Zwei Siege in Folge feierte Mercedes zuletzt in der Formel 1 - und doch eroberte Max Verstappen dank Platz zwei beim Großen Preis der Türkei die WM-Führung von Lewis Hamilton zurück. Der Brite war nach einer Motorenstrafe nicht über den fünften Rang hinausgekommen. Sechs Punkte vor Hamilton thront Verstappen vor dem USA-GP in Austin und den letzten sechs Saisonrennen nun an der WM-Spitze.

Vorteil Verstappen also? Nicht unbedingt. Zuletzt schien der Trend eher für Mercedes zu sprechen. Auch wenn diverse Motorenstrafen Vergleiche erschweren, so richtig die Oberhand hatte Red Bull nach der Sommerpause nur in Zandvoort. Von einem Momentum für Mercedes will Verstappen dennoch nichts wissen. An diesen Begriff glaubt der Niederländer nicht. Doch gestand Verstappen am Donnerstag in Austin durchaus klare Verbesserungen bei Mercedes.

Verstappen: Natürlich ist Mercedes jetzt stärker

"Natürlich haben sie das. Aber ich habe deshalb keine Bedenken. Wir können sowieso nichts daran ändern und müssen uns auf uns selbst konzentrieren", sagte der 24-Jährige. "Wir können einiges besser machen." Das gelte im Rückblick auch für die Türkei. Lorbeeren für das Doppelpodium mit Sergio Perez nimmt Verstappen nicht an. "Das Teamergebnis in der Türkei war gut, aber die Performance war insgesamt nicht berauschend", erinnert Verstappen.

Vor allem am Freitag war Red Bull in Istanbul nicht zurechtgekommen. Untersteuern ohne Ende, keine schnelle Lösung. Erst am Samstag ging es aufwärts. "Wir haben in der Türkei viel gelernt. Wir müssen es mit dem Paket, das wir haben, einfach besser hinbekommen und damit etwas mehr Performance finden", sagt Verstappen. Auf eine vielleicht entscheidende Hilfe kann sich Red Bull seit dem Türkei-GP dabei wieder verlassen: Technikchef Adrian Newey.

Adrian Newey nach Radunfall zurück

Die britische Designerlegende hatte sich in der Sommerpause bei einem Fahrradunfall schwer verletzt und musste sich gleich mehreren Operationen unterziehen. So stand Newey Red Bull bis zum Rennen in der Türkei nicht mehr zur Verfügung. Gleich in Istanbul zeigte sich daraufhin, welchen Unterschied der 62-Jährige ausmachen kann. Newey war es, der Red Bull nach dem schwachen Freitag wieder auf Kurs brachte. "Adrian hat sofort die Schwierigkeiten erkannt, die wir in der Abstimmung hatten", verriet Red Bulls Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko im Interview mit Sky.

Zuvor sei die Abwesenheit Newey durchaus zu spüren gewesen. "Wir sind gut auch in der Breite aufgestellt, aber natürlich ist Newey die Galionsfigur", sagte Marko. Und die ist nun zurück - als vielleicht entscheidende Stütze in einem WM-Kampf gegen Mercedes wie er enger kaum sein könnte. "Adrian ist noch nicht voll fit, aber er ist so weit da, um seinen Job erfüllen zu können", sagte Marko.

Bringt Adrian Newey Red Bull zurück auf Kurs?

In Milton Keynes seien nun Treffen mit Max Verstappen geplant, um das Paket des RB16B für das große Saisonfinale zu optimieren. "Wir wollen chassismäßig wieder auf ein absolutes Toplevel kommen", sagte Marko. Auch an der Strecke ging es in der Türkei damit bereits los. "Es ist immer sehr schön, wenn Adrian an der Strecke ist. Da kannst du ein paar Dinge und Ideen austauschen", sagte Verstappen. "Es war schön, ihn in der Türkei zurück zu sehen." Auch der Niederländer misst Newey einen hohen Stellenwert bei. "Was passiert ist, war natürlich nicht ideal. Am Ende ist es eine Teamleistung, aber Adrian ist da eine Führungsfigur", sagte Verstappen.

Deshalb freut sich Verstappen nun umso mehr auf das Saisonfinale - und wieder mit voller Kraft des gesamten Teams angreifen zu können. In Austin soll es damit gleich losgehen. "Wir waren in den USA immer konkurrenzfähig und waren nah an guten Ergebnissen dran. Jetzt müssen wir das in einen Sieg ummünzen", sagte Verstappen. Tatsächlich: Beim letzten Aufgalopp der Formel 1 in den USA 2019 fehlte dem Niederländer in der Hamilton-Hochburg Austin - O-Ton Christian Horner - im Ziel weniger als eine Sekunde auf den Briten.