Auf dem Papier sieht Ferraris Mexiko-Ergebnis hervorragend aus. Charles Leclerc und Carlos Sainz belegten die Plätze fünf und sechs, und dank eines schwachen McLaren-Auftritts übernimmt die Scuderia in der Konstrukteurs-WM der Formel 1 jetzt mit 13,5 Punkten Vorsprung auch noch Platz drei.

Doch ganz so glücklich ist das Team nicht. Denn in Wahrheit war man eher das viertschnellste Auto, trotz Strategiezange konnten Leclerc und Sainz den viertplatzierten Pierre Gasly im AlphaTauri nie gefährden. Und am Rennende fehlten Leclerc satte 81 Sekunden auf Rennsieger Verstappen. In Austin waren es noch 52 gewesen. Dabei hatte Ferrari gedacht, dass Mexiko dem SF21 entgegenkommen würde.

Ferrari hadert: Relativer Rückschritt in Mexiko

"Ich denke, wir haben in Sachen Performance uns ein besseres Wochenende erhofft", ist Teamchef Mattia Binotto danach unverblümt. Mit einem Sieg oder dergleichen hat in Maranello natürlich niemand gerechnet, aber der Zeitenvergleich spricht Bände: "Wenn ich mir das letzte Rennen [in den USA] anschaue, war die Pace viel näher bei den Top-Teams. So bei einer halben Sekunde. Heute waren es neun Zehntel. In Sachen relativer Lücke ist das ein Schritt zurück."

"Wir hatten im Qualifying zu kämpfen, und heute", gesteht Binotto. "Und dass Gasly vor uns ist, das ist ein weiteres Zeichen." Leclerc berichtet nach dem Rennen, dass der Stint auf den Hard-Reifen schwieriger war als erwartet. Keine komplette Überraschung, dieser Effekt war bei anderen Rennen 2021 bereits aufgetreten. "Diese Strecke hat nur hervorgehoben, wo uns ein bisschen was fehlt", bilanziert Carlos Sainz.

So war Gasly schlicht uneinholbar. Da McLaren mit einem Auto eine Motorenstrafe hatte, und das zweite mit Daniel Ricciardo sich in der ersten Kurve selbst aus dem Rennen nahm, sieht das Ergebnis in absoluten Zahlen - Ferrari übernimmt in der Teamwertung mit 268,5 zu 255 die Führung - besser aus.

Ferrari ist sich McLaren-Gefahr bewusst: Vorteil Motor?

"Es wird supereng werden, bis zum Ende", mahnt Sainz daher gleich, und mahnt, dass Ricciardo nach seinem guten Start eigentlich vor ihnen war. Hätte der Australier Valtteri Bottas nicht gerammt, wäre er auf Platz fünf oder sechs aus der ersten Runde zurückgekommen. "McLaren ist an jedem Wochenende dran. Er ist natürlich gecrasht, aber bis zur ersten Kurve war ein McLaren vor beiden Ferraris. Sie haben ihre Stärken, sehr gute Starts, und ein Auto, dass in Highspeed-Kurven sehr stark ist."

Auch Teamchef Binotto wagt jetzt keine Prognosen mehr, nachdem er mit seinen Mexiko-Erwartungen danebenlag. Allerdings verweist er darauf, dass Ferrari nach reiner Pace im Vergleich zu McLaren sehr wohl gut aussah: "Aber wenn ich mir die letzten Rennen anschaue, waren wir immer um eine halbe Sekunde vorne, hier auch. Seit wir die neue Power Unit gebracht haben, haben wir einen kleinen Performance-Vorteil."

Sainz feiert Top-Form: In Mexiko eins mit dem Ferrari

Die Fahrer könnten so natürlich den Ausschlag geben. Und das Ferrari-Duo präsentierte sich zuletzt immer in Topform. Leclercs Stärken sind bekannt, aber in Mexiko war auch Sainz in Bestform anzutreffen, schlug Leclerc sogar nach Pace: "Ich würde sagen, dieses Wochenende hatte ich zum ersten Mal dieses 100-Prozent-Feeling seit Österreich. Vielleicht seit noch einem Rennen."

Das Teamduell Leclerc vs. Sainz nach dem Mexiko-GP, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Das Teamduell Leclerc vs. Sainz nach dem Mexiko-GP, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

"Heute fühlte ich mich nicht wie ein Fahrer im ersten Jahr", meint Sainz. "Ich wusste, was das Auto macht, wie ich es perfekt fahre. Auf anderen Strecken, in anderen Situationen, fühle ich mich vielleicht ein bisschen unerfahren, aber heute fühlte ich mich komplett zuhause."