Mercedes enteilt dem Rest der Formel 1 in Sotschi, aber hinter ihnen ist es eng. Der Kampf um die Vorherrschaft im Mittelfeld wird beim Russland-GP mit allen Mitteln geführt. Renaults Vorteil der letzten Rennen scheint weiter anzuhalten, und die gegenwärtig WM-Dritten McLaren kommen so unter Zugzwang.

Prompt spielen sie mit dem Gedanken, ihre in Mugello erstmals getestete, von Mercedes inspirierte Frontpartie schon in Sotschi erstmals im Rennen einzusetzen, und ließen Lando Norris am Freitag wieder testen. Trotzdem war Daniel Ricciardo im Renault wieder schneller. Ist die Nase eine Enttäuschung, oder fehlt es einfach nur an Erfahrung mit ihr?

Nasen-Tester Lando Norris: Nach Sotschi-Trainings noch unsicher

"Wir müssen noch immer verstehen, ob es viel besser ist oder nicht", hält sich Norris nach dem zweiten Training zum Thema Nase bedeckt. Die ursprüngliche Mugello-Version wurde in den letzten Tagen noch einmal verbessert, auch der Flügel wurde angepasst. Momentan ist die Stückzahl sehr limitiert, nur Norris durfte sie am Freitag nutzen.

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Zuerst absolvierte er mit ihr Back-to-Back-Tests im ersten Training, im zweiten Training fuhr er mit ihr dann die Qualifying-Simulationen und Longruns. So will McLaren möglichst viele Daten sammeln. Am Abend werden Norris' Leistungen mit der neuen Nase mit den Leistungen von Carlos Sainz mit alter Nase verglichen.

"Wir sind uns noch nicht sicher", meint Norris. "Jetzt müssen wir es diskutieren, uns für morgen vorbereiten. Wenn sie besser ist, dann muss ich einfach sichergehen, dass ich sie nicht kaputt mache, um sie morgen zu nutzen, also darf ich bloß nichts Dummes anstellen."

McLaren mit alter & neuer Nase hinter Renault, Ricciardo

Dass Norris sowohl im ersten als auch im zweiten Training mittendrin die Nasen tauschte, half der Setup-Arbeit nicht. Eine Rot-Unterbrechung im ersten Training kostete noch mehr Streckenzeit. "Es war nicht so locker wie erhofft, aber es lief vernünftig und endete mit einem guten Auto", ist Norris mit der Gesamt-Situation trotzdem zufrieden. Er sucht nur noch Details.

Norris wurde schließlich Fünfter. 0,270 Sekunden verlor er auf Daniel Ricciardos Renault, 0,146 Sekunden auf den mit alter Nase fahrenden Teamkollegen Carlos Sainz. Doch Ricciardo fühlt sich nicht sicher: "Ich glaube, es wird besonders zwischen uns und den Teams die zwei, drei Zehntel hinter uns sind, noch um einiges enger werden."

Daniel Ricciardo sah am Freitag in Sotschi stark aus, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo sah am Freitag in Sotschi stark aus, Foto: LAT Images

Ricciardo beschwört aber, dass der Renault starke Pace mit jedem Reifen hatte. Er war nicht nur im Qualifying-Trimm schneller als Norris und Sainz, sondern konnte sich auch in den Longruns mit Soft und Medium absetzen: Er fuhr konstant Zeiten unter 1:41, während die McLaren diese Marke nur in Ausnahmenfällen knackten.

Sainz crasht McLaren zum Sotschi-Auftakt

Ricciardos Mahnung vor einem engen Qualifying ist trotzdem berechtigt. Denn nicht nur Norris hatte keinen optimalen Freitag. Sainz erwischte es sogar noch schlimmer: Er hätte eigentlich mit den alten Teilen auf Konstanz bauen können, doch durch einem Quersteher parkte er den MCL35 in FP1 in der Absperrung, zerstörte seinen Heckflügel und verlor viel Trainingszeit.

"Ich entschuldige mich auf jeden Fall für den Stress bei meinen Mechanikern", meint Sainz, der zum Glück ohne größere Probleme davonkam und der dreckigen Strecke mit wenig Grip die Schuld gibt. "Wir haben noch ein paar Balance-Probleme, aber generell bin ich glücklich."

Was ihn wiederum dazu bringt, die Konkurrenz zu fürchten: "Ich habe ein bisschen Sorge mit Renault und Racing Point, die sehen wie die stärksten Autos aus. Aber wenn wir alles hinbekommen, können wir morgen ein gutes Qualifying haben."