"Zwei bis drei Zehntelsekunden", lautete die vorsichtige Schätzung von Red Bulls Motorsportchef Dr. Helmut Marko nach dem Trainingsfreitag. Die Zahl erwies sich im Qualifying als richtig, allerdings nicht so wie gedacht. Red Bull war nämlich als absoluter Topfavorit ins Qualifying gegangen. Nach dem 3. Freien Training sogar noch mehr als nach dem Freitag.

Im Qualifying dann der Schock: Pole für Valtteri Bottas, Platz zwei für Lewis Hamilton. Red Bull blieb für Max Verstappen und Sergio Perez nur die zweite Startreihe. "Mercedes hat geblufft", lautete die erste Erklärung von Marko.

Red Bull ortet Bluff: Mercedes-Topspeed wächst plötzlich

"Sie waren dann wieder gut zehn Stundenkilometer schneller, irgendwo haben sie da schon geblufft", erläutert der Doktor. Nachdem Red Bull und Mercedes am Freitag im ersten Sektor und auf den Geraden noch gleichauf waren, holten die schwarzen Silberpfeile in der Qualifikation plötzlich eine Zehntel.

Beim Topspeed landete Lewis Hamilton mit 351,1 km/h auf Rang zwei in der Tabelle. Nur Pierre Gasly, der den Super-Windschatten von Yuki Tsunoda bekam, war schneller am Messpunkt. Bottas wurde immerhin noch mit 349,1 km/h geblitzt. Verstappen und Perez liegen in dieser Wertung nur auf den Rängen 16 und 20. Der Niederländer hatte 343,2 auf dem Tacho stehen, der Lokalmatador nur 341,4 Stundenkilometer.

Mercedes verneint Bluff: Balance plötzlich besser

Vom Bluff will die Konkurrenz nichts wissen. "Unser Auto hat ab Q2 plötzlich funktioniert", so Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Vorder- und Hinterachse haben harmoniert, die Balance hat gestimmt. Das Auto hat als Gesamtes besser funktioniert."

Red Bull sabotiert sich selbst! Kostet Quali FAIL den Sieg? (16:05 Min.)

Neben dem vermuteten Mercedes-Bluff hatte Red Bull aber auch mit sich selbst zu kämpfen. Yuki Tsunoda stand am Ende von Q3 Verstappen und Perez im Weg. "Max war im ersten Sektor schon etwas über eine Zehntel schneller als zuvor und normalerweise sind wir in den Sektoren zwei und drei besser. Es wäre knapp geworden", glaubt Marko.

Tsunoda war nicht Red Bulls einziges Problem. Von Q1 bis Q3 gewann Verstappen nur zwei Zehntel. "Wir haben die Reifen nicht richtig ins Fensterbekommen", erklärt Marko. Außerdem gab es Probleme am Heckflügel. Bei Verstappen flog im 3. Training schon ein Flap ab. Zwischen den Sessions arbeiteten die Mechaniker an beiden Autos am Flügel.

Vor dem Qualifying klebten die Mechaniker Tape an den Rand des Flügels. Ist das die Erklärung für den Performance-Abfall? Marko wiegelt ab: "Ich glaube aber nicht, dass das der Grund dafür ist. Wir haben ihn nur verstärkt, damit nichts mehr passiert."