Seit Mexiko hat Ferrari erstmals im extrem engen Duell um den dritten Platz in der Konstrukteurswertung der Formel 1 die Führungsrolle übernommen. McLaren, bis dahin der Gejagte, hatte den Herbst zwar stark begonnen, doch nach zuletzt schwächeren Vorstellungen ist man jetzt 13,5 Punkte im Rückstand.

Ferrari, auch dank dem nun bei beiden Autos verbauten verbesserten Hybrid-Systems, sah an vielen Wochenenden vor allem wie das schnellere Team nach Pace aus. Auf die Formkurve vertrauen will auf diesem WM-Nebenkriegsschauplatz, wo es um Preisgeld-Millionen, aber auch um Prestige geht, jedoch auch in Brasilien niemand. Beide Seiten erklären den Gegner zu Favoriten.

Ferrari & McLaren widersprechen sich: Wer ist in Brasilien vorne?

Charles Leclerc verkündete in der Brasilien-Pressekonferenz zuerst einmal: "Wir rechnen damit, dass sie sehr stark sein werden. Wenn, dann wahrscheinlich stärker als wir hier." Ferrari-Kollege Carlos Sainz ergänzte wenig später: "Wir haben unsere Simulationen, Erwartungen, die Streckencharakteristik, und all das gibt sie mit so einem halben Zehntel Vorsprung aus - aber nicht mehr."

Viel ist das nicht. McLaren-Mann Lando Norris kontert, auf die Aussagen seiner Rivalen angesprochen, auch prompt: "Ich dachte, es würde andersrum aussehen ehrlich gesagt. Es wird eng, es ist immer eng. Ich glaube nicht, dass es eine klare Sache sein wird. Aber Ferrari war zuletzt stärker, und im Qualifying und in den Rennen konstant vorne. Basierend auf der Formkurve würdest du sie vorziehen."

Seit dem Motor-Upgrade lieferte Ferrari, besonders durch Leclerc in der Türkei und in den USA, sehr starke Rennen ab. Beide Male war Leclerc nach Rennzeit dem besten McLaren eindeutig enteilt. Allerdings mit Einschränkung: Im Qualifying kommen Norris und Daniel Ricciardo oft bis auf ein Zehntel heran. Und als Ricciardo es in den USA beim Start an Sainz vorbeischaffte, konnte er den Ferrari bis ins Ziel hinter sich halten.

In Mexiko hatte Ricciardo sich mit dem nächsten starken Start fast wieder in so eine Position gebracht, erinnert Sainz. Wäre der McLaren nicht mit Valtteri Bottas kollidiert, so wäre er vor beiden Ferraris aus der ersten Kurve gekommen: "Er hätte das Rennen dann wohl vor uns beendet."

McLaren bracht Comeback - Ferrari spürt Wendepunkt

Trotzdem erhöht Ferraris letztes starkes Teamresultat in Brasilien den Druck. Gewissermaßen aber auch auf beide Seiten, denn Ferrari gab zu Saisonbeginn einst das Ziel WM-P3 aus. "Wir müssen schauen, wie wir uns vom Jäger zum Gejagten entwickeln", meint Sainz. "Es ist ein ziemlicher Wendepunkt im Kampf. Endlich sind wir vorne." Er mahnt: "Wir müssen schauen, wie wir den Schwung halten."

Lando Norris kämpfte sich in Mexiko durch das Formel-1-Feld, Foto: LAT Images
Lando Norris kämpfte sich in Mexiko durch das Formel-1-Feld, Foto: LAT Images

Sainz und Leclerc fordern offen Perfektion, um vorne zu bleiben. Während McLaren noch lange nicht in Panik verfällt, nur weil sich die Positionen in der Punktetabelle getauscht haben. "Wir sind zuversichtlich, dass wir ein gutes Wochenende haben können", meint Norris, der in Mexiko vom Ende der Startaufstellung noch einen Punkt erkämpfte. Das allein zeigt: McLaren hat durchaus ein starkes Auto.

Außerdem spielt noch ein Nebendarsteller mit: AlphaTauri. Das Team spielt zwar im P3-Duell keine Rolle, aber deren Einzelkämpfer Pierre Gasly ist an fast jedem Wochenende mit dabei. In Mexiko war der AT02 das drittschnellste Auto. "Sie sind nicht annähernd so nahe, wie sie in Sachen Punkte sein sollten", weiß Norris. Gasly gilt auch dieses Wochenende als heißer Kandidat, weit vorne in den Top-10 mitzumischen.