Für Red Bull und Max Verstappen soll es in der Formel 1 2020 endlich mit dem WM-Titel klappen. Den entscheidenden Schritt erhofft sich das Team nicht nur durch den RB16. Auch Partner Honda soll endlich den Anschluss an Mercedes und Ferrari herstellen. Doch schaffen die Japaner diesen letzten Kraftakt ohne Motorenstrafen? Verstappen trotzt den Unkenrufen diverser Experten.

"Bisher sieht es in Sachen Laufleistung sehr gut aus", sagt der 22-Jährige im Rahmen der Wintertestfahrten 2020 in Barcelona. An den ersten beiden Tagen absolvierten er und Teamkollege Alexander Albon zusammen 302 Runden. Red Bull rangierte damit unter den Top-3 der fleißigsten Teams. Die bestechende Zuverlässigkeit des Boliden sorgt für Zuversicht.

"Wir haben den gesamten Winter natürlich daran gearbeitet, sieben Rennen [pro Motor] zu schaffen", so Verstappen. Im Vorjahr gab es bei Red Bull viermal Strafversetzungen für das Überziehen der zugelassenen Motorenkomponenten. Schon zur Saisonmitte erhoben sich angesichts der Erfolge im ersten gemeinsamen Jahr mit Honda kritische Stimmen.

Der Vorwurf lautete, dass sich die Japaner Performance mit einer geringeren Lebensdauer ihrer Power Units erkaufen. "Letztes Jahr haben wir die neuen Motoren nur genommen, weil sie Performance-Updates hatten, und zwar ziemlich große", stellt Verstappen klar. "Das war der einzige Grund."

Verstappen voll des Lobes: Honda hält sämtliche Versprechen

Sollte er mit dem RB16 jedoch erstmals ein WM-fähiges Auto pilotieren, sind Motorwechsel für neue Ausbaustufen keine Option mehr. "Wir sind uns dessen bewusst und versuchen natürlich, keine Motorenstrafen mehr zu kassieren", sagt er. "Aber bisher läuft der Motor sehr gut." Inwiefern das Power-Defizit aufgearbeitet wurde, kann er aber noch nicht sagen: "Wir sind noch nicht mit voller Leistung gefahren."

Dass der wichtige Schritt kommt, steht für ihn jedoch außer Frage. "Was ich mag, ist, dass alles was sie zeigen und ankündigen, auch immer eintrifft", lobt er die Arbeit in der Honda-Entwicklung im japanischen Sakura. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das auch dieses Jahr so sein wird."

Formel 1 2020, 2. Testtag: Rätsel um Mercedes Lenkrad-Trick: (09:58 Min.)

Verstappen-Dreher kein schlechtes Omen für Red Bull RB16

Optimistisch ist er auch was den neuesten Wurf der Red-Bull-Ingenieure angeht. Mit zwei Drehern am ersten Tag hatte er zunächst nicht den perfekten Start ins neue Jahr, doch auf Balance-Probleme am RB16 deutet das nicht hin. "Einmal war ich im Kies, weil ich zu viel Strecke benutzt haben. Das andere Mal habe ich am Entry etwas zu hart gepusht", spielt Verstappen die Szenen im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com herunter.

Der RB16 ist demnach also kein unbändiges Biest: "Nein. Und letztes Jahr war es auch nicht schwer zu fahren." Er empfindet das Auto sogar als noch harmonischer als den Vorgänger. "Insgesamt fühlt sich alles etwas mehr verbunden an und das war auch das Ziel", erklärt er. Etwas, das er darüber hinaus auch schon vor den Testfahrten in Erfahrung bringen konnte.

"Wir haben viele Runden im Simulator gefahren, wo ich mich daran gewöhnen konnte. Es gab keine Überraschungen, als ich ins Auto gestiegen bin", sagt der niederländische Nationalheld. Nachdem Red Bull für 2020 einige neue Wege einschlug, gilt es, das Konzept ohne den letzten Feinschliff bei den Testfahrten weiter kennenzulernen.

"In dieser Woche ging es nur darum, viele Runden zu fahren", so Verstappen. Jetzt schon zu viel zu wollen, wäre kontraproduktiv: "Wenn du versuchst das Setup zu perfektionieren, fährst du bei jedem Run mit einer anderen Abstimmung. Manchmal ist es besser, nichts anzufassen und einfach die unterschiedlichen Bereiche des Autos zu scannen und sicherzustellen, dass du viele Runden machst und das Auto auf Herz und Nieren prüfst."