Der Grundstein für Red Bulls größtes Formel-1-Projekt seit dem grundlegenden Debüt in der Königsklasse 2005 ist gesetzt. Aktuell entsteht in Milton Keynes mit Red Bull Powertrains eine neue Anlage, in der Red Bull künftig die Power Units für Red Bull Racing und AlphaTauri in Eigenregie entwickeln will. Am Freitag bestätigte das Team mit Ben Hodgkinson nun einen hochrangigen Ingenieur als Technischen Direktor für das Mega-Projekt.

Mit der Verpflichtung des Briten haben sich beinahe die schlimmsten Befürchtungen der Konkurrenz bewahrheitet. Zwar ist es nicht der ehemalige Mercedes-Guru Andy Cowell - Hauptverantwortlicher für die überlegenen Power Units der aktuellen Hybridära in der Formel 1 -, der von Brixworth nach Milton Keynes herübersiedelt. Dennoch hat Red Bull einen hochrangigen Ingenieur direkt von Mercedes abgeworben.

Formel 1: 20 Jahre Mercedes-Erfahrung für Red Bull

Hodgkinson begann seine Karriere mit einigen Jahren in der Entwicklung von Motoren für die Rallye-WM und dem Design von Turbomotoren für das 24 Stunden Rennen von Le Mans, ehe er sich Ilmor Racing Engines anschloss, heute bekannt als Mercedes AMG High Performance Powertrains. Nach 20 Jahren gibt Hodgkinson nun seine Rolle als ‚Head of Engineering‘ bei Mercedes HPP auf und bringt einen ‚Reichtum von Erfahrung und Expertise‘ nach Milton Keynes, schreibt Red Bull.

Red Bull: Zurück zur Formel 1-Supermacht?: (15:07 Min.)

Nachsatz: sobald die Bedingungen seines aktuellen Vertrags erfüllt seien. Soll heißen: Wie üblich bei Transfers tief in die Entwicklung eingebundener Ingenieure in der Formel 1 muss Hodgkinson nun erst eine – in der Presseaussendung nicht genannte – Frist einhalten, bis er seinen neuen Posten antreten darf. Das soll die Mitnahme von Wissen verhindern oder zumindest limitieren.

Red Bull wird Motorenhersteller

Bei Red Bull Powertrains wird Hodgkinson eine entscheidende Führungsrolle als Technischer Direktor einnehmen und sämtliche technischen Belange verantworten. Der Fokus wird auf Red Bulls erster eigener Power Unit liegen. Diese wird mit den gegenwärtig für 2025 geplanten neuen Motorenregeln in der Formel 1 debütieren. Das soll den beiden Hauptteams erstmals die Möglichkeit geben, Chassis und Motor vollständig aufeinander abgestimmt zu entwickeln.

Red Bull darf auch nach dem Honda-Ausstieg weiter die Technik der Japaner nutzen, Foto: Honda
Red Bull darf auch nach dem Honda-Ausstieg weiter die Technik der Japaner nutzen, Foto: Honda

Das Projekt wurde ins Leben gerufen, nachdem der aktuellen Motorenpartner Honda zum Ende der Formel-1-Saison 2021 seinen Ausstieg aus der Formel 1 bekannt gegeben hatte. Von 2022 bis zu Beginn des neuen Motorenreglements wird Red Bull weiterhin in Eigenregie Honda-Aggregate einsetzen. Auch für diesen Zweck dient die neue Powertrain-Abteilung. Möglich machte das so kurzfristig dennoch nur ein Entwicklungsstopp der Motoren. Bis Ende 2021 werden die Japaner noch voll weiterentwickeln, dann darf ohnehin niemand mehr.

Jackpot für Red Bull: Mercedes-Mann für Motorenprojekt

Teamchef Christian Horner weiß genau, um den Wert der Verpflichtung. „Er beginnt dieses gewaltig aufregende Projekt als erwiesener Rennsieger und als ein Innovator, der in der Lage ist, ein Team von höchst talentierten Ingenieuren zu führen“, sagt Horner. Die Verpflichtung des Briten würde zudem erneut Red Bulls langfristiges Bekenntnis zur Formel 1 unterstreichen, wie schon die Gründung von Red Bull Powertrains zuvor.

Zu seinem Abschied von Mercedes sagte Hodgkinson: „Es war nicht leicht, die Entscheidung zu treffen, HPP nach fast 20 Jahren zu verlassen, aber die Gelegenheit, so ein weitreichendes und wichtiges Projekt anzugehen, ist eine große Ehre. Red Bull ist ein ernstzunehmender Player in der Formel 1 und war in der Hybrid-Ära unser größter Rivale, ich freue mich darauf, was wir zusammen erreichen können.“