Lewis Hamiltons Pole Position für den Großen Preis der Steiermark 2020 war nicht nur für den Formel-1-Weltmeister ein besonderer Erfolg. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gehen bei den Lobeshymnen auf seinen Superstar fast die Superlative aus. Der Österreicher feiert einen gelungenen Tag für sein Team und den Sport.

"Ganz selten sehen wir Performances, die einfach nicht von dieser Welt sind", so Wolff. In jungen Jahren unter anderem in der Formel Ford selbst als Rennfahrer aktiv gewesen, fieberte er bei der Regenschlacht in Spielberg nicht nur als Teamchef mit: "Wenn ihr die Onboard auf seiner Runde anschaut, wie er das Auto am Limit balanciert, Aquaplaning hat, das Gas kontrolliert, das war unglaublich."

Kurz vor dem Ende des Q3 hatte Hamilton eine Rundenzeit auf dem Zeitenmonitor stehen, die ihm bereits mit weit über eine Sekunde Vorsprung auf Max Verstappen die Pole Position beschert hätte. Doch im allerletzten Versuch setzte der 35-Jährige nochmal einen drauf. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal 1,2 Sekunden zwischen dem Ersten und dem Zweiten gesehen haben", staunt Wolff.

Hamilton toppt Hammer-Pole von Monza 2017

Tatsächlich hätte er die Antwort auf diese Frage wissen können. 2017 distanzierte Hamilton beim Regen-Qualifying in Monza die Konkurrenz schon einmal um Welten. Max Verstappen büßte damals 1,148 Sekunden ein, verlor seinen Startplatz aber durch eine Strafe. Neuer Zweiter war damit Lance Stroll, der 1,478 Sekunden langsamer als Hamilton war.

Abstände von über einer Sekunde zwischen Pole-Sitter und Platz sind in der modernen Formel 1 eine absolute Seltenheit und ausschließlich dem Regen geschuldet, der zwischen Monza 2017 und dem Steiermark GP 2020 am Samstag nicht mehr in dieser Form auftrat. Im Trockenen waren 0,7 Sekunden Vorsprung von Charles Leclerc bei seiner Pole Position in Spa-Francorchamps 2019 zuletzt eine außergewöhnliche Hausnummer.

Respekt für Mercedes-Junioren Ocon und Russell

Der Regen bringt für Wolff einfach nur das zum Vorschein, was im Trockenen manchmal verborgen bleibt: "Der Fahrer und das Auto werden eins. Wenn ein perfektes Auto mit den Reifen im Fenster und perfekter Fahrbarkeit der Power Unit auf die Fähigkeiten und die Intelligenz eines Rennfahrers trifft - nur dann siehst du eine Leistung dieser Art."

Hamilton war aber nicht der einzige seiner Fahrer, der an diesem Samstag ablieferte. Mit Esteban Ocon und George Russell zeigten zwei Mercedes-Junioren für ihre Teams auf. "Es war nicht nur Lewis mit dieser unglaublichen Runde, die nicht von dieser Welt war. Wir müssen nur auf das Grid schauen, ich genieße es diese jungen Fahrer zu sehen. Sainz auf P3, Ocon auf P5, Norris voll dabei, Russell auf P12 und fast im Q3.", so Wolff.

Wolff lobt Mercedes-Strategen und die FIA

Doch nicht nur die Leistung der Fahrer entzückte ihn. Dass die Mercedes-Strategen bei der Wasserschlacht auf dem Red Bull Ring stets den Überblick behielten, verlangt ihm ebenso viel Bewunderung ab. "Die Kommunikation muss sehr präzise sein", sagt Wolff. "Ich bin wirklich stolz und beeindruckt, was heute passiert ist. Es war alles perfekt synchronisiert."

Lob gab es Außerdem für Rennleiter Michael Masi und die FIA, die sich bei der Sintflut in der Steiermark nicht aus der Ruhe bringen ließ und das Qualifying ohne große Verwirrung über die Bühne brachte. Ein Qualifying wie dieses ist für Wolff eine Wohltat für den häufig für seine Vorhersehbarkeit kritisierten Sport.

"Diese aufregenden Sessions wollen wir sehen, denn im Regen sehen wir das wahre Talent glänzen. Wir brauchen diese Sessions, die anders sind. Das wirft die Hackordnung durcheinander, denn es gibt den langsameren Autos und den besseren Fahrern eine Möglichkeit, sich zu zeigen", so Wolff.