Erst drei Rennen sind in der Formel-1-Saison 2021 gefahren, dennoch ging es zwischen Mercedes und Red Bull bereits mehrfach hin und her. Die Bullen gaben bei den Testfahrten den Ton an, Mercedes konterte beim Saisonstart in Bahrain trotz des schwächeren Pakets. In Imola jubelte Max Verstappen, eher am vergangenen Wochenende Lewis Hamilton in Portugal jubelte.

Reißt Red Bull beim bevorstehenden Spanien-GP in Barcelona das Ruder erneut herum? Verstappen und Sergio Perez erwarten sich stark - während bei Mercedes gleich einige Sorgen umhergehen - die, anders als das berühmte Tiefstapeln der vergangenen Jahre, in dieses Saison wohl ernster denn je zu nehmen sind.

Max Verstappen hofft: Portugal nur kein Red-Bull-Land

Max Verstappens Hoffnungen für den Spanien-GP ruhen vor allem auf der Annahme, dass der Rückschlag von Portimao keiner Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten Mercedes geschuldet, sondern streckenspezifisch war. Dennoch müsse Red Bull über die Saison hinweg überall und bei allen Bedingungen zurechtkommen, wolle man um die WM kämpfen.

„Wir waren das ganze Wochenende nicht richtig zufrieden mit dem Grip. Schon letztes Jahr war Portugal ein schwieriges Wochenende für uns. Deshalb ist das etwas schwierig zu bewerten“, sagt Verstappen. „Deshalb warte ich lieber Barcelona ab, um zu sehen, wie die Entwicklung vom Saisonstart bis zu dieser Strecke sein wird.“

Verstappen: Mit normaler Strecke wieder wahre Pace zeigen

In Barcelona, am Ort seines ersten Formel-1-Siegs vor fünf Jahren, sieht der Niederländer Red Bull auf dem Papier gut aufgestellt. „Das kann eine gute Strecke für uns sein“, sagt Verstappen. „Aber ich erwarte, dass auch Mercedes wieder sehr schnell sein wird. Es wird wieder sehr eng und vor allem darum gehen, wer das beste Setup findet.“ Nachsatz: „Aber wir wissen, dass Barcelona in Sachen Griplevel - anders als Portugal - wieder eine normale Strecke ist. Also können wir dort wieder da echte Pace der Autos sehen.“

Die Hoffnung hinter dieser Aussage ist klar: Verstappen hätte nichts dagegen, sollte der Red Bull generell doch noch immer einen Hauch vor dem Mercedes liegen, nicht - wie es zuletzt in Imola und Portimao schien - auf Augenhöhe zurückgefallen sein.

Mercedes: 'Jede Menge' Sorgen in Barcelona

Mercedes nimmt diese Hoffnungen der Konkurrenz ernst. Vor allem, weil man selbst gleich einige Bedenken anmeldet, wie gut der Circuit de Barcelona-Catalunya dem W12 im Vergleich zum RB16B schmecken wird. „Wir haben jede Menge Dinge auf unserer Liste, über die wir uns Sorgen machen müssen“, sagt Streckeningenieur Andrew Shovlin. „Es kann dort sehr heiß sein und der Asphalt ist sehr aggressiv und macht es hart für die Reifen.“

Kurz gesagt: Barcelona ist ganz anders als zuletzt Imola und Portugal, wo das Problem eher darin bestand, die Reifen überhaupt auf Temperatur zu bekommen. Also eher wie jener Ort, an dem Mercedes bis dato klar am meisten zu kämpfen hatte, insbesondere mit den Hinterreifen - Bahrain. Shovlin: „Barcelona ist etwas mehr wie Bahrain, wo du immer irgendwie überhitzt. Und Bahrain war in mancherlei Hinsicht nicht der netteste Ort für uns. Das ist die Hauptsache, um die wir uns sorgen.“ Allerdings: Der Wetterbericht sagt akutell milde Bedingungen voraus, kaum wärmer als in Portimao.

