Valtteri Bottas fuhr im ersten Formel-1-Qualifying 2020 in Österreich mit einem Befreiungsschlag auf die Pole Position. Die Bestzeit durch den Finnen war nach einem verhaltenen Start ins Wochenende fast schon eine kleine Überraschung. Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton hatte alle Trainings dominiert und im entscheidenden Moment doch das Nachsehen. Bottas nach Bestform erleichtert.

"Es fühlt sich richtig gut an. Das Gefühl habe ich vermisst", so der 30-Jährige nach der zwölften Pole Position seiner Karriere. "Unser Team hat einen unglaublichen Job gemacht. Wir scheinen in einer eigenen Liga zu sein." Bottas unterstrich mit diesem Erfolg abermals sein gutes Händchen auf dem Red Bull Ring, wo er schon 2017 und 2018 jeweils vom ersten Startplatz ins Rennen ging.

Trotz dieser Historie war jedoch Hamilton durch drei Trainingsbestzeiten der klare Favorit. Bottas fehlte noch das richtige Mindset, als es am Freitag erstmals seit dem WM-Finale 2019 wieder in den Wettkampf ging. "Ich habe meine Performance über das Wochenende entfesselt. Es wurde immer besser, ich hatte besonders heute und im Qualifying mehr Vertrauen ins Auto", erklärt er. "Gegen Ende des Qualifyings hat sich alles ganz normal angefühlt und gar nicht mehr danach, so lange weg gewesen zu sein."

Seine erste Runde im Q3 reichte aus, Hamilton um zwölf Tausendstel zu distanzieren und den Streckenrekord von Ferrari-Pilot Charles Leclerc aus 2019 zu unterbieten. "Persönliche Höchstform und Konzentration" brachten den Pole-Setter in seine Komfortzone. "Ich habe im Qualifying endlich mehr Performance in mir und dem Auto gefunden. Manche Kurven habe ich vorher schon hin und wieder richtig erwischt, aber nie perfekt."

Bottas schmeißt letzten Run weg: Mein Fehler

Perfekt war allerdings auch die Pole-Runde nicht. "Da ging noch mehr. Ich war auf meiner zweiten Runde leicht vorne", so Bottas, der diesen Run mit einem Ausritt in Kurve vier wegwarf. "Das war mein Fehler", gibt er unumwunden zu. Der unmittelbar dahinter fahrende Hamilton verbesserte seine persönliche Bestzeit trotz dieser leichten Irritation, die unter dem Strich aber nicht den Ausschlag gab.

"Ich kam um die Kurve, ging aufs Gas und dachte mir, dass Valtteri vielleicht nur etwas weit gegangen war und irgendwo vor mir auf der Strecke ist", erklärt Hamilton die Szene. "Ich schaute ob Kies auf der Strecke ist oder ein Auto vor mir fährt, aber da war nichts. Also bin ich einfach weitergefahren. Ich habe erst vor Kurve sechs gesehen, dass er neben der Strecke war. Es ging alles ganz schnell."

Mit über einer halben Sekunde Vorsprung auf den ersten Verfolger in Gestalt von Red-Bull-Pilot Max Verstappen riecht am Sonntag alles nach einem Zweikampf der Mercedes-Piloten. Doch die trauen dem Braten nicht, nachdem der Niederländer den Medium-Compound als Startreifen gewählt hat und damit eine andere Strategie fährt.

Bottas rechnet mit Verstappen-Attacke und vertraut auf Mercedes-Strategen

"Die Longruns sind immer eine andere Geschichte. Wir haben schon oft gesehen, dass Red Bull im Rennen ein gutes Auto hat. Im Rennen hängt es von so vielen Dingen ab und wir haben noch nicht viele Vergleiche ziehen können. Die Teams sind auf den Longruns kaum mehr als zehn Runden gefahren", so Bottas.

Dass Mercedes trotz der Wunderwaffe F1 W11 im Q2 nicht auf den härteren Reifen setzt und sich für Soft entschied, sei aber keineswegs einem Gefühl der Überheblichkeit geschuldet. "Wir haben uns auf die Bedrohung durch andere Teams eingestellt und nicht nur darauf, dass wir untereinander kämpfen", stellt Bottas klar.

Während Red Bull bei Verstappen angesichts des Rückstandes zur Spitze zur antizyklischen Taktik gezwungen war, plante Mercedes von Anfang an mit dem weichsten Reifen: "Wir haben vor dem Qualifying entschieden, dass wir Soft fahren. Wir haben uns vorher Gedanken darüber gemacht und alle Anzeichen deuten darauf hin, dass wir im Rennen gegen die anderen auf dem Soft-Reifen am besten performen."