Daniel Ricciardo bricht in der Formel 1 2021 mit McLaren in eine neue Ära auf. Der verheißungsvollen Traumpaarung hatte er im Sommer 2018 noch einen Korb gegeben. Nur anderthalb Jahre später ergriff der Australier die nächste Offerte des britischen Traditionsrennstalls mit beiden Händen. Im Rahmen der Präsentation des McLaren MCL35M erklärt Ricciardo, wie ihn sein neues Team im zweiten Anlauf überzeugte und plaudert außerdem erstmals die Laufzeit seines neuen Vertrages aus.

"Ich glaube, ich kann es sagen... ach, ich sag's einfach. Es sind drei Jahre", so Ricciardo, der damit fast auf den Tag genau neun Monate nach der Bekanntgabe des mehrjährigen Deals verrät, dass er bis einschließlich 2023 vom Markt ist. Am 14. Mai 2020 hatte er noch vor dem Start in die neue Saison seine langfristige Zukunft bei McLaren eingestielt. Dabei hatte er dem Team zwei Jahre zuvor noch abgesagt, als er sich nach einer Alternative zu Red Bull umsah, mit deren Support er zwischen 2011 und 2018 in der F1 fuhr.

"Ich habe das Gefühl, jetzt in ein Team mit richtig viel Rückenwind zu kommen", erklärt der 31-Jährige. "Sie haben mehr Unterstützung, mehr Investoren. Sie wachsen. Ich denke, sie machen alles, was es braucht, um in der Weltmeisterschaft ein ernstzunehmender Wettbewerber zu sein.

Mit McLaren hat er sich für das beste Mittelfeld-Team der vergangenen zwei Jahre entschieden. Doch nicht nur der sportliche Aufschwung seit 2019 veranlassten ihn dazu, im vergangenen Frühjahr noch vor seinem Höhenflug mit Renault seine Flucht aus dem französischen Werksteam zu planen.

McLaren überzeugt Ricciardo im zweiten Anlauf

"Es waren nicht nur die Resultate. Ich sehe hier auch eine sehr gute Stabilität innerhalb des Teams und der Infrastruktur", so Ricciardo. Als McLaren das erste Mal anklopfte, befand sich die Truppe seit dreieinhalb Jahren in einer tiefen Krise. Auf drei chaotische Saisons mit Honda folgte 2018 ein nicht weniger erbauliches Jahr mit Kundenmotoren von Renault. Fernando Alonso holte auf dem Weg zu Platz sechs in der Konstrukteursweltmeisterschaft 50 der 62 WM-Punkte des Teams.

Hinter den Kulissen gab es jede Menge Querelen. Schlechte Presse über vermeintliche Missstände in der Personalführung sowie Gerüchte über eine Intervention des ehemaligen Teamchefs Martin Whitmarsh ließen McLaren in keinem guten Licht dastehen. Im Juli 2018 nahm Eric Boullier als Teamchef seinen Hut. Der Franzose hatte vier Jahre ohne Erfolg an der Spitze des Rennstalls gestanden.

Nach seiner Entlassung stand McLaren vor einem Scherbenhaufen. Als vorübergehender Sportdirektor wurde der Brasilianer Gil de Ferran am Kommandostand platziert. Die Ikone aus dem US-Motorsport war schlussendlich nur ein Platzhalter, während sich Woking im Hintergrund auf die Suche nach den richtigen Leuten für den Job machte. Der seit April 2018 als McLaren-CEO fungierende Zak Brown holte Anfang 2019 Andreas Seidl als neuen Teamchef und verpflichtete obendrein James Key als Technikdirektor.

Ricciardo 2018 von McLaren-Chaos abgeschreckt

"Als ich 2018 mit McLaren sprach, war Andreas [Seidl] noch nicht da. James Key war auch noch nicht da und es gab da ziemliche Unklarheiten", so Ricciardo. "Es war nicht nur so, dass die Resultate auf der Rennstrecke nicht gepasst haben. Sie waren noch dabei, ihre eigene Struktur zu errichten und die haben sie jetzt wirklich etabliert." Die neue Organisation machte für ihn den entscheidenden Unterschied: "Ich passe jetzt gut in das Puzzle hinein und muss es nicht selber legen."

"Ich mag Zak [Brown]. Und Andreas ist ein unglaublicher Gewinn für das Team. Ich denke, er hilft wirklich sehr dabei, dieses Schiff in die richtige Richtung zu steuern", streut er seinen neuen Chefs Blumen. Key kennt er aus seiner Zeit bei Toro Rosso, wo dieser bis Februar 2019 in derselben Position tätig war: "Damals haben wir nicht so viel Zeit miteinander verbracht, weil ich in dem Sommer [2013] schon auf dem Sprung zu Red Bull war. Ich freue mich darauf, wieder mit ihm zu arbeiten."

Formel 1, Live-Stream: McLaren präsentiert den MCL35M (01:00 Min.)

Nachdem er 2019 bei Renault seine Ziele verfehlte und das französische Werksteam durch die Coronavirus-Krise sowie einen neuen CEO an der Konzernspitze um seine Zukunft bangen musste, glaubt Ricciardo, im richtigen Moment zu McLaren gewechselt zu sein: "Ich habe das Gefühl, dass McLaren die letzten zwei Jahre die richtigen Dinge getan hat, um sich auszurichten, vor allem was die neuen Regeln ab 2022 angeht."

Zum Aufschwung des Teams gesellt sich ab 2021 mit Mercedes auch noch der erfolgreichste Motor der Hybrid-Ära als neuer Partner. Ricciardo ist davon überzeugt, dass McLaren-Mercedes wie vor 20 Jahren wieder ein Top-Team werden kann. "Alles, was ich bisher gesehen hab, sorgt für viel Vorfreude. Ich glaube wirklich an das Personal hier", so der 188-fache Grand-Prix-Teilnehmer.