Die Massenkarambolage im Formel-1-Rennen in Mugello erhitzte am Sonntag die Gemüter der Piloten. Nicht nur die Unfallopfer schimpften nach dem Toskana GP auf die FIA. Auch der zum Zeitpunkt des Crashs führende Valtteri Bottas sowie Sieger Lewis Hamilton äußerten harte Kritik an den Abläufen hinter dem Safety Car. F1-Rennleiter Michael Masi verurteilt die Vorwürfe scharf.

"Sie haben gesagt, dass es so bleibt, um die Show zu verbessern", warf Bottas den Offiziellen vor, den Bedenken der Teams am Restart-Prozedere vor dem Rennwochenende eine Absage erteilt zu haben. Dass die Formel 1 die Gesundheit der Piloten für die Unterhaltung aufs Spiel gesetzt haben soll, lässt Masi nicht auf sich und seinen Kollegen sitzen.

"Absolut nicht! Aus Sicht der FIA hat die Sicherheit oberste Priorität. Punkt, Ende der Diskussion", schmettert der Australier die Anschuldigungen vehement ab. "In der Funktion als Renndirektor und Sicherheitsbeauftragter sind die Integrität des Sports und die Sicherheit ganz klar der Kern meiner Rolle. Jeder, der etwas anderes behauptet, greift mich eigentlich persönlich an."

FIA-Rennleiter lässt Begründung der Fahrer nicht gelten

Der Unfall beim fliegenden Restart in der siebten Runde riss Carlos Sainz, Kevin Magnussen, Nicholas Latifi und Antonio Giovinazzi aus dem Rennen. Während Bottas an der Spitze das Tempo kontrollierte und bis zum letzten Moment mit dem Beschleunigen abwartete, um seinen Verfolgern auf der 1,1 km langen Start- und Zielgeraden keinen Windschatten zu geben, lösten die Piloten im Mittelfeld einen Ziehharmonikaeffekt aus.

Dass der im Reglement festgelegte Restart-Ablauf dafür verantwortlich sein soll, sieht Masi nicht. "Die Fahrer wurden im Briefing am Freitag alle darauf hingewiesen und daran erinnert, dass es zwei Knackpunkte gibt", sagt er. Dass das Safety Car nicht vor der Safety-Car-Linie am Boxeneingang überholt werden darf, war in Mugello nichts Neues.

Aufgrund der langen Start- und Zielgeraden war der Hinweis auf die Kontrolllinie, ab der beim Restart überholt werden darf, umso entscheidender. "Was auf diesem Kurs ungewöhnlich ist: die Kontrolllinie ist sehr nahe am Boxenausgang. Das ist ähnlich wie in Baku und deshalb ist es auch keine Überraschung, dass es so einen langen Weg zu kontrollieren gilt, wo der Leader jedes Recht hat, die Pace zu diktieren", sagt Masi.

Vier Piloten fielen der Restart-Kollision in Mugello zum Opfer, Foto: LAT Images
Vier Piloten fielen der Restart-Kollision in Mugello zum Opfer, Foto: LAT Images

Masi stichelt: Formel-3-Fahrer bei Restart nicht gecrasht

Ein weiterer Faktor bei der Karambolage war, dass es im Feld nach der letzten Kurve immer noch große Lücken gab. Die Fahrer bemängelten, dass Safety-Car-Fahrer Bernd Malyänder die Lampen zu spät ausgeschaltet habe. "Sie können kritisieren, was sie wollen. Aber aus der Distanz betrachtet, war es vom Ausschalten der Lichter bis zur Kontrolllinie nicht anders als auf anderen Strecken", widerspricht der Rennleiter.

Dass die Formel 1 an diesem Wochenende die einzige Serie war, in der es beim Restart Probleme gab, sieht Masi als Bestätigung für ein funktionierendes Reglement. "Wir haben die 20 besten Fahrer der Welt im Grid. Wie wir in der Formel 3 gesehen haben, sind auch die Fahrer in den Nachwuchskategorien bei einem sehr ähnlichen Restart wie in der Formel 1 ohne Zwischenfall geblieben", kann er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.

FIA besteht auf gültigen Restart-Ablauf

Der Restart hinter dem Safety Car ist in der Formel 1 in mehrere Phasen unterteilt. Zunächst erfolgt von der Rennleitung per Nachrichtensystem die Mitteilung über das Ende der Neutralisierung an die Teams, wie sie auch in den Einblendungen im TV-Feed zu sehen ist. Die Kommandostände können ihre Fahrer dann auf die bevorstehende Freigabe des Rennens vorbereiten.

Im zweiten Schritt werden ab einem vorher festgelegten Punkt auf der Rennstrecke die SC-Schilder von den Streckenposten eingezogen, während weiterhin die gelben Flaggen geschwenkt werden. Sobald das Safety Car die Rennstrecke freigibt, werden die gelben Flaggen eingezogen und ab der Kontrolllinie die grünen Flaggen gezeigt.

"Ich denke nicht, dass es eine Notwendigkeit gibt, die Restart-Regeln zu überdenken", stellt Masi klar. Er sieht die Piloten klar in der Verantwortung für den Vorfall in Mugello: "Die Fahrer wissen, dass vor der Kontrolllinie nicht überholt wird. Das ist auch keine neue Regel."

Eher neu ist hingegen der nach einer roten Flagge stehende Restart, der erst 2018 eingeführt wurde. In Monza kam dieser über zwei Jahre später erstmals zum Einsatz. Williams-Pilot George Russell bezeichnete dieses Verfahren als Lotterie. Masi sieht bei keinem Restart-Formate ein Problem: "Alle sind gleich sicher. Ob wir stehend, rollend oder hinter dem Safety Car starten, alle sind eine Option."