Später als gewohnt startet die Formel 1 an diesem Wochenende in stark verkürzte Testfahrten. Im Angesicht der Coronavirus-Pandemie sind es diesmal nur drei Tage, von Freitag bis Sonntag wird in Bahrain gefahren. Dort wird zwei Wochen später gleich der Saisonauftakt anschließen.

Mit jeder Menge Fahrerwechsel und trotz beschränkter Entwicklung paranoider Teams versprechen die drei Tage interessant zu werden. Sebastian Vettel im Aston Martin, Mick Schumacher bei Haas, Fernando Alonso beim Comeback, und mehr - Motorsport-Magazin.com fasst zusammen, wann und wo der Test im TV und Stream läuft, und um was es geht.

Zeitplan, Live-Ticker & Sky-TV für die Formel-1-Testfahrten

Freitag, 12. März: 08:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 17:00 Uhr
Samstag, 13. März: 08:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 17:00 Uhr
Sonntag, 14. März: 08:00 - 12:00 Uhr & 13:00 - 17:00 Uhr

Insgesamt finden bei den Bahrain-Testfahrten nur sechs vierstündige Sessions statt. Von Freitag bis Sonntag jeweils eine am Vormittag, gefolgt von einer Mittagspause, und einer Session am Nachmittag. Wie schon im Vorjahr produziert die Formel 1 davon TV-Bilder, und die gibt es 2021 auch in Deutschland. Pünktlich zum Start am Freitag startet Sky einen dezidierten Vollzeit-F1-Sender.

Sky Sports F1 ist im Sky Sport Abonnement bereits enthalten und kann linear empfangen werden, aber auch via Sky Q und Sky Go abgerufen werden. Nebenberichte werden ergänzt, wenn nicht gefahren wird. Wer kein Sky-Abo will, hat zumindest in Deutschland Pech. Der offizielle Livestream F1 TV ist nur noch für jene zugänglich, die bereits ein Abonnement abgeschlossen haben.

Umfangreiche Berichterstattung bietet aber natürlich auch Motorsport-Magazin.com. Jede Minute der Testfahrten wird im Live-Ticker begleitet, und davor und danach mit allen Hintergründen direkt von der Rennstrecke in Bahrain ergänzt.

Diese Fahrer sitzen bei den Formel-1-Testfahrten im Cockpit:

TeamFreitag Samstag Sonntag
MercedesBottas/HamiltonHamilton/BottasBottas/Hamilton
Red BullMax VerstappenSergio PerezPerez/Verstappen
McLarenRicciardo/NorrisRicciardo/NorrisRicciardo/Norris
Aston MartinVettel/StrollVettel/StrollStroll/Vettel
AlpineEsteban OconFernando AlonsoOcon/Alonso
FerrariLeclerc/SainzSainz/LeclercLeclerc/Sainz
AlphaTauriGasly/TsunodaTusnoda/GaslyGasly/Tsunoda
Alfa RomeoRäikkönen/GiovinazziAntonio GiovinazziKimi Räikkönen
HaasSchumacher/MazepinMazepin/SchumacherSchumacher/Mazepin
WilliamsRoy NissanyNicholas LatifiGeorge Russell

Formel 1 unter Zeitdruck: Bahrain-Test stark beschnitten

Zum ersten Mal seit 2014 trägt die Formel 1 die Testfahrten in Bahrain aus. Letztendlich eine logische Wahl, denn nur zwei Wochen später beginnt an gleicher Stelle die Saison 2021. Die Strecke ist allen Teams wohlbekannt, und die Wüste sollte für trockenes Wetter sorgen. Gegenwärtige Prognose: drei Hitzetage mit über 30 Grad. Die Nachmittags-Sessions dauern in die Nacht hinein, dank der Flutlicht-Anlage der Strecke kein Problem.

Viel beachtet: die Test-Länge. Seit Jahren werden die Wintertests kürzer, und im Angesicht der Corona-Pandemie wurde 2021 mit Bedenken zu Kosten und Pandemie-Schwierigkeiten beschnitten, was ging. Nur drei Tage wird gefahren, letztes Jahr waren es noch sechs.

Kritische Fahrer-Debüts bei den Bahrain-Testfahrten

Das bedeutet: Kein Fahrer wird mehr als zwölf Stunden Testzeit haben. Weiters kommen die neuen Fahrer mit unterschiedlichem Erfahrungs-Level bei ihren neuen Teams an. Sebastian Vettel absolvierte mit Aston Martin erst einen halben Filmtag im neuen Auto. Das gilt auch für Daniel Ricciardo bei McLaren.