Barcelona wie Bahrain? Mercedes fürchtet Reifenprobleme

Auch Toto Wolff zittert vor dem kommenden Wochenende. „Um auf dieser Strecke eine starke Performance zu zeigen, muss man das Management der Hinterreifen im Griff haben und das gehörte bislang in dieser Saison nicht zu unseren größten Stärken“, mahnt der Österreicher. Dennoch erwarten sowohl Shovlin als auch Wolff keine klare Ohrfeige. „Du kannst nicht erwarten, dass Mercedes und Red Bull viel trennen wird“, sagt Shovlin. Ein zumindest in der Tendenz anderes Kräfteverhältnis könne es Wolff zufolge allerdings durchaus geben. „Deshalb müssen wir uns an jedem Wochenende in Bestform präsentieren“, sagt Wolff. Genau diese Stärke reichte Mercedes schon in Bahrain - trotz Nachteilen.

„Imola und Portugal waren sehr komplizierte Rennen“, erinnert unterdessen die Gegenseite in Person von Sergio Perez. Der 2021 bei Red Bull neue Mexikaner meint damit mehr seine eigene Perspektive. Allerdings geht Perez auch generell von einer wieder besseren Form seines Teams aus und macht Mercedes Angst. „Wir sollten von Anfang an konkurrenzfähig sein und um den Sieg kämpfen“, sagt ‚Checo’. Auch er selbst wolle das nun zeigen, um Red Bull im WM-Kampf zu unterstützen. „Ich bin ziemlich sicher, dass ich dieses Team nicht im Stich lassen werden“, verspricht Perez. Schon in Portugal habe er - einmal aus dem Verkehr befreit - ja die Pace der Spitzengruppe mitgehen können, erinnert Perez. „Es kann also nur besser werden.“

Sergio Perez verspricht: Lasse Red Bull nicht im Stich

Das traut dem Mexikaner auch Teamchef Christian Horner zu. Der Brite muss auch 2021 wieder seine Routine darin, seinen zweiten Fahrer zu verteidigen, aufbringen. Perez allerdings macht sich bislang tatsächlich besser als seine Vorgänger Alexander Albon und Pierre Gasly - und muss das auch, um in einem Titelkampf tatsächlich zu unterstützen. In Imola besiegte Perez im Qualifying sogar Max Verstappen, in Portugal war er zumindest nicht weit weg. In beiden Fällen patze allerdings der Niederländer. Schon sein seltener Fahrfehler in Imola sorgte für Nachfragen, ob das der WM-Druck sei.

Nach den Verstößen gegen die Track Limits in Portimao, die Verstappen seine Pole-Zeit und die schnellste Rennrunde kosteten, und einem kleinen Fehler im Rennen, durch den der Niederländer P2 an Hamilton verlor, muss Horner diesmal auch Fragen zu Performance seines Teamleaders beantworten. Eine Schwäche unter Druck attestiert der Brite Verstappen allerdings mitnichten. Da müsse sich Red Bull keine Sorgen machen.

Red Bull wegen Verstappen-Fehlern unbesorgt: Passiert Hamilton auch

„Wir müssen natürlich perfekt sein, aber die Autos haben eben auch ihre Stärken und Schwächen“, sagt Horner und vergleicht die Situation mit der bei Mercedes. „Vergesst nicht, dass auch Lewis vor ein paar Wochen in Imola ziemlich heftig gepatzt hat und recht locker davongekommen ist“, erinnert Horner. Damit zielt der Brite auf Hamiltons Ausritt ins Kiesbett inklusive Mauerkontakt. „Das ist unvermeidbar, wenn du ans Limit gehst und das tun diese Jungs. Da geht es nur um diese ganz kleinen Dinge.“

Genauso sieht es Verstappen. Vor allem seinen Fehler im Rennen habe er nicht einmal wirklich bemerkt. „Ich hatte beim Pushen einen kleinen Wackler, aber ich dachte nicht, dass ich deshalb viel verlieren würde“, sagt Verstappen. Für Hamilton reichte es dennoch, um ein Überholmanöver zu lancieren. Die Track-Limit-Probleme? Tut Red Bull als frustrierend und nicht gut für den Sport ab, nicht als Verstappen-Fehler. Horner: „Das war jetzt bei drei Events brutal für uns. Der Sieg in Bahrain, die Pole gestern [Portimao] und dann die schnellste Runde. Das ist sehr teuer gewesen.“

Red Bull sauer auf Track Limits: Das ist kein Racing mehr!: (16:33 Min.)