicht: "Es war glaube ich wirklich nur zu viel Last, zu viel Tempo. Da brauchst du ziemlich viel Lenkeinschlag, und die äußere Hälfte des Vorderreifens wird brutal durchgeprügelt. Was nötig war, war Highspeed-Sparen." Für ihn ist die Sache klar: Hätte der Williams in Katar mehr Pace gehabt, hätte er in den Kurven nicht so weit ans Limit gehen müssen. Dann wäre es nie so weit gekommen.

Doch Pace fehlt bei Williams seit mehreren Rennen. "Ich glaube, jeder im Team ist ein bisschen frustriert mit der fehlenden Performance", gesteht Russell. "Wir müssen verstehen, was sich verändert hat, ein paar Hinweise haben wir. Normalerweise haben wir schwierige Sonntage, aber konnten die mit starken Samstagen kompensieren."

"Es ist einfacher, es auszusitzen, anstatt mit unserer Pace attackieren zu müssen", so Russell, der sich in den letzten Rennen ungewohnt schwer tat, den Williams überhaupt in Q2 zu bringen. "Wir müssen das meiste aus den letzten zwei Rennen machen und sicherstellen, dass wir Platz acht absichern." Noch hat man ein Polster von zwölf Punkten auf Alfa Romeo.