Ausgerechnet Ferraris Jubiliäumsrennen zum 1000. Start in der Formel 1 suchten sich Sebastian Vettel und Racing Point aus: Vor dem vergangenen Wochenende in Mugello verkündeten das ab 2021 Aston Martin genannte Team und der vierfache F1-Weltmeister eine Zusammenarbeit ab der kommenden Formel-1-Saison.

Damit war Sebastian Vettels Zukunft in der Formel 1 nach Monaten des Bangens für alle Fans des Hessen endlich gesichert. Zuvor hatte Ferrari Vettel noch vor Saisonstart 2020 eine Vertragsverlängerung verweigert. Eine Entscheidung, die polarisierte - und noch immer polarisiert, wie nun ein aktuelles Interview mit dem langjährigen Ferrari-Fahrer Felipe Massa zeigt.

Massa: Vettels Ergebnisse sprechen für sich

Im Gespräch mit Globo.com, einer Sportwebsite in seiner Heimat Brasilien, zeigt der Vize-Weltmeister von 2008 Verständnis für die Entscheidung der Scuderia. Ferrari habe erkannt, dass Vettels große Tage Geschichte seien. „Vettels Zeit ist vorüber. So sehr, dass seine Ergebnisse in diesem Jahr zeigen, dass Ferrari die richtige Wahl getroffen haben dürfte, seinen Vertrag nicht zu verlängern“, sagt Massa.

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Die Statistik gibt dem Brasilianer recht. 2:7 liegt Vettel derzeit im Qualifying-Duell gegen Charles Leclerc zurück, nach Punkten führt der Monegasse 49:17 gegen den Deutschen, holte zwei Podien (Vettel keines) und liegt damit im alles andere als konkurrenzfähigen Ferrari SF1000 zumindest auf WM-Rang acht, während Vettel mit P13 in den Untiefen des Mittelfelds steckt.

Massa versteht Ferrari: Carlos Sainz hat Potential

Deshalb kann Massa verstehen, warum Ferrari auf frisches Blut setzt und die Ära Vettel nach sechs Jahren beendet. „Carlos Sainz ist ein guter Fahrer - jung und er hat auch noch viel Luft nach oben“, lobt der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher den Spanier.

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Das größte Problem verortet Massa bei Ferrari - auch gegenwärtig - allerdings nicht auf Fahrerseite. „Natürlich müssen sie zuerst einmal ein konkurrenzfähiges Auto haben, aber ich hoffe, dass sie es um seinetwillen [Sainz] und Ferraris Willen bekommen“, sagt der Brasilianer.

Formel 1: Felipe Massa leidet mit Ferrari

Massa, selbst von 2006 bis 2013 Stammfahrer in Maranello, leidet angesichts der aktuellen Form der Scuderia mit den Roten. „Ein derart wichtiges Team auf diese Weise leiden zu sehen, ist sehr traurig. Niemand will sehen, dass Ferrari diese Probleme hat“, sagt Massa. „Es ist ein herausragendes Team, ich bin ihm sehr zugeneigt, und ohne Zweifel unterscheidet es sich von den anderen. Es ist fast wie eine Religion.“

Während ein zweiter Frühling Sebastian Vettels bei Aston Martin für Felipe Massa also offensichtlich nicht in Frage kommt, sieht ein langjähriger Wegbegleiter des 33-Jährigen das entschieden anders. „Ich denke nicht, dass wir gerade den wahren Sebastian Vettel sehen“, sagte Red Bulls Christian Horner, schon zu Vettels WM-Zeiten Teamchef bei den Bullen, bereits vor Verkündung des neuen Vettel-Vertrags bei Aston Martin.

Red-Bull-Teamchef: Sehen gerade nicht wahren Vettel

Dass Vettel derzeit performe wie performe, habe auch damit zu tun, wie Ferrari seinen ehemaligen Schützling behandele. „Aus welchem Grund auch immer laufen die Dinge für ihn gerade nicht. Ich denke, dass jeder Fahrer zufrieden in seinem Umfeld sein muss und du kannst sehen, dass er gerade eine große Last auf seinen Schultern trägt und das hat einen Einfluss auf jeden Sportler und jeden Athleten“, sagte Horner.

Noch dazu komme der diffizile Ferrari SF100. Horner: „Er hat mit dem Produkt, das er gerade hat, offensichtlich eine schwierige Zeit. Aber das nimmt nichts von dem, was er in seiner Karriere bis heute erreicht hat.“ Ein Punkt, dem mit Nico Rosberg ein anderer deutscher Formel-1-Weltmeister schon früher in dieser Saison entschieden widersprach.