Noch am Donnerstag präsentierten sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in der Pressekonferenz vor dem Großbritannien GP fast schon wie ein Comedy-Duo. Die Mercedes-Piloten amüsierten sich köstlich über Fragen, ob ihr W11 nun denn keinerlei Schwächen mehr aufweise. Erstaunlicher Tenor für übliche Mercedes-Verhältnisse: Nein, der Schwarzpfeil ist Extraklasse. Silverstone (seit 2014 gewann Hamilton mit einer unglücklichen Ausnahme immer) sollte umso besser passen.

Im Training am Freitag lief es dann allerdings weit weniger reibungslos als zuletzt und erwartet. Im ersten Training musste sich Hamilton mit vier Zehnteln Rückstand hinter Max Verstappen anstellen (Bottas P6), in der zweiten Session waren mit dem Racing Point von Lance Stroll und Alex Albons Red Bull gleich zwei Teams schneller als der Finne, als Dritter diesmal vor Hamilton (P5).

Formel 1 Silverstone: Mercedes in Problemen?

Warum? Weil Mercedes schlicht längst nicht alle Karten aufdeckte? Oder kamen die Weltmeister mit den für Silverstone ungewöhnlich heißen Temperaturen und den Reifen nicht zurecht? Gab es gar größere Probleme? Offenbar war es eine Mischung aus allen Komponenten.

„Die erste Session war mit Blick auf die Balance etwas knifflig, da haben wir noch arbeite zu tun“, berichtete Bottas. Aber: „In der zweiten Session war das Gefühl dann eigentlich gar nicht einmal so schlecht.“ Sorgenfalten entstehen beim Finnen nicht nur deshalb nicht. Bottas: „Die Abstände sind ja auch sehr klein und normalerweise sind wie immer in der Lage, zum Qualifying einen guten Schritt zu machen. Ich bin nicht allzu besorgt, denn insgesamt ist das Gefühl ziemlich gut.“

Lewis Hamilton: Kein Desaster, aber ...

Mehr zum Understatement kehrte Hamilton zurück. „Es war ein ziemlich schwieriger Tag, um ehrlich zu sein“, sagte der Brite. „Die Balance ist nicht so gut wie ich sie gerne hätte. Das müssen wir heute Nacht herausbekommen. Es ist kein Desaster, aber es hat es auf jeden Fall zu einem harten Tag gemacht, damit zu fahren.“

Formel 1 in Silverstone: Perez raus, Hülkenberg rein! (17:18 Min.)

Allerdings verwies Hamilton auch auf den starken Wind am Freitag in Silverstone. „Das hat es heute echt knifflig gemacht“, sagte Hamilton. Womöglich sorgte am Ende nur das für die Balance-Probleme. Am Samstag soll der Wind ohnehin aus einer anderen Richtung kommen, noch dazu merklich abkühlen. „Die Bedingungen werden morgen ganz anderes sein mit weniger Streckentemperatur und einer andere Windrichtung - und das hat hier normalerweise einen großen Effekt“, sagte Bottas.

Bottas: Beste Reaktion auf Wetterwechsel entscheidend

Deshalb werde es letztlich sogar vor allem darum gehen, wer sich am schnellsten und besten darauf einzustellen wisse. Grundlegend sehen Bottas und Hamilton jedoch Racing Point und Red Bull als größte Gegner. „Die sehen auch stark aus“, sagte Bottas. „Ich weiß nicht, wo Vettel und Max waren, aber Albon und Stroll waren auf jeden Fall sehr schnell. Großartig, die Konkurrenz so nah zu sehen“, ergänzte Hamilton.

Auch Andrew Shovlin, leitender Ingenieur an der Strecke, sieht den Mercedes-Vorteil zumindest geschrumpft. "Es sieht so aus, als ob wir hier nicht den gleichen Pace-Vorteil wie in Budapest haben. Besonders Red Bull scheint auf dem Long Run nah dran zu sein. Es scheint nichts mit dem Auto falsch zu sein und es ist das gleiche Basis-Aeropaket wie zuletzt", sagte der Brite, gestand allerdings doch eine gewisse Schwäche bei Hitze. Shovlin: "Deshalb werden wir wohl zu dem Schluss kommen, dass wir uns hier nicht so gut wie die anderen Teams an die sehr hohen Temperaturen anpassen konnten."

Dass mit der für Samstag erwarteten Abkühlung Mercedes automatisch besser wird glaubt Bottas higegen nicht zwingend. So schlimm sei es auch wieder nicht gewesen. „Das Team hat ja daran gearbeitet, dass auch bei heißen Bedingungen alles funktioniert. Ich bin sicher, dass heute auch alle anderen mit überhitzenden Reifen zu kämpfen hatten“, sagte der Finne.