Wer ab 2021 in die Formel 1 einsteigen will, der muss tief in die Tasche greifen. Nicht nur, dass exorbitant teure Anlagen, Personal und Ressourcen beschafft werden müssen - obendrauf wird unter den neuen kommerziellen Verträgen einem hypothetischen elften Team eine einmalige Zahlung von 200 Millionen US-Dollar abverlangt.

Eine gigantische Summe. Zum Vergleich: Der gesamte Williams-Rennstall ging vor einem Monat für ungefähr 180 Millionen Dollar an die neuen Eigentümer Dorilton Capital über. Ist eine 200-Millionen-Hürde dann nicht zu viel, und würde Interessenten von einem Einstieg abhalten?

Teams stehen hinter 200-Millionen-Hürde: F1 soll exklusiv sein

Für die bestehenden Formel-1-Teams war die 200-Millionen-Hürde allerdings eine wichtige Komponente in den neuen kommerziellen Verträgen. Denn die 200 Millionen werden gleichmäßig auf die bestehenden zehn Teams aufgeteilt. Der Hintergedanke: Ein elftes Team bedeutet, dass das Stück des Preisgeld-Kuchens für die bestehenden Teams kleiner wird. Dadurch verlieren die bestehenden Teams an Wert, der Preisgeld-Topf wird "verwässert." Mit 20 Millionen sollen sie dafür kompensiert werden.

"Das markiert eine Untergrenze für Team-Bewertung", meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff daher zur 200-Millionen-Zahl. "Ich glaube, so ein Franchise-Wert ist völlig normal. Es sollte auf zehn Teams begrenzt sein. Es sollte besonders sein, einen Startplatz in der Formel 1 zu haben. Das gilt für die meisten professionellen Sport-Ligen."

Beim Franchise-Wert handelt es sich um eben den Unternehmenswert, den ein F1-Teameigner aus der Formel 1 ziehen kann. Das ist mehr als nur eine jährliche Preisgeld-Zahlung. Wer Formel 1 fährt, steigert den Wert der eigenen Marke, kann Sponsoren an Land ziehen, und so weiter.

"Ich glaube, wenn du an das Wachstum des Franchise-Werts der Formel 1 glaubst, dann bekommst du diese 200 Millionen und noch mehr an einem späteren Datum zurück", rechnet McLaren-Sportchef Zak Brown daher vor. Es schützt zugleich den Wert von bestehenden Teams: "Wie vom Williams-Verkauf berichtet: Das kostet weniger, und du bekommst viel mehr für dein Geld, als wenn du ein neues Team gründest."

Eintrittshürde soll halb-bereite Formel-1-Teams verhindern

Gleichzeitig erfüllen die 200 Millionen noch einen Zweck. "Ich glaube, was wir als Industrie versuchen wollen, ist das zu stoppen, was wir in der Vergangenheit hatten", meint Brown. "Wo wir ein USF1 hatte, das ankündigte, Formel 1 fahren zu wollen, und dann kamen sie nie an die Strecke."

Das gescheiterte USF1-Projekt war eines jener Teams, die 2010 neu in die Formel 1 einsteigen wollten. Mangels finanzieller Mittel kam das nie zustande, trotz FIA-Zusicherung. Eine 200-Millionen-Vorabzahlung sollte solche finanziell wackligen Projekte in Zukunft aussortieren.

"Wir wollen nicht, was wir traditionell haben, dass irgendwelche Leute irgendwelche Ankündigungen machen, dass sie kommen, und dann schaffen sie es nie an die Strecke", meint Brown. "Ich glaube nicht, dass du so etwas in anderen großen Sportarten siehst."

Sollte die Situation es erfordern, können die F1-Eigentümer von Liberty Media gemeinsam mit den Teams die Zahlung auch heruntersetzen. Etwa wenn ein Team aussteigt und plötzlich nur mehr neun Teams am Start stehen.