Nico Rosberg hat Sebastian Vettel für einen neuerlichen Fauxpas des Ferrari-Piloten auch beim Formel-1-Saisonstart 2020 in Österreich scharf kritisiert. „Das war eine eklatante Fehleinschätzung der ganzen Situation - wie es ihm jetzt schon oft passiert ist“, kritisierte Rosberg in seiner Rolle als TV-Experte bei RTL seinen Landsmann für dessen Dreher in Kurve drei der 31. Runde.

Formel 1, Vettel im Ferrari-Frust: Der nächste Patzer! (09:39 Min.)

Dort hatte sich Vettel kurz nach einem fliegenden Start nach einer Safety-Car-Phase verschätzt, war mit großem Abstand innen in die ‚Remus’ hineingerollt, in der sich gerade eigentlich Teamkollege Carlos Sainz und Charles Leclerc bekämpften. Zu einer Berührung kam es zwar nicht, doch verlor Vettel das Heck und drehte seinen Ferrari um. Von Platz acht fiel Vettel zurück auf den vorletzten Rang, kam im Rennergebnis nicht mehr über Rang zehn hinaus.

Auch Timo Glock & Ralf Schumacher kritisieren Vettel

„Er muss eigentlich damit rechnen, dass der McLaren irgendwann mal in die Kurven einlenkt und reinzieht“, meinte auch Rosbergs Expertenkollege bei RTL, Timo Glock. „[Vettel ist] relativ weit weg und dann bleibt ihm das Rad stehen, weil er nicht damit rechnet, dass der McLaren ganz normal auf die Ideallinie zurückfährt.“

Auch Sky-Experte Ralf Schumacher sparte nicht mit Kritik. "Das ist etwas, was einem Nachwuchsfahrer passiert, aber nicht Sebastian", sagte Schumacher. Für Rosberg sei das „irgendwie unerklärlich.“ Den Formel-1-Weltmeister von 2016 störte jedoch nicht nur die Aktion Vettels selbst, sondern auch dessen Reaktion im Interview danach.

Nico Rosberg: Leclerc hat gezeigt, was mit dem Ferrari doch geht

Rosberg: „Ich fand es jetzt auch ein bisschen ernüchternd, wie er sich da jetzt ein bisschen rausgeredet hat in der Situation im Interview. Weil er sagt, Ferrari Sechster, Siebter. Sein Teamkollege ist Zweiter geworden. Ok, ohne Hamilton wäre er Dritter. Aber der ist ein sensationelles Rennen gefahren, da geht letztendlich schon ein bisschen was mit dem Auto. Puh ... echt enttäuschend!“

Zuvor hatte Vettel erklärt, mehr als sechste oder siebte Plätze seien unter normalen Umständen mit dem aktuellen Ferrari nicht realistisch. Zudem verteidigte sich Vettel für seinen Patzer damit, der SF1000 sei sehr schwierig zu fahren gewesen. Unerklärlich schwieriger als noch am Freitag. Das Heck sei sehr instabil gewesen, er könne froh sein, sich angesichts dessen nur einmal gedreht zu haben, so Vettel. Eine scharfe Kritik an Ferrari, die dem Teamchef gar nicht schmeckte.

Sebastian Vettel kritisiert Ferrari, Teamchef kontert

"Es war heute sicher nicht sein tollstes Rennen. Ich denke, er hat sich mit dem Auto und der Balance des Autos nicht wohl gefühlt“, tadelte der Italiener bei Sky Italia. „Was den Dreher angeht, war das keine tolle Aktion von ihm. Dessen ist er sich bewusst. Ich denke, es ist schade, denn heute wäre es wichtig gewesen, Punkte zu erzielen, gerade wenn das unseren direkten Konkurrenten nicht gelingt."

Einen deutlichen Fingerzeig darauf, wer er besser machte, lieferte Binotto sogar in der offiziellen Pressemitteilung Ferraris zum Rennen. „Der heutige zweite Platz ist hauptsächlich ihm zu verdanken“, so Binotto über Vettel-Teamkollege Leclerc. „Sebastian hat es zumindest zurück in die Punkte geschafft, aber er hatte mehr mit der Balance des Autos zu kämpfen als sein Teamkollege. Wir müssen jetzt herausfinden, warum das so war.“

Rosberg über Vettel-Zukunft: WM-Titel zählen nicht mehr

Für Rosberg steht fest - spurlos und ohne Folgen wird dieser Rennsonntag in Österreich nicht an Vettel vorübergehen. „Das ist heftig so. Du bist in der Formel 1 immer nur so gut wie dein letztes Rennen. So wirst du im Team auch bewertet und von den anderen Teams auch“, sagte Rosberg auch mit Blick auf Vettels Zukunft in der Formel 1. Immerhin geht es für den vierfachen Weltmeister noch immer um ein Cockpit für 2021.

Doch genau diese WM-Titel seien jetzt kein Argument mehr, so Rosberg: „Der Sebastian fängt jetzt erstmal ganz unten an wieder und muss sich jetzt im nächsten Rennen erst wieder beweisen. Da zählen die vier Weltmeistertitel auch einfach irgendwie gar nicht mehr. Du musst jetzt im nächsten Rennen beweisen, dass du es verdienst.“

Mercedes-Cockpit 2021: Daimler-Boss erteilt Vettel Absage

Mit Blick auf das in letzter Konsequenz auch für Vettel einzig attraktive Cockpit für 2021 – einen Platz bei Mercedes – sah es allerdings schon vor dem Rennen schlechter aus denn je. Daimler-Boss Ola Källenius himself erteilte Vettel im Vorbericht bei RTL eine klare Absage.

"Ich verstehe, dass das ein ganz spannender Gedanke ist - gerade für die deutschen Fans. Aber wir haben mit Lewis und Valtteri zwei Top-Fahrer, die performen auf höchstem Niveau", sagte Källenius. "Wir haben gestern gesehen: Valtteri auf Pole, das war eine fantastische Runde. Wir stehen zu unseren zwei Fahrern, die wir jetzt haben."

Formel 1, Vettel im Ferrari-Frust: Der nächste Patzer! (09:39 Min.)