Die Formel 1 hat in 70 Jahren große Idole und unvergessene Helden hervorgebracht. Weltmeister Lewis Hamilton ließ sich als Kind in Ayrton Sennas Bann ziehen, Sebastian Vettel eiferte seinem Vorbild Michael Schumacher nach. Doch nicht alle F1-Fahrer ließen sich von Persönlichkeiten aus der Königsklasse leiten. Daniel Ricciardo stellt seit 2014 zu Ehren von Dale Earnhardt die Startnummer 3 zur Schau. Die NASCAR-Legende inspirierte den Australier und machte aus ihm den Honey Badger. Anlässlich des 20. Todestags erinnert Motorsport-Magazin.com an die US-Ikone und sein Vermächtnis in der Formel 1.

NASCAR heute vor 20 Jahren: US-Legende Dale Earnhardt stirbt in Daytona

"Ich kann mich noch sehr gut an das Rennen vor 20 Jahren erinnern und wie ich auf die Nachricht reagiert habe", so Ricciardo, der 2021 zum achten Mal mit Earnhardts legendärer Startnummer 3 in der Formel 1 starten wird. "Ich habe geweint und meinen Kumpel Steve angerufen. Wir sind zusammen Kartrennen gefahren und er war auch ein großer Earnhardt-Fan. Ich habe ihn sofort angerufen, als ich die News gesehen habe und wir haben beide am Telefon geweint."

Earnhardt war am 18. Februar 2001 in der finalen Runde der legendären Daytona 500 auf tragische Weise verunglückt. Der 49-Jährige hatte auf Platz drei offenbar versucht seinen Sohn Dale Earnhardt Jr. sowie seinen Kumpel und Teamkollegen Michael Waltrip abzuschirmen, die sich im Kampf um den Sieg befanden. In der letzten Kurve des Rennens lag er im Clinch mit Ken Schrader und Sterling Marlin.

Dale Earnhardt machte die Startnummer 3 in der NASCAR ab 1984 zu einem Markenzeichen, Foto: LAT Images
Dale Earnhardt machte die Startnummer 3 in der NASCAR ab 1984 zu einem Markenzeichen, Foto: LAT Images

Letzterer touchierte Earnhardts Chevrolet hinten links, woraufhin dieser im 90-Grad-Winkel abbog und mit etwa 250 km/h nahezu frontal in die Betonwand einschlug. Der siebenfache Champion der Winston Cup Series zog sich beim Aufprall einen Schädelbasisbruch sowie Gehirnverletzungen zu. Im Medical Center von Daytona Beach wurde Earnhardt nach gescheiterten Wiederbelebungsversuchen um 17:16 Uhr Ortszeit für tot erklärt. Für die NASCAR hatte das Schicksal ihrer Galionsfigur weitreichende Folgen.

Zunächst wurde der Hals-und-Nackenschutz HANS für die Piloten verpflichtend vorgeschrieben. Earnhardt hatte den Einsatz des damals noch neuen Systems abgelehnt, da er sich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlte. Darüber hinaus wurde nicht nur die Sicherheit der NASCAR-Autos verbessert. Die Untersuchungen des Unfalls führten zur Entwicklung der Safer-Barrier. Diese kann bei einem Einschlag mehr Energie aufnehmen. Als neuer Sicherheitsstandart wird sie bereits seit Jahren auch in der Formel 1 und vielen anderen Rennserien eingesetzt.

Dale Earnhardt holte 1998 seinen einzigen Sieg im Daytona 500, Foto: LAT Images
Dale Earnhardt holte 1998 seinen einzigen Sieg im Daytona 500, Foto: LAT Images

Ricciardo ehrt Earnhardt mit der Startnummer 3

Doch die Königsklasse profitierte nicht nur vom tragischen Schicksal Dale Earnhardts, sondern auch von dessen spirituellen Erbe. Im Zuge der Reglementänderung, welche es den Fahrern ab 2014 erlaubte, eine Startnummer zwischen 2 und 99 selbst zu wählen, entschied sich Ricciardo für das Markenzeichen der NASCAR-Legende. Seit 2016 fährt er die Startnummer drei sogar im gleichen Design wie sein Vorbild.

"Er war für mich ein Held und als ich 2014 die Startnummer drei gewählt habe, hatte ich dabei im Hinterkopf, einen auf 'Intimidator' zu machen", erklärt Ricciardo. Den Spitznamen des 'Einschüchterers' erhielt Earnhardt von Rivale Bill Elliott für seine harte sowie kompromisslose Vorgehensweise. Beim 1987 außerhalb einer Meisterschaft ausgetragenen Event 'The Winston', bei dem es um 200.000 US-Dollar Preisgeld ging, hatte Earnhardt sich ohne Rücksicht auf Verluste und mit aller Macht gegen den Konkurrenten durchgesetzt, der bei dem Duell auf der Strecke blieb.

