Viel zu oft wird die Redewendung „Licht und Schatten“ bemüht, bei Alexander Albon und seinem Großen Preis von Bahrain 2020 passt sie allerdings wie die berühmte Faust aufs Auge. Nach einem Crash im Freien Training zum Formel-1-Rennen in der Wüste am Freitag sahen einige Experten endgültig den Anfang seines Endes bei Red Bull Racing eingeleitet, im Rennen setzte der Brite thailändischer Abstimmung dem nun das zweite Podium seiner noch kurzen F1-Karriere entgegen.

Zu seinem zweiten Besuch bei der Siegerehrung nach Mugello kam der Youngster allerdings überaus glücklich - durch spätes Pech für Racing Points Sergio Perez.

Albon: Pace reichte nicht für Perez

Aber der Reihe nach. In eine gute Ausgangsposition hatte sich Albon im Qualifying gefahren. Der Red-Bull-Pilot egalisierte mit Startplatz vier sein bis dato bestes Resultat an einem Samstag in der Formel 1. Dort blieb Albon auch nach der chaotischen Startphase rund um die beiden heftigen Unfälle von Romain Grosjean und Lance Stroll. „Ich hatte einen guten Start, daran haben wir zuletzt gearbeitet. Es ist schön zu sehen, dass es besser wird“, sagte Albon nach dem Rennen.

Geändert hatte sich für Albon nur das Trio vor ihm. Dieses lautete nun Hamilton, Verstappen, Perez statt Hamilton, Bottas, Verstappen. An dem Racing Point von Sergio Perez fand Albon jedoch das gesamte Rennen über keinen Weg vorbei. „Ich hatte nicht ganz die Pace, um Sergio zu überholen“, gestand der 24-Jährige. Ein gutes Rennen sei es dennoch gewesen.

Albon: War da, als ich da sein musste

„Aber Sergio hatte natürlich auch ein großartiges Rennen und hatte dann nur diesen Motorplatzer“, sagte Albon über sein spätes Glück. Vier Runden vor Rennende verabschiedete sich plötzlich der Meredes-Antrieb im Boliden des Mexikaners. „Du siehst nicht oft, dass bei einem Mercedes-Motor so etwas passiert. Pech für ihn, aber glück für Alex“, freute sich Teamchef Christian Horner bei Sky Sports F1 UK. „Sergios Unglück war Alex’ Glück.“

Albon selbst zeigte sich deshalb allerdings nicht vollständig zufrieden. Immerhin hatte er sich sein Podium - und damit Red Bull das erste Doppelpodium seit 1148 Tagen (Japan 2017) - nicht auf der Strecke, im direkten Duell, erkämpft. Albon: „Aber ich war noch immer da, musste erst einmal da sein, um davon zu profitieren. Ich bin einfach dahinter geblieben und habe gewartet, dass etwas passiert und es ist passiert. P3 ist ein gutes Ergebnis. Ein Doppel-Podium ist auch gut für das Team!“

Podium nur glücklich: Albon nicht ganz zufrieden

Am Ende sah Albon die Zielflagge nur sieben Sekunden nach Max Verstappen - allerdings unter Safety-Car-Bedingungen. Zuvor klaffte eine 20 Sekunden große Lücke auf den Teamkollegen. Auch deshalb war Albon nicht ganz zufrieden. Aber immer noch ziemlich zufrieden: „Ich würde nicht sagen, dass ich nicht zufrieden bin. Es ist nicht so, dass ich nur zu 50 Prozent zufrieden bin. Ich bin 95 Prozent zufrieden. Es war noch immer ein gutes Rennen.“

Auf Verstappen würden vor allem noch viele Kleinigkeiten fehle. „Das ist Feintuning. Ich hatte etwas mit abbauenden Reifen zu kämpfen. Wir waren auf einer ähnlichen Strategie wie Lewis. Wir hatten zwei Mediums. Deshalb war es im zweiten Stint ziemlich hart, zu pushen. Aber natürlich will ich da besser werden, um schneller zu sein, damit ich öfter um das Podium fahren kann“, berichtete der Thai-Brite.

Horner verteidigt Albon: Ergebnis spricht für sich

Teamchef Horner wollte von einem teamintern noch immer klaren Missverhältnis nichts wissen. „Schaut euch einfach das Ergebnis an. Er hat einen guten Job gemacht“, konterte der Brite auf Nachfragen. „Besonders nach diesem Freitag, von so einem Crash so zurückzukommen und den Job zu erledigen - er ist ein solides Rennen gefahren, einen guten Grand Prix!“

Mehr davon muss Albon nun bei den noch ausstehenden Grands Prix in Sakhir und Abu Dhabi zeigen - dann darf er sein Cockpit wohl behalten. Horner: „Unsere Priorität ist, Alex eine echte Gelegenheit zu geben. Das habe ich immer gesagt. Und er macht Fortschritte. Er ist ein sehr reifes Rennen gefahren. Er war da, um es aufzusammeln und Kapital zu schlagen. Wir haben noch ein paar Rennen, wir sind nicht in Eile. Sergio weiß auch, dass er sonst keine Optionen hat. Wir geben Alex mehr Gelegenheit, mehr davon zu zeigen, was er heute gezeigt hat.“