Yuki Tsunoda war im Österreich-GP einer von vielen Fahrern, denen während dem Rennen Strafen aufgebrummt wurden. Sogar zwei im Fall von Tsunoda, denn er überfuhr bei seinen beiden Boxenstopps mit der linken Seite des Autos die weiße Linie an der Boxeneinfahrt.
Das ist verboten - die Strafen waren korrekt. Für Tsunoda aber verwirrend: "Ich dachte, ich hätte es gleich wie letztes Wochenende gemacht, und wie im Training, und plötzlich gab es Strafen. Das muss ich mir anschauen und beim nächsten Mal vermeiden." Die Verwirrung ist durchaus gerechtfertigt, wie ein Blick auf die Tsunoda-Onboards zeigt. Und sie deckt sich nicht ganz mit den Aussagen der FIA-Rennleitung.
Tsunoda-Regelverstöße im Österreich-Rennen klar
Die Regel-Situation ist eigentlich ganz klar: In den Event-Notizen des Rennleiters wird vor dem Wochenende in Unterpunkt 19.2 eindeutig festgehalten, dass die Fahrer sich aus Sicherheitsgründen auf der rechten Seite der weißen Linie an der Boxeneinfahrt halten müssen. Diese Linie beginnt ungefähr 50 Meter vor Kurve 9.
"Außer in Fällen von Höherer Gewalt ist das Überfahren mit irgendeinem Teil des Autos, in irgendeine Richtung, der weißen Linie direkt vor der Boxeneinfahrt oder der bemalten Fläche, zwischen der Boxeneinfahrt und der Strecke von einem Fahrer, der in die Box kommt, erlaubt." Die Sachlage ist also klar, und die meisten Fahrer lassen beim Einfahren auch einen Sicherheitspolster zur Linie.
Auch für FIA-Rennleiter Michael Masi ist die Lage klar. Im Training sollte es eine Warnung ans Team geben, im Rennen dann eine Fünf-Sekunden-Strafe. "Es gab eine Strafe für den ersten Verstoß, und ich hätte gedacht, dass das Team ihm erklärt, was der Verstoß war", sagt Masi nach dem Rennen. "Es ist beim zweiten Stopp genau gleich passiert. Ich denke, Fahrer und Team sollten ein bisschen Verantwortung übernehmen. Das Szenario ist gleich wie letzte Woche, oder überhaupt."
Tsunoda überfährt öfter? Rennleitung will nur zwei gesehen haben
Was nur auffällt: Wer die Onboard-Aufnahmen von Tsunoda vom Steiermark-GP und vom Österreich-GP auswertet, wird nicht zwei, sondern sage und schreibe 14 Situationen vorfinden, in denen Tsunoda beim Einbiegen in die Boxengasse zu enthusiastisch ausholt und mit den linken Reifen die weiße Linie zu überfahren scheint. Elf davon während Trainings, zwei im Österreich-GP, und sogar im Steiermark-GP bei seinem ersten und einzigen Boxenstopp.
Das deckt sich nicht mit Masis Aussagen nach dem Rennen: "Wir waren letzte Woche hier, und da hat er es sicher nicht gemacht." Und: "Nein, wir haben keine Warnungen ausgegeben. Die einzige Warnung war an Nicholas Latifi, als er raus über die Linie ist. Wir haben Yuki nie über der Linie gesehen."
Einige waren zwar grenzwertig, aber Tsunoda berührte auch in weiteren Fällen an den beiden Wochenenden die Linie, ohne sie zu überfahren. Auf das Verbot, auch wenn es so offensichtlich erscheint, schien dennoch in einem bemerkenswerten Versäumnis niemand von Team bis Rennleitung Tsunoda noch einmal ausdrücklich hingewiesen zu haben. Bis zur letzten Session.
Tsunoda auch ohne Strafen in Österreich chancenlos
Tsunoda wurde das Versäumnis erst beim letzten Boxenstopp per Funk mitgeteilt. Unglücklicherweise, als er schon in die Box abgebogen war, und die Linie ein letztes Mal überfahren hatte. Es wäre aber ohnehin nichts gegangen, glaubt der Japaner: "Die Rennpace war grauenvoll. Selbst wenn ich keine Strafen bekommen hätte, hätte ich wohl kaum Punkte geholt."
Tsunoda war zwar aus den Top-10 gestartet, aber mit Soft-Reifen. Die brachen nach nur wenigen Runden ein: "Wir haben ein schwieriges Rennen erwartet, aber nicht so schwierig." Gepaart mit der Strafe fiel Tsunoda nach dem zweiten Boxenstopp endgültig aus den Top-10. Die Pace seines Teamkollegen Gasly, der mit der größeren Punkte-Gruppe davor Anschluss halten konnte, hatte er nie.
diese Formel 1 Nachricht