Ricciardo wollte sich 2014 erst recht ein Beispiel am berüchtigten Stil des US-amerikanischen Hardliners nehmen. Nachdem er zwischen 2011 und 2013 bei HRT und Toro Rosso in die Lehre gegangen war, erhielt er bei Red Bull erstmals die Chance in einem Top-Team. Im Kampf um Siege und an der Seite des amtierenden Weltmeisters Sebastian Vettel musste er andere Saiten aufziehen.

Daniel Ricciardo fährt die Startnummer 3 in der Formel 1 im Design von Dale Earnhardt, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo fährt die Startnummer 3 in der Formel 1 im Design von Dale Earnhardt, Foto: Red Bull

Ricciardo macht einen auf Earnhardt: Krasse Moves und hartes Racing

"Ich hatte das Gefühl, dass dies für mich das Jahr ist, in dem ich eine Ansage machen muss. Ich musste der Typ sein, der keine Angst hat einen krassen Move durchzuziehen und hart Rennen zu fahren", so Ricciardo. Zu Beginn seiner Laufbahn war er von der großen Welt der Formel 1 eingeschüchtert und ließ dadurch die Lockerheit und seine Vollstreckermentalität missen, für die er heute bekannt ist.

"Wenn du im Leben bei etwas erfolgreich sein willst, ist die Hauptsache, es zu genießen", erklärt er. Sein Aufstieg ins Weltmeisterteam machte ihm klar, dass er es sich nicht leisten kann, gehemmt aufzutreten und sich selbst auszubremsen: "Es kam mir so vor, als hätte ich das noch nicht ganz und dieses erste Jahr mit Red Bull war meine Chance, wirklich ein Statement zu machen und mir einen Ruf zu verdienen."

Ricciardos neuer Ansatz führte zum Erfolg. Das teaminterne Duell gegen Vettel entschied er mit 11:7 im Qualifying und 13:5 im Rennen deutlich für sich. Neben seinem Premierensieg in Montreal feierte er in seiner ersten Saison mit Top-Material zwei weitere Triumphe auf dem Hungaroring und in Spa-Francorchamps. Entscheidender als diese Zahlen war jedoch, dass er sich als ernstzunehmender Herausforderer der Elite einen Namen machte.

Im Kampf um die Spitzenpositionen war Ricciardo kompromisslos unterwegs und ließ nichts anbrennen. Der Earnhardt-Way zahlte sich für ihn aus. "Meine eigene Version davon wurde dann natürlich der Honigdachs", verweist er auf seinen eigenen Spitznamen, der vom harmlos aussehenden und gleichzeitig überraschend aggressiven Raubtier abgeleitet ist. "Einen Teil habe ich sicher Earnhardt zu verdanken und der Art und Weise, wie er mich inspiriert hat."

Im Red Bull mit der Startnummer 3 etablierte sich Daniel Ricciardo als Top-Fahrer in der Formel 1, Foto: LAT Images
Im Red Bull mit der Startnummer 3 etablierte sich Daniel Ricciardo als Top-Fahrer in der Formel 1, Foto: LAT Images

Was sonst noch geschah:

Vor 63 Jahren:Im sizilianischen Ort Augusta erblickt Giovanni Lavaggi das Licht der Welt. Der Italiener blickt mit zehn Auftritten auf eine äußerst kurze Geschichte in der Formel 1 zurück. Nachdem er erst 1984 mit dem Motorsport begann, gab er 1995 im Alter von 37 Jahren sein Debüt in der Königsklasse. Beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring sowie den drei darauffolgenden Events ging er für Pacific an den Start, sah jedoch nie die Zielflagge. 1996 kehrte er in Hockenheim mit Minardi zurück, ohne es über die Qualifikation hinaus zu schaffen.

Die nächsten fünf Rennen hielten zwei weitere Nichtqualifikationen bereit, allerdings auch zwei Zielankünfte. In Ungarn fuhr Lavaggi mit Platz zehn das beste Resultat seiner Karriere ein. Nach seinem F1-Abteneuer konstruierte er unter dem Namen Scuderia Lavaggi seine eigenen Le-Mans-Protoypen, mit überschaubarem Erfolg. Nach einem Ausflug in die Motorsportszene der USA verpasste ihm Teameigentümer und Talkshow-Ikone David Letterman den Spitznamen 'Johnny Carwash' als eine humoristische Übersetzung seines Namens.

Giovianni Lavaggi hatte 1995 und 1996 eine kurzeweilige Formel-1-Karriere, Foto: Sutton
Giovianni Lavaggi hatte 1995 und 1996 eine kurzeweilige Formel-1-Karriere, Foto: Sutton