Sebastian Vettel fuhr mit Aston Martin einen Filmtag, Foto: Aston Martin F1
Sebastian Vettel fuhr mit Aston Martin einen Filmtag, Foto: Aston Martin F1

Teams, die konnten, bauten zwei Jahre alte Autos auf, mit denen sie ihre neuen Fahrer zumindest einführen konnten. So geschehen bei Ferrari mit Carlos Sainz, oder bei Red Bull mit Sergio Perez. AlphaTauri gestand Neuling Yuki Tsunoda gleich mehrere solcher Tage zu. Rückkehrer Fernando Alonso spulte im Vorjahr ein ähnliches Programm ab. Nach einem Fahrradsturz mit Oberkiefer-Bruch musste er jedoch den letzten Monat pausieren. Alpine schwört trotzdem, dass er bei den Testfahrten im Auto sitzen wird.

Haas und Ferrari hielten am Donnerstag vor dem Test erst ihren Filmtag mit ihren neuen Autos in Bahrain ab. Der Fokus liegt vor allem auf Haas, wo zwei F2-Aufsteiger antreten. Mick Schumacher hatte vor seinem F1-Debüt zumindest den Vorteil, ein Training und einen Test mit Haas sowie einen Test in einem alten Ferrari zu fahren. Nikita Mazepin bekam keine Gelegenheit dazu, wenngleich er in der Vergangenheit bereits umfangreiche F1-Testprogramme absolvierte.

Welche Neuheiten muss die Formel 1 in Bahrain testen?

Zum Glück gibt es weniger zu testen als in den Vorjahren. Viele Bereiche (allen voran Chassis, Aufhängungen, Crash-Strukturen) durften aus Spargründen nicht entwickelt werden. Mehrere Teams bezeichnen ihre Autos als "B"-Versionen der Vorjahresmodelle. McLaren bekam Ausnahmen, weil man von Renault- auf Mercedes-Motoren wechselte. Für die Truppe aus Woking sind die drei Testtage besonders wichtig, um mit dem neuen Triebwerk unter Einsatzbedingungen zu arbeiten.

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Alle anderen bekamen zwei Entwicklungs-Token, die sie einsetzen konnten, um eingefrorene Teile zu erneuern. Viele haben diese für neue Front- oder Heckpartien ausgegeben. Aero-Entwicklung an sich ist außerdem nicht verboten. Die Autos mögen also ähnlich aussehen, sind aber nicht identisch. Wenngleich Aero-Experimente nach der Barcelona-Tradition aufgrund des verkürzten Tests nicht zu erwarten sind. Schnell nach der ersten Woche neue Teile einfliegen und in der zweiten Woche ein komplett neues Auto hinstellen ist so nicht mehr möglich.

Weiters sind die Pirelli-Einheitsreifen Reifen neu. Der Reifenhersteller hat im Angesicht der immer steigenden Belastung die Konstruktion der fünf Reifentypen verändert, jetzt sollen sie besser halten. Die Teams fuhren diese neuen Reifen erst in einer Handvoll Freitags-Trainings, daher ist der Bahrain-Test von immenser Bedeutung. Auch wenn die Gummimischungen von C1 bis C5 gleichblieben. Alle Mischungen stehen den Teams zur Verfügung.

Wie lange hält die Technik-Paranoia der Formel-1-Teams?

Eine Aerodynamik-Änderung muss noch besonders hervorgestrichen werden: der neue Unterboden. Es ist die einzige große Aero-Regeländerung, nach hinten wird die Fläche nun schmäler. Wie groß die Auswirkungen sind, da wollten sich Teams und Techniker zuletzt nicht festlegen.

Der Unterboden im Vergleich am McLaren MCL35, Foto: McLaren
Der Unterboden im Vergleich am McLaren MCL35, Foto: McLaren

Auch, weil die Formel-1-typische Paranoia voll um sich greift. Jedes Team bemühte sich nach Kräften zu verschleiern, wie die Frage gelöst wurde. Mercedes vorneweg, sie deckten den Unterboden bei der Präsentation ab und gaben zu, weder über den Boden noch über die ausgegebenen Token ein Wort verlieren zu wollen. Nicht einmal einen Filmtag hielten sie bis jetzt ab.

Andere Teams waren genauso vorsichtig. Red Bull veröffentlichte von ihrem Filmtag kein Material, genauso wenig AlphaTauri, die auch ihre neue Nase versteckten. Auf den Launch-Bildern der meisten Teams wurde nachgeschwärzt.

Endet das Versteckspiel in Bahrain? Muss nicht sein. Zwar sind Sichtschutz und dergleichen heutzutage verboten, aber es gibt keine Garantie, dass jedes Team die Spezifikation für Rennen eins zeigt. McLaren-Cheftechniker James Key dazu beim Launch: "Es wird schon ein paar neue Ideen an den Autos geben, um die Regeländerungen abzufedern. Es wäre naiv zu glauben, dass die Regeländerungen einfach nur so umgesetzt werden."