Zwischen Lando Norris und Lance Stroll kracht es in Portugal. Zuerst auf der Strecke, dann abseits davon. Nachdem sie im Rennen im Kampf um den siebten Platz kollidierten - was beider Fahrer Rennen zerstörte - ist Norris wütend auf einen vermeintlich nicht lernfähigen Kanadier. Schließlich sah der Zwischenfall einer Kollision zwischen Stroll und Max Verstappen am Freitag verdächtig ähnlich.

Dessen Team hingegen hält die schützende Hand über Stroll. Die Strafe, welche die Stewards ihm noch während dem Rennen für den Crash aufbrummten, ist für Racing Point gar zu streng, sie würden es als einen Rennunfall bewerten.

Stroll crasht Norris in Portugal

Die Lage hatte sich auf der Strecke kurz vor der 18. Runde zugespitzt. Norris hatte nach einem starken Start Probleme mit seinen weichen Reifen und begann zurückzufallen. Stroll hatte hingegen Medium aufgezogen und arbeitete sich stetig nach vorne. Nach ersten Annäherungsversuchen entschied sich Stroll in Runde 18 dann zur Attacke.

Norris wollte nicht klein beigeben und versuchte abzudecken, fuhr halb in der Mitte und ließ sich dann nach links tragen. Stroll kam mit Überschuss dank DRS angeflogen und entschied sich spät für eine Attacke links außen. Er setzte sich daneben, war aber beim Einlenken noch nicht ganz am McLaren vorbei. Norris linker Vorderreifen und Frontflügel berührte Strolls Seitenkasten, Stroll drehte sich. Beide mussten zum Reparaturstopp.

Norris feuert gegen Stroll: Scheint gar nichts zu lernen

"Ich weiß nicht, was er wollte", ist Norris danach sauer. "Ich bin nach links und wusste nicht wirklich, wo er war. Er hätte locker nach innen können. Dann war er höchstens zur Hälfte neben mir, und lenkt einfach ein." Die Stewards stimmten zu, Stroll bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Der Zwischenfall war fast identisch mit einem Unfall zwischen Stroll und Max Verstappen im 2. Training. Auch hier lenkte Stroll ein. Die Vorgeschichte war da zwar eine andere, da war es ein Missverständnis, daher gab es keine Strafe. Der Crash war aber der gleiche. "Er hat offensichtlich vom Freitag nichts gelernt", stellt Norris fest, um dann anzufügen: "Aber er scheint bei nichts, was er tut, etwas zu lernen, das passiert oft mit ihm. Ich muss einfach sichergehen, dass ich beim nächsten Mal wegbleibe."

"Ich weiß nicht, ob er rechts nicht ordentlich sieht oder was, aber er hat sein und mein Rennen ruiniert", ärgert sich Norris. "Das musste er nicht riskieren. Er war viel schneller, warum soll er sich da als Held versuchen?"

Stroll spielt Crash herunter, Team gibt Schützenhilfe

Stroll hingegen will aus dem Crash keine große Sache machen: "Er war so in der Mitte der Strecke. Ich wusste nicht, ob er nach innen ziehen oder auf der Linie bleiben würde, das war etwas ungeschickt. Ich musste im Sekundenbruchteil entscheiden, dann war ich außen auf dem Kerb, und dann habe ich einfach so in die Kurve eingelenkt, und ich schätze, da war nicht genügend Platz für uns beide."

Sein Teamchef Otmar Szafnauer wird deutlicher, und ihn stört die Strafe: "Lance war vor Lando, als er eingelenkt hat. Lando hat sich mitten auf der Strecke platziert, Lance war ein bisschen schneller. Ich weiß nicht, ob Lance ohne Einlenken die Kurve schaffen konnte. Das war eher ein Rennunfall."

Norris & Stroll verlieren gute Portugal-Punkte

Für beide war das Rennen dann erledigt. Zwar konnten sie nach ihren Reparaturstopps weiterfahren, aber in die Nähe der Punkte kamen sie nicht. Norris ist sich sicher: "Wir hätten Punkte holen können, im zweiten und dritten Stint hatten wir gute Pace." Ein schleichender Plattfuß zwang ihn unabhängig vom Unfall noch ein weiteres Mal an die Box, am Ende wurde es ein 13. Platz.

Stroll wurde von den Stewards später mit einer weiteren Fünf-Sekunden-Strafe für wiederholtes Übertreten der Track Limits belegt. Kurz vor Schluss orderte ihn das Team in die Garage. "Da waren signifikante Schäden am Auto, besonders am Unterboden, und obwohl Lance das unter Kontrolle hielt, entschlossen wir uns das Auto vorsichtshalber abzustellen", sagt Szafnauer.

Racing Point holte Lance Stroll aus Sicherheitsgründen in die Garage, Foto: LAT Images
Racing Point holte Lance Stroll aus Sicherheitsgründen in die Garage, Foto: LAT Images

Für ihn ist das Rennen aber der Beweis, dass Stroll durch seine Coronavirus-Infektion keine großen Nachwirkungen verspürt: "Wenn du weg warst, brauchst du immer ein bisschen, um zurückzukommen. Das war auch bei Sergio so, die anderen haben ja nichts verpasst und haben einen Vorteil. Ich bin mir aber sicher, dass wir in Imola wieder einen starken Lance sehen werden. Und im Rennen war er gut. Das Überholmanöver gegen Lando war für P7!"