Am 7. Januar 2019 übernahm Mattia Binotto die Rolle als Teamchef beim Formel-1-Team von Ferrari von Maurizio Arrivabene. Seitdem erlebte das Team eine schwierige Zeit. Die Affäre rund um die Motor-Tricksereien in der Saison 2019 sowie die konstant schwachen Leistungen der Saison 2020 hefteten einen Makel an die bisherige Amtszeit von Binotto. Auch der Teamboss der Scuderia selbst gesteht: Er agierte zu Beginn seiner Zeit an der Spitze des Rennstalles noch nicht so wie er es heute tut.

Binotto: Rolle in der Anfangszeit noch sehr technisch

Mit Blick auf die ersten zweieinhalb Jahre seiner Ferrari-Regentschaft kommt Binotto vor allem zu einem Schluss: "Ich habe viel gelernt und ich werde noch viel lernen." Einer der Aspekte, den er in diesem Lernprozess entdeckte, war dass es wichtig ist, Aufgaben auch an andere Personen zu delegieren und nicht zu viele Verantwortlichkeiten auf die eigene Schulter zu packen.

Binotto sagte: "Meine Rolle in der Anfangszeit war noch sehr technisch, da wir keinen Ersatz als Technikchef hatten." Der Posten war vakant geworden, da Binotto selbst bis dahin diese Position gehalten hatte. Dementsprechend fielen die Technik-Aufgaben auf ihn zurück. Doch das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. "Wir haben in den letzten drei Jahren viel umstrukturiert und ich habe viele Aufgaben an die Technik-Verantwortlichen delegiert."

Vertrauensprobleme bei Ferrari

Neben dieser Aufgabenmenge, die damals auf Binotto lasteten, musste er auch auf die harte Tour lernen, wie es sich anfühlt im Wespennest Formel 1 an der Spitze eines Rennstalls zu stehen. Dabei berichtet der ehemalige Technik-Boss vor allem von einem Vertrauensproblem, das Führungsrollen in der Königsklasse quält. "Das Umfeld ist schwierig und es ist sehr schwer den Leuten um dich herum zu vertrauen", berichtete Binotto.

Dabei müsste er sich mit den Strukturen und internen Abläufen der Scuderia auskennen wie kaum ein anderer. Denn bereits seit 1995, kurz nachdem er seinen Master abgeschlossen hatte, ist Binotto Teil der Mannschaft des "Prancing Horse".

Habe eine breitere Sicht

Verglichen zu 2019 bilanziert er: "Ich habe jetzt mehr Zeit für eine breitere Sicht auf die Dinge, diese hatte ich zu Beginn [der Zeit als Teamchef] nicht." Unter dieser breiteren Sicht versteht der Italiener die Kommunikation mit den Stakeholdern in der Formel 1, aber auch weitere Aspekte: "Es gibt viel, das ein Teamchef machen muss, wie etwa auch die Fahrer zu managen und die ganzen politischen Aspekte", führte Binotto aus.

Der Job als Ferrari-Oberhaupt ist naturgemäß ein sehr wackliger Posten. Seit 2014 ist er der insgesamt vierte sportliche Leiter beim erfolgreichsten Formel-1-Team aller Zeiten. Nach der verpatzten Saison 2020 und dem von der Motorenaffäre belasteten Jahr 2019 ist die derzeitige Saison ein echter Befreiungsschlag für Binotto. Mit zwei Poles und drei Podien steht die Scuderia so gut da, wie das vor Saisonbeginn kaum jemand erwartet hätte.

Binotto geht deshalb davon aus, dass er noch eine längere Zukunft als Teamchef bei Ferrari haben wird. "Ich genieße meine Rolle als Teamchef und werde hoffentlich auch noch in Zukunft viel lernen", bekräftigte er.