Nachdem Mick Schumacher den ersten von drei Formel-1-Testtagen in Bahrain am Freitag aufgrund eines Hydraulikproblems und dem daraus resultierenden Getriebewechsel fast komplett abschreiben musste, strahlte der Haas-Pilot nach seinem zweiten Einsatz bis über beide Ohren.

Mick Schumacher freut sich auf Formel-1-Auftakt: Bin bereit

"Am liebsten würde ich morgen schon Rennen fahren, ich bin bereit", sagte der 22-Jährige. Schumacher übernahm den Haas am Nachmittag von Teamkollege Nikita Mazepin und konnte satte 88 Runden absolvieren.

"Ich bin sehr zufrieden mit dem Tag. Vor allem mit den Longruns, die Reifen haben besser gehalten als in der Formel 2. Man kann pushen und angreifen", so der amtierende Champion der Nachwuchsserie.

"Aber auch die Qualifying-Runden waren sehr schön, wir konnten die Zeiten ganz gut runterdrücken", gab der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher zu Protokoll. Dabei stand am Ende nur Rang zwölf zu Buche. Die Platzierung an sich wäre noch kein Problem, wäre da nicht der satte Rückstand. Selbst auf Antonio Giovnazzi im Alfa - ein direkter Konkurrent der Vorsaison - fehlten mehr als zwei Sekunden.

"Man muss sehen, wann die anderen ihre Zeiten gefahren sind und auf welchen Reifen", erklärt Schumacher. Der Rookie fuhr seine Zeit zwar schon auf dem zweitweichsten Reifen, allerdings ging Haas nicht am Ende des Tages auf Zeitenjagd, als die Bedingungen am besten waren. Schumacher fuhr seine Bestzeit schon mehr als zwei Stunden vor dem Ende der Session, als die Konkurrenz sich einen regelrechten Schlagabtausch lieferte.

"Qualifying-Run ist auch nicht immer gleich Qualifying-Run", fügt Teamchef Günther Steiner an. "Über die Performance kann man noch nichts sagen." Der Südtiroler stimmte seinem Schützling zu: "Nach den Problemen gestern war heute ein sehr guter Tag, wir haben alles geschafft, was geplant war."

Steiner zufrieden: Hatte mehr Probleme erwartet

Steiner, der mit seinen Piloten in der Vergangenheit oftmals hart ins Gericht ging, zeigte sich überrascht von seinen beiden Rookies: "Diese zwei Jungs sind sehr gut vorbereitet. Ich hatte mehr Probleme erwartet, aber sie haben ihre Hausaufgaben gemacht."

Obwohl er am ersten Tag noch größtenteils zum Zuschauen verdammt war, konnte Schumacher seine Lehren ziehen: "Ich habe mir Nikitas Daten angesehen und konnte sie übertragen." Größere Baustellen gibt es bei ihm nicht mehr: "Nur Kleinigkeiten, wie zum Beispiel den Sitz verbessern, ihn gemütlicher machen oder auch den Helm."

Obwohl Schumacher bei Testfahrten während der Saison, einem Freitagseinsatz, Young-Driver-Tests und privaten Tests mit Ferrari einiges an Formel-1-Erfahrung sammeln konnte, so ist der Wintertest für ihn noch eine besondere Angelegenheit. "Es fahren mehr Autos auf der Strecke, dadurch ist mehr Grip. Man macht außerdem mehr Tests. Als Fahrer muss man auf jede einzelne Zelle in seinem Körper hören, um besonders akkurates Feedback zu geben", so Schumacher.

Der Rookie kann sich sogar noch für die eigentlich unangenehmen Dinge begeistern: "Immer wenn ich die Möglichkeit hatte, hinter jemandem herzufahren, habe ich das gemacht. Es ist extrem, wie anders es ist, hinter verschiedenen Autos zu fahren. Hinter dem Mercedes konnte ich zum Beispiel viel besser herfahren als hinter dem Williams."

Boxenstopp-Missverständnis: Schumacher überfährt Wagenheber

Auch ein kleiner Zwischenfall kurz vor dem Ende konnte Schumachers Begeisterung nicht brechen. Bei einem der zahlreichen Boxenstopp-Übungen überfuhr er den vorderen Wagenheber. "Ich habe mich erschrocken und hatte Angst, dass ich etwas falsch gemacht habe. Aber es war ein Missverständnis", so Schumacher.

Schumacher fuhr los, als die Ampel auf grün sprang. Der Mann am vorderen Wagenheber dachte aber, dass ein Rad noch nicht ganz fest sei, wartete und zog den Wagenheber noch nicht ganz weg. Beim Losfahren flog der Wagenheber davon.

"Wir haben Mick gefunkt, dass er stoppen soll. Darauf hat er sehr schnell reagiert", lobt Steiner. Der Teamchef nimmt den Zwischenfall mit Humor: "Wir hatten in letzter Zeit viele Zwischenfälle bei Boxenstopps. Da könnte man das auch als Trainings ansehen - war es aber nicht. Zum Glück ist nichts passiert."