Wer hatte in der Formel-1-Saison 2020 das drittbeste Auto hinter Mercedes und Red Bull? Hier ist sich eigentlich das ganze Fahrerlager einig, und zeigt auf Racing Point. Der dritte WM-Platz gehört aber nicht ihnen, sondern McLaren. Die setzten sich im Finale von Abu Dhabi durch und beendeten zum ersten Mal seit 2012 wieder ein Jahr unter den Top-drei der Konstrukteurs-Wertung.

Ihr Auto, der MCL35, war dabei zweifelsohne gut und an manchen Wochenenden das drittbeste Auto. Aber den Ausschlag im Kampf gegen Racing Point und Renault gab nicht die absolute Pace, sondern das beste Gesamtpaket - eine perfekte Teamleistung, sowie die perfekten Freunde Carlos Sainz und Lando Norris.

McLaren: Besser perfekt ausgeführt als schnell

"Gut, zuerst einmal hatten wir ein wettbewerbsfähiges Auto", schätzt Teamchef Andreas Seidl. "Aber über die Saison hinweg war es auch ein bisschen ein Allrounder. Wir waren immer irgendwie in einer Position, um ins Q3 zu kommen. Wir sind in den Rennen immer von Positionen losgefahren, von denen aus wir um gute Punkte kämpfen konnten."

"Natürlich haben wir auch ein großartiges Team hier an der Strecke, und das hat die Rennen gut umgesetzt", meint Seidl weiter. Kritische Fehler waren 2020 bei McLaren wirklich eine Seltenheit. Nur einmal, beim Russland-GP, verpassten sowohl Carlos Sainz als auch Lando Norris die Punkte. Zehn Mal punkteten sie zweistellig.

Racing Point ließ ein paar Mal gute Punkte liegen. Auf dem Red Bull Ring und in Imola vergaben sie mit strategischen Fehlern Podien. McLaren-Teamchef Seidl hingegen findet, dass sein Team immer strategisch bestens dabei war.

McLarens Fahrer-Duo 2020 eine Bank

"Und nicht zuletzt unsere zwei Fahrer, die natürlich wieder einen sensationellen Job abgeliefert haben, ähnlich wie letztes Jahr", streicht Seidl außerdem die Leistungen von Carlos Sainz und Lando Norris hervor. "Sie haben uns alle diese großen Punkte geholt."

Das Duo Sainz und Norris wurde bei McLaren zu besten Freunden, Foto: LAT Images
Das Duo Sainz und Norris wurde bei McLaren zu besten Freunden, Foto: LAT Images

Dieses Erfolgsduo Sainz und Norris trennte sich in Abu Dhabi nach zwei Jahren in bester Stimmung, und Norris sieht das als wesentlich: "Eines der wichtigsten Dinge für diesen dritten Platz war dieses Jahr die Kombination von guter Freundschaft, aber auch wie wetteifernd wir sind und wie sehr wir uns schlagen wollen. Wenn du das zusammennimmst, ist es die perfekte Kombination, um P3 zu holen."

"Es gab viele Rennen dieses Jahr, die wir als Team gut umgesetzt haben", meint Norris. "Wir beide haben deshalb viel bessere Ergebnisse eingefahren. Weil ich Carlos respektiere, und er respektiert mich, und wir wollen den besten Job für das Team machen."

McLaren bessert bei Boxen-Defizit & Zuverlässigkeit nach

Was die Leistung des Rennteams anging, war McLaren 2020 also auf einem ganz hohen Level zu finden. Selbst ihr einziges Defizit schafften sie bis zum Finale auszuräumen. "Bei den Boxenstopps, mit denen wir definitiv zu Saisonbeginn Probleme hatten, was die Zeiten anging, haben wir uns durchweg verbessert, und am Ende war es eine Stärke unseres Teams", urteilt Andreas Seidl.

Zum Saisonstart hatte McLaren hier massive Probleme - die durchschnittliche Standzeit betrug in den ersten fünf Rennen immer mindestens 3,6 Sekunden. Zum Vergleich: Benchmark Red Bull bewegt sich bei jedem Rennen zwischen zwei und drei Sekunden. McLaren lernte aus den Fehlern, schärfte nach, und ab dem Spanien-GP überschritten sie den Durchschnittswert von 3,6 nur mehr ein Mal. Bei sieben Rennen schafften sie es unter die Drei-Sekunden-Grenze.

Und verglichen mit dem Vorjahr beschnitten sie schließlich die Ausfälle: 2019 waren es sieben, 2020 vier. Und für Andreas Seidl noch viel wichtiger: "Die Zuverlässigkeit aufseiten des Autos war herausragend. Kein einziger Ausfall ist auf das Team zurückzuführen. Das ist ein großer Schritt vorwärts verglichen mit dem Vorjahr."

An der Strecke hat McLaren 2020 also bereits ein hohes Niveau erreicht. Nun gilt es, die Defizite in der Infrastruktur und beim Fahrzeug-Design auszuräumen. Die Zeichen für die Zukunft stehen gut.