Antonio Giovinazzi geht 2020 mit Alfa Romeo in seine zweite Formel-1-Saison. Nach einem zuweilen schwierigen Rookiejahr brennt der Italiener auf das nächste Duell gegen Kimi Räikkönen. Ein Triumph über den Weltmeister von 2007 könnte ihm den Weg an sein ultimatives Ziel ebnen - dem Ferrari-Cockpit an der Seite von Charles Leclerc.

"Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht von Ferrari träume", sagt Giovinazzi im Interview mit der italienischen Sportzeitschrift La Gazzetta dello Sport. Der 26-Jährige zählt seit Ende 2016 zum Kader der Scuderia und kann sich nicht nur in seinen Träumen vorstellen, bald zusammen mit Ferraris Shooting Star Charles Leclerc für die Roten anzugreifen.

"Das Wichtigste ist, dass ich mich voll und ganz auf meinen Job konzentriere. Aber ich weiß, wenn ich 2020 gut performe, habe ich eine Chance", ist er überzeugt. Dass er mit dem jungen Alphatier im Hause Maranello auskommt, steht für ihn außer Frage: "Ich habe eine tolle Beziehung zu Charles. Wir reden viel und gehen in Monaco in dieselben Restaurants."

Giovinazzi nimmt 2020 Räikkönen ins Visier: Kimi schlagen das Ziel

Um sich für Ferrari zu empfehlen, muss er 2020 vor allem im teaminternen Duell überzeugen. Im Vorjahr ließ Kimi Räikkönen ihn nach Punkten mit 43:14 deutlich hinter sich. "Kimi zu schlagen ist eines meiner Ziele für diese Saison", stellt er klar. "Es ist nicht das einzige. Aber wenn eine Bestätigung oder eine Beförderung winkt, ist es natürlich immer so."

Auf seine erste Beförderung musste der GP2-Vizemeister von 2016 lange warten. Obwohl er durch diesen Erfolg in die Ferrari Driver Academy aufgenommen wurde, war sein Weg in die Formel 1 keineswegs vorherbestimmt. Nach zwei Jahren als Simulator- und Entwicklungsfahrer in Maranello, gelang ihm erst 2019 der langersehnte Aufstieg in die Königsklasse. Dort hatte er zu Beginn seine Schwierigkeiten.

"Ich fordere jeden heraus, egal in welchem Job, zwei Jahre auszusitzen und dann zurückzukommen", so Giovinazzi, der in den Jahren als Ferrari-Reservist lediglich einmal die 24 Stunden von Le Mans bestritt und für Sauber 2017 in Australien und China an zwei Rennwochenenden als Ersatzmann für den verletzten Pascal Wehrlein einsprang.

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Giovinazzi selbstbewusst: Bin zurück, weil ich schnell bin

Die Rückkehr vom Test- zum Rennfahrer war für ihn ein Kulturschock. "Es war nicht so, dass ich in die Formel 2 zurückgekehrt bin, sondern in die höchste Kategorie", sagt er. Seine beiden F1-Starts Anfang 2017 halfen ihm wenig: "Ich war nur anderthalb Rennen gegen die besten Fahrer der Welt gefahren."

Trotz seiner Anlaufschwierigkeiten zeigte er im Qualifying früh sein Potential und bestand trotz der Niederlage mit 12:9 im direkten Vergleich mit dem Iceman: "Was den Speed anging, war ich von Kimi nicht weit weg. Was mir fehlte, war das Racing, die Starts, die Strategien, die Boxenstopps und wie ich die Reifen manage."

Räikkönen war für ihn die optimale Referenz, um seine Defizite aufzuarbeiten. "Er redet nicht viel. Am Anfang hat er mir nicht geholfen, weil seine Resultate besser waren und der Abstand sehr groß schien", so Giovinazzi. "Aber er war für mich ein wichtiger Benchmark, um auf eine professionelle Weise zu wachsen."

Mit neuem Selbstvertrauen will er 2020 den nächsten Schritt machen. "Ich habe mich zurückgekämpft, weil ich schnell bin", sind die Zweifel von vor zwölf Monaten verflogen. Er ist entschlossen: "Ich war immer schon so. Ich bin seit dem Kartsport sehr auf meine Vorbereitungen fokussiert. Ich verschreibe mich dem Sport 24 Stunden am Tag. Im Fitnessstudio, bei der Ernährung und mit dem richtigen Schlaf."