Vom 1000. Formel-1-Grand-Prix der Firmengeschichte reiste Ferrari mit fünf mageren Pünktchen ab. Charles Leclerc überquerte die Ziellinie beim Toskana GP 2020 als Neunter, Sebastian Vettel als Zehnter. Weil Kimi Räikkönen noch eine Zeitstrafe bekam, rutschte Leclerc immerhin noch einen Rang auf.
Trotzdem ist die gut einstündige Heimreise nach Maranello ein erneuter Gang nach Canossa für Ferrari. In der Konstrukteursweltmeisterschaft büßte man sogar einen Punkt auf AlphaTauri ein. Maranello steht nun mit 66 Punkten auf Rang sechs, Faenza mit 53 einen Platz dahinter.
Besonders bitter: Wie schon bei den vergangenen Rennen war der Bolide des ehemaligen Minardi-Rennstalls schlicht und ergreifend schneller. Dabei lag Charles Leclerc zwischenzeitlich sogar auf Podiumskurs. Der Monegasse erwischte von Platz fünf einen guten Start und hielt sich aus allem Chaos heraus.
Lange konnte er P3 aber nicht halten: Runde um Runde verlor er Platz um Platz, nur ein früher Boxenstopp konnte verhindern, dass er von Daniil Kvyat auf der Strecke überholt wurde. Sebastian Vettel musste sich immerhin nicht durchreichen lassen - was daran lag, dass er weit hinten stand und nach einer Kollision in Runde eins noch weiter hinten lag.
Vettel: Wollte mehr abstauben
"Carlos hat sich nicht entschieden, in welche Richtung er abfliegen wollte", scherzte Vettel über die Kollision mit Carlos Sainz. "Erst sah es aus, als würde er nach rechts rutschen, dann nach links, dann nach rechts. Es ging hin und her und letzten Endes ist es doof gelaufen." Vettel entschied sich für die falsche Seite und beschädigte seinen Frontflügel dabei.
Von Platz 14 gestartet stellte das aber kein allzu großes Drama dar, zumal ihn das Safety Car nach dem Nasenwechsel sofort wieder ans Feld heran führte. Obwohl er sich am Restart aus allem Schlamassel heraushalten konnte, ging es für den viermaligen Formel-1-Weltmeister einfach nicht nach vorne. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir mehr als einen Punkt abstauben können", gesteht Vettel.
Anschließend die schockierende Analyse von Vettel: "Der Williams war teilweise schneller als wir und hatte weniger Probleme mit abbauenden Reifen. Charles ist ziemlich durchgereicht worden. Das war heute keine Glanzleistung."
Tatsächlich musste Vettel nach dem zweiten Restart den Punkt gegen George Russell verteidigen. "Das war sehr ernüchternd", meint Vettel. "Wir hatten nicht den Grip, vor allem auf den ersten Runden - oder eigentlich gar nicht, um zu attackieren. Es gab heute nicht viele Autos, die langsamer waren als wir."
Nur der Strategie-Abteilung macht Vettel im Chaos-Rennen keinen Vorwurf: "Da kann man nicht viel mehr machen. Man kann Glück haben und noch nicht gestoppt haben, wenn das Rennen abgebrochen wird. Aber das kann keiner vorhersehen. Darauf muss man schon wetten - vielleicht hätten wir heute mehr wetten können. Aber wir hatten mit den Reifen nicht die Reichweite und mussten verfrüht an die Box."
Ferrari bringt Upgrade in Russland
Nachdem Ferrari zu Beginn der Saison schon schwach war, aber teilweise im Rennen abstauben konnte, ging diesmal im Rennen noch viel weniger als in der Qualifikation. "Wir verbrauchen zu viel Reifen", analysiert Teamchef Mattia Binotto.
Nachdem es zunächst auf den beiden Highspeed-Strecken Spa und Monza erschreckend schlecht lief, war Mugello mit seiner gänzlich anderen Charakteristik ebenfalls kein Hoffnungsschimmer. Gibt es den für das nächste Rennen in Russland? "Dort bekommen wir seit langem mal wieder neue Teile", verrät Vettel. "Ich hoffe, dass es dann ein bisschen besser wird."
Teamchef Mattia Binotto dämpft die Euphorie aber: "Es wird ein kleines Upgrade geben, aber das wird das Gesamtbild nicht ändern. Uns fehlt die Pace im Rennen und das wird das Upgrade nicht lösen. Wir müssen das gesamte Projekt auf den Prüfstand stellen, aber das wird mehr Zeit brauchen."
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