Das Fahrerkarussell für die Formel-1-Saison 2021 dreht auf Hochtouren, nur bei einem der 20 Cockpits tut sich so gar nichts. Weltmeister Lewis Hamilton hat seinen Vertrag immer noch nicht verlängert. Die Verzögerungen einhergehend mit der ungewissen Zukunft von Toto Wolff innerhalb des Mercedes-Teams sorgen für Zweifel und Gerüchte. Hamilton bezieht vor dem Grand Prix von Portugal Stellung zum Stand der Dinge.

"Wir haben noch nicht wirklich darüber gesprochen", beteuert der sechsfache Champion vor dem Rennwochenende in Portimao. Seit Anfang des Jahres steht sein Kontrakt zur Verlängerung. Eine Erneuerung des Deals zwischen dem erfolgreichsten Rennfahrer seiner Zeit und dem dominierenden Rennstall der vergangenen sieben Jahre scheint seither eigentlich nur Formsache - oder doch nicht?

"Eine Formalität, ich weiß nicht. Wahrscheinlich", grübelt Hamilton und erklärt, weshalb er in all den Monaten noch keine handfesten Verhandlungen über die unmittelbar bevorstehende Zukunft geführt haben will: "Ich denke, an irgendeinem Punkt müssen wir uns zusammensetzen und eine Unterhaltung führen. Aber das ist im Moment keine Priorität."

Hamilton: Erst WM-Titel 2020, dann Mercedes-Vertrag

Im Umfeld seines Mercedes-Cockpits fallen und wackeln die Dominosteine dieser Tage einer nach dem anderen. Während andere Piloten um die Fortsetzung ihrer Formel-1-Karriere bangen müssen, bleibt Hamilton trotz Vertragslosigkeit die Ruhe selbst. Eins nach dem anderen, so der Weltmeister - selbst bei 69 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung.

"Den Job zu erledigen ist für mich dieses Jahr meine persönliche Priorität. Einzig und allein darauf bin ich im Moment fokussiert", stellt er klar. Baut er seinen Vorsprung in den kommenden drei Rennen in Portimao, Istanbul und Imola um mindestens neun weitere Punkte aus, steht er schon vor dem letzten Dreierpack in Bahrain und Abu Dhabi als Weltmeister 2020 fest.

Der Fokus auf den erfolgreichen Abschluss der Saison ist allerdings nur einer der Gründe, weshalb er zögert. Dieses Jahr scheint die Zusammenkunft mit Toto Wolff keine so klare Angelegenheit wie sonst zu sein. Der Österreicher hat selbst noch nicht darüber entschieden, ob und in welcher Funktion er seine Laufbahn bei Mercedes fortsetzen wird.

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Keine Zweifel wegen Funkstille mit Management

"Ich fühle mich da jetzt nicht besonders unwohl, ich habe das ja schon mehrfach gemacht. Es muss nur der richtige Zeitpunkt sein. Dann werden wir das machen und es erledigen", sagt Hamilton. An seinen Plänen soll sich in den vergangenen Monaten nichts geändert haben: "Ich habe immer zu diesem Team gestanden und war voll und ganz transparent."

Dass eine derartige Hängepartie nicht jedermanns Sache ist, kann er sich gut vorstellen. "Wenn eine Weile nicht gesprochen wird, könnten manche Menschen beginnen, Stimmen zu hören oder Angst zu bekommen... ich könnte zum Beispiel die Sorge haben, dass Toto mit jemand anderem verhandelt, was verrückt ist. Ich denke so nicht. Aber es gibt Menschen, die das tun", so Hamilton.

Hamilton rudert zurück: Über Vertragslaufzeit unklar

Nachdem die wilden Ferrari-Gerüchte vom Jahresanfang sich schnell von selbst erledigt hatten, schwor Hamilton Mercedes die Treue und kündigte erst im Sommer an, noch mindestens zwei bis drei Jahre in der Formel 1 fahren zu wollen. Ganz so klar scheint das nun jedoch nicht mehr zu sein. "Ich habe noch keinerlei Entscheidung getroffen, aber ich will bleiben", so der 35-Jährige. "Aber ob ich für drei Jahre weitermachen will, ist auch eine Frage."

Bisher erhielt er bei Mercedes stets Dreijahresverträge. Auf der Suche nach einem Grund über die ausbleibende Einigung machten zuletzt mehrfach Gerüchte über ausufernde Gehaltsvorstellungen des Superstars die Runde - dabei hatte Hamilton unlängst argumentiert, dass der Vertragsabschluss in Zeiten einer weltweiten Krise Unbehagen bereiten würde.

Hamilton von Mercedes-Zukunft in Formel 1 überzeugt

Die Coronaviruskrise und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft sorgten auch für Spekulationen, ob Mercedes das F1-Engagement langfristig aufrechterhalten wird. Was das angeht, hat Hamilton keine Sorgen: "Wenn man kurzfristig schaut, könnte man meinen, dass Firmen oder Unternehmen in dieser Zeit aussteigen. Aber Mercedes ist wieder auf dem Weg nach oben. Ich würde sagen, dass sie jetzt in einer viel besseren Verfassung sind."

Erst Anfang Oktober gab die Daimler AG eine Neuausrichtung der Konzernstrategie bekannt. Hamilton freut sich auf den neuen Weg der Marke Mercedes in der Automobilbranche und im Motorsport: "Ich denke, es wird ein paar Änderungen geben. Ola [Källenius] hat einen neuen Plan für Mercedes ausgegeben, bei dem es in Zukunft mehr um Nachhaltigkeit geht und darum bei den Autos auf E-Mobilität zu setzen. Dasselbe gilt für AMG. Ich denke, die Zukunft sieht toll aus."