Der Russland GP 2020 war für Lewis Hamilton schon vor dem Start gelaufen: Die Stewards untersuchten seine Übungsstarts vor dem Rennen und entschieden sich gleich für zwei Strafen: Der Mercedes-Pilot bekam zweimal fünf Sekunden aufgebrummt.

Doch die Diskussionen beginnen schon bei dem Punkt, wofür genau Hamilton bestraft wurde: Nach den Urteilsbegründungen der Stewards erhielt der sechsmalige Formel-1-Weltmeister jeweils fünf Sekunden, weil er den Start zweimal von der falschen Position aus übte.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte nach dem Rennen in Sotschi aber andere Informationen: "Die eine Strafe war für die falsche Position beim Übungsstart. Da sind Sportdirektor Ron [Meadows] und ich uns einig, dass sie falsch ist. Die andere Strafe war für ungleichmäßiges Fahren auf der Runde in die Startaufstellung. Das ist diskussionswürdig."

"Eine Rennstrafe für etwas, das gar nicht im Rennen passiert ist und keinen Vorteil gebracht hat. Denn der Grip dort ist viel schlechter als in der Startaufstellung", machte Wolff seinem Ärger Luft.

Hamilton gestand allerdings, dass er sich den Platz weit hinten an der Boxenausfahrt genau deshalb ausgesucht hat. "Ich mache das generell bei jedem Rennen", erklärte Hamilton. "Ich mache es seit Jahren und hatte nie Probleme. Ich will nicht auf dem ganzen Gummi starten, denn das ist nicht repräsentativ für die Startaufstellung. Deshalb übe ich weiter hinten, wo kein Gummi liegt."

Die Stewards werteten das als Vergehen. Sie bezogen sich dabei auf die Race Director Notes. Dort heißt es: "Übungsstarts dürfen nur auf der rechten Seite nach der Ampel am Boxenausgang durchgeführt werden. Um Missverständnisse zu vermeiden: Das gilt immer, wenn die Boxenausfahrt für das Rennen geöffnet ist."

Genau das bringt Toto Wolff auf die Palme. "Auf der rechten Seite nach der Ampel - das sagt nicht genau wo", so der Österreicher. Hamilton machte seine Übungsstarts auf der rechten Seite und nach der Ampel, nur eben deutlich weiter hinten als die anderen.

"Es ist nicht anders als in Brasilien", ärgert sich Hamilton. "Dort fährt man auch zum Ende der Boxenausfahrt und macht es dort. Wahrscheinlich ist es hier sogar sicherer als in Brasilien. Es ist eine interessante Entscheidung", so Hamilton weiter.

Einspruch will Mercedes übrigens nicht einlegen. "Regeln sind nicht schwarz oder weiß. Es gibt Raum für Interpretation", erklärt Wolff.