Auch beim zweiten Österreich-Rennen der Formel 1 in Spielberg mussten die Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Carlos Sainz nach einem schwachen Qualifying am Sonntag die Kohlen aus dem Feuer holen. Und wieder taten sie das mit Bravour: Sainz kämpfte sich vor bis auf den fünften Rang, und Leclerc holte Platz acht.

Die beiden exekutierten diesmal mit gesplitteten Strategien eine perfekte Teamleistung. Inklusive Teamorder ohne Murren, was Teamchef Mattia Binotto besonders lobte: "Als wir Charles darum baten, mit Carlos zu tauschen, hat er das sofort und ohne Diskussion erledigt." Kritisch für das Top-fünf-Ergebnis, wenngleich Leclerc mit dem Ausgang nicht ganz glücklich ist.

Leclerc steckt hinter Perez fest: Frustrierend

Denn für Leclerc lief das Rennen mit einem starken Start eigentlich richtig gut an. Nach dem frühen Safety Car und den Boxenstopps der vor ihm auf dem filigranen Soft-Reifen losgefahrenen Konkurrenz fand er sich bald sogar auf dem sechsten Rang wieder - nachdem er auch Sergio Perez' Red Bull mit einem starken Manöver überholt hatte.

Doch Perez ging beim Boxenstopp wieder vorbei. Es folgte bis ins Ziel ein ewig langes Duell, in dem sich Perez mit harten, und zwei Mal mit zu harten Bandagen verteidigte. Zwei Fünf-Sekunden-Strafen kassierte er für ein doppeltes Rausdrücken von Leclerc auf den Schotter. Der war im Cockpit fuchsteufelswild. Erst nach dem Rennen beruhigte er sich, nachdem sich Perez bei ihm entschuldigt hatte.

"Es war sehr frustrierend, ich hatte mehr Pace, konnte sie aber nicht nutzen", erklärt Leclerc. "Es gab so wenig Chancen, weil wir in einem DRS-Zug steckten, aber ich habe versucht, jede Chance zu nutzen, und zweimal hatte ich nicht genügend Platz am Ausgang."

Leclerc verzweifelt - und muss Sainz passieren lassen

So kam es zur Teamorder. Leclerc hatte hinter Perez seine Reifen erledigt. Beim Red Bull hielten sie besser, Perez ging 20 Runden vor Schluss am McLaren von Daniel Ricciardo vorbei. Leclerc hatte nach den Attacken nichts mehr übrig und steckte nun hinter Ricciardo fest, als zehn Runden vor Schluss Sainz angeflogen kam. Ihn hatte Ferrari auf eine alternative Strategie gestellt: Start-Marathon auf Hard, Schluss-Sprint auf Medium stand gegen Leclercs Start-Sprint auf Medium, und Schluss-Marathon auf Hard.

Carlos Sainz hatte im Rennen von Österreich ordentlich zu kämpfen, Foto: LAT Images
Carlos Sainz hatte im Rennen von Österreich ordentlich zu kämpfen, Foto: LAT Images

Sainz, der eigentlich vor Leclerc losgefahren war, stürzte in den ersten Runden genau deshalb ab: "Wir hatten mit dem Hard-Reifen keine so großen Probleme erwartet. Vielleicht waren es die kühleren Temperaturen, die haben es in den ersten Runden schwierig gemacht. Danach war es ein starker Stint, lange auf Hard, Medium am Ende, damit konnte ich attackieren."

Sainz schloss in Riesenschritten zu Leclerc auf, und wurde von dem sofort vorbei gewunken. Die Teamorder machte sich sofort bezahlt, Sainz kassierte Ricciardo und schaffte es, innerhalb von zehn Sekunden hinter Perez zu bleiben. Dank dessen Strafen für die Leclerc-Zwischenfälle erbte Sainz so den fünften Platz vom Mexikaner.

Ferrari lobt Leclerc & Sainz für Österreich-Performance

"Danke an Charles, dass er mich durchgelassen hat, um Ricciardo zu attackieren", meint Sainz danach artig. "Die Pace war stark, das Vertrauen vielleicht nicht ganz so gut wie letzte Woche, ein bisschen schwieriger war es mit Balance und Temperaturen, aber insgesamt war es ein guter Double Header."

Aus dem Ferrari trotz schlechten Qualifyings mit passablen 19 Punkten Rückstand auf McLaren herausgeht. Vor allem aber fühlt man sich als Team gestärkt, nachdem man in Frankreich ein desaströses Rennen hingelegt hat. "Ich glaube, hier in Österreich wäre es mit den Eigenschaften unsres Autos schwierig, mehr zu holen", glaubt Teamchef Mattia Binotto.

Und Ferrari fühlt sich mit dem perfekt harmonierenden Fahrer-Duo richtig wohl. "Beide Fahrer verstehen, was wichtig für das Team ist, um gute Punkte zu holen", sagt Binotto. Sainz unterstreicht das: "Wir arbeiten als Team zusammen, pushen das Team so gut wie können. Es wird Rennen geben, wo ich ihn vorbeilassen muss, wie Portimao glaube ich. So läuft das. Was wirklich zählt, ist, dass wir wieder beide eine starke Rennpace hatten, und von Rennen zu Rennen stärker werden."

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