Keine 24 Stunden nach dem Anruf von Racing Point Teamchef Otmar Szaftnauer saß Nico Hülkenberg im 1. Freien Training in Silverstone plötzlich in einem Formel-1-Auto. "Um 16:30 Uhr bekam ich den Anruf, eine Stunde später saß ich im Flieger nach England", verriet Hülkenberg nach zweimal 90 Minuten Training zum Großbritannien GP.

Bis 02:00 Uhr morgens war Hülkenberg noch in der Racing-Point-Fabrik unweit der Rennstrecke, um den Sitz anzupassen, um 08:00 Uhr morgens stand schon eine Simulator-Session auf dem Programm. "Das war eine kurze Nacht", berichtet der Deutsche.

Auch nach 51 Runden und den Plätzen neun und sieben in Training eins und zwei kann es der 177-fache GP-Teilnehmer noch immer nicht recht glauben, wieder im Formel-1-Auto zu sitzen: "Es ist wie im Film, es fühlt sich surreal an. Ich wurde natürlich ohne Vorbereitung ins kalte Wasser geschmissen, aber man muss die Situationen so nehmen, wie sie kommen und die Möglichkeit beim Schopfe packen."

Formel 1 in Silverstone: Perez raus, Hülkenberg rein!: (17:18 Min.)

Racing Point Hülkenbergs bestes Formel-1-Auto?

Die Möglichkeit: Mit dem Racing Point hat Hülkenberg womöglich das konkurrenzfähigste Auto seiner gesamten Formel-1-Karriere zur Verfügung. Teamkollege Lance Stroll fuhr im 2. Training sogar Bestzeit. "Man sieht das riesige Potential, das Auto ist richtig schnell", freut sich der Emmericher.

Auf den Teamkollegen fehlten im schließlich sechs Zehntelsekunden. "Ich habe die Soft-Reifen noch nicht gut genutzt, deshalb bin ich etwas zurück", erklärt Hülkenberg. Auch im Longrun sieht er 32-Jährige noch Potential: "Da habe ich noch Nachholbedarf. Ich muss das Auto noch besser kennenlernen und verstehen."

Sonst zeigte sich der Comebacker durchaus zufrieden, auch wenn im 1. Training die Sitzschale noch etwas drückte. "Es war eine tolle Leistung vom Team, vor allem von der Nachtschicht, mich so schnell ins Auto zu packen - und das auch noch ziemlich komfortabel", so Hülkenberg.

Altes Team, neues Auto

Neuland ist Racing Point für den Deutschen immerhin nicht: 2012 und von 2014 bis 2016 fuhr Hülkenberg schon für das Vorgängerteam Force India. "Es sind noch viele von den alten Gesichtern hier, das hilft, sich etwas heimischer zu fühlen. Das ist ein kleiner Vorteil", freut sich Hülkenberg, der allerdings vor überzogenen Erwartungen warnt: "Es ist schon ein ziemlicher Unterschied zum letztjährigen Auto. Ich brauche noch Zeit, um alles aufzusaugen und zu verstehen."

Obwohl Hülkenberg nur gut ein halbes Jahr Formel-1-abstinent war, spürte er seine erste Ausfahrt auch körperlich: "Die G-Kräfte kann man schwer trainieren, weil sie so einzigartig und speziell sind. Auch wenn ich gut in Form bin, auf dieser Highspeed-Strecke ist es besonders hart - vor allem bei 35 Grad. Das werde ich morgen und übermorgen merken."