Des einen Freud ist des anderen Leid: Durch den positiven Coronatest von Sergio Perez kommt Nico Hülkenberg in Silverstone zu seinem Formel-1-Comeback. Nach nur drei verpassten Grands Prix seit seinem Abschied 2019 in Abu Dhabi saß der Deutsche im 1. Freien Training wieder im Auto.

Doch wie kam es überhaupt zum Comeback? Schließlich ist Hülkenberg kein offizieller Ersatzfahrer bei Racing Point. Eigentlich würde sich der britische Rennstall bei den Ersatzpiloten von Mercedes bedienen. Weil Stoffel Vandoorne bei der Formel E in Berlin im Einsatz ist, blieb nur Esteban Gutierrez.

"Wir haben beide parallel vorbereitet", verriet Teamchef Otmar Szafnauer nun. "Nach Besprechungen mit den Ingenieuren haben wir uns aber für Nico entschieden, weil er das Team sehr gut kennt, den Simulator schon gefahren ist und Erfahrung aus dem letzten Jahr hat. Wir haben jemanden gebraucht, der Punkte für uns holen kann, deshalb ist er der beste Junge für uns."

Formel 1 in Silverstone: Perez raus, Hülkenberg rein!: (17:18 Min.)

Racing Point: Hülkenberg und Gutierrez vorbereitet

Nach Sergio Perez' erstem ergebnislosen Test schrillten beim Team sofort die Alarmglocken. "Wir haben auf das beste gehofft aber uns aufs Schlimmste vorbereitet", so Szafnauer. Der US-Rumäne griff sofort zum Telefonhörer und meldete sich bei Hülkenberg.

Der war gerade erst in Köln gelandet, weil er am Wochenende einen Sportwagen testen sollte. Nach einem einstündigen Aufenthalt, bei dem Hülkenberg Schuhe und Helm abholte, ging es weiter nach England. Gegen 19:00 Uhr traf er in der Fabrik von Racing Point ein.

Bis Hülkenbergs Testergebnis vorlag, kümmerte sich das Team in der Zwischenzeit um Sitzanpassung und eine erste Einweisung. Eurofins, der offizielle Testanbieter der Formel 1, informierte das Team erst 15 Minuten vor dem Start der Session über das negative Testergebnis.

Erst dann konnte Racing Point Hülkenberg offiziell bestätigen - allerdings vorerst nur für das erste Silverstone-Rennen. "Weil wir nicht wissen, wie lange Sergio tatsächlich fehlt", erklärt Szafnauer. "Als er getestet wurde, galt in Großbritannien eine Quarantäne-Zeit von sieben Tagen. Erst danach wurde die Zeitspanne auf zehn Tage verlängert."

Theoretisch könnte Perez also am nächsten Wochenende wieder im Auto sitzen. "Negatives Testergebnis vorausgesetzt", wirft Szafnauer ein. "Falls das nicht der Fall sein sollte, wird Nico definitiv erneut für uns starten."

Keine Konsequenzen für Sergio Perez

Teaminterne Konsequenzen braucht der erkrankte Perez immerhin nicht fürchten. Der Mexikaner war zwischen dem Ungarn GP und dem Großbritannien GP in seine mexikanische Heimat geflogen, um seine kranke Mutter zu besuchen. Offenbar war der Trip nicht mit seinem Arbeitgeber abgesprochen.

"Aber es gibt keine Klausel, dass er bei einem Heimatbesuch um Erlaubnis fragen muss", stellte Szafnauer gegenüber Motorsport-Magazin.com klar. "Er ist auch in der Vergangenheit öfter nach Hause geflogen. Er hat sich an alle Auflagen gehalten, er ist nicht Linie geflogen und deshalb ist das für uns okay."

"Auch die Mitglieder anderer Teams sind in der Pause in ihre Heimat gegangen", so Szafnauer weiter. "Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber er hat nichts falsch gemacht." Die Regeln der FIA und der Formel 1 erlauben das Reisen. "Innerhalb eines Triple-Headers ist es etwas anderes, da sind wir alle an der Strecke geblieben", wirft der Teamboss ein.

In Perez' Reisegruppe war auch sein persönlicher Assistent sowie sein Physiotherapeut. Beide wurden negativ auf das Virus getestet, sind aber vorsichthalber ebenfalls isoliert. Drei Teammitglieder aus der Fabrik hatten ebenfalls Kontakt mit Perez, allerdings keinen engen. Sie wurden erneut getestet und arbeiten bis sie ihre Testergebnisse erhalten, zunächst aus der Fabrik.