Der Boxenfunk von AlphaTauris Formel-1-Rookie Yuki Tsunoda ist nichts für schwache Nerven - die Schimpftiraden des Japaners sind schon aus Formel-3-Zeiten bekannt. In Ungarn gab es wieder einen lauten Funk-Ausbruch. Diesmal in einer mehr als kritischen Rennsituation.

"Could you say to Pierre hurry up and fuck off!" - "Könnt ihr Pierre sagen, dass er sich beeilen und verschwinden soll", waren die, im TV entsprechend zensierten, Worte Tsunodas im Mittelteil des Rennens. Der Grund: Tsunoda hatte einen von hinten heranstürmenden Teamkollegen Pierre Gasly nach Teamanweisung vorbei auf den sechsten Rang lassen müssen. Kaum aber war er vorbei, fuhr Gasly plötzlich langsamer.

Tsunoda erklärt Fluch-Ausbruch gegen Gasly in Ungarn

"Ein bisschen ein Missverständnis", glättet Tsunoda nach dem Rennen die Wogen. "Was ich eigentlich meinte - er hat vor mir viele Fehler gemacht, hat sich verbremst, ist von der Strecke gerutscht. Er konnte nicht von mir wegfahren. Daher war ich in der Dirty Air und habe mir meine Reifen ruiniert."

"Also sagte ich dem Team, dass sie ihm sagen sollen, dass er keine Fehler machen soll und bitte wegziehen soll", erklärt Tsunoda in deutlich mehr Worten, als er das am Funk schaffte. "Danach hat er keine Fehler mehr gemacht und ist weggezogen, und ich hatte eine Lücke, um meine Reifen nicht weiter kaputt zu fahren."

Der Grund für das Missverständnis: Gasly wurde, nachdem er Tsunoda überholt hatte, prompt aufgefordert, Benzin zu sparen. Er nahm Tempo raus, woraufhin Bremsen und Reifen auskühlten. Daher konnte er sich anfangs nicht absetzen.

Tsunoda steht hinter Teamorder für Gasly: Balance in Ungarn grausam

Schließlich nahm Gasly aber wieder Fahrt auf, und fuhr Tsunoda bald locker davon. "Das Team hat die richtige Entscheidung getroffen, würde ich sagen", glaubt der nach dem Rennen. "Ich hatte den Reifen schon am Anfang des Stints ruiniert, um einen Undercut zu fahren." Immerhin hatte der funktioniert, Tsunoda war so am Williams von Nicholas Latifi vorbeigekommen.

So holte AlphaTauri die Plätze fünf und sechs. Tsunodas Freude darüber ist beschränkt, obwohl er von Platz 16 gestartet war: "Ich habe das ganze Wochenende mit der Auto-Balance gekämpft, besonders mit dem Heck. Ich fühlte mich einfach nicht komfortabel, war komplett Passagier. Ich musste ewig warten, bis das Auto stabil war, sonst hatte ich riesige Quersteher."

Als Folge dessen drehte sich Tsunoda im Rennen acht Runden vor Schluss auch noch beim Beschleunigen in Kurve zwei, konnte aber ohne Positionsverlust weiterfahren. Der zweite grobe Fehler, nachdem er schon im ersten Training in Kurve vier das Auto rückwärts in die Absperrung gedreht hatte, woraufhin er fast das ganze Nachmittags-Training nicht fahren konnte.

Tsunoda mit viel Arbeit in der Formel-1-Sommerpause

Die Probleme mit dem instabilen Heck hatten Tsunoda das ganze Ungarn-Wochenende begleitet. Obwohl er die Strecke aus seinen zwei Jahren in den Nachwuchs-Klassen eigentlich mochte: "Wir müssen wirklich hart arbeiten, um das Auto besser zu machen, besonders beim Heck."

Das Teamduell Gasly vs. Tsunoda nach elf Rennen der Saison 2021, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Das Teamduell Gasly vs. Tsunoda nach elf Rennen der Saison 2021, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Er nimmt sich auch selbst in die Pflicht - schließlich kann Teamkollege Gasly regelmäßig um Top-Platzierungen kämpfen, nach Punkten steht es 50 zu 18. In der Sommerpause geht es zurück nach Italien, und Tsunoda verspricht, sich mit seinen Ingenieuren zusammenzusetzen und seine Herangehensweise an ein F1-Wochenende noch einmal zu überdenken.

Da will er sich schon seit Monaten mäßigen und sich die Angewohnheit abtrainieren, in Trainings und auch zu Beginn des Qualifyings unnötig nah am Limit zu pushen: "So kann es nicht weitergehen. Auch von meiner Seite. Was ich in FP1 getan habe, war richtig unnötig und ganz meine Schuld. Auch von meiner Seite muss ich mich verbessern."