Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem US GP (10:15 Min.)

Endspurt in der Formel 1! Am kommenden Wochenende steht in Austin, Texas mit dem USA GP nicht nur der zweite Teil des letzten Doubleheaders der F1-Saison 2019 auf dem Programm, sondern auch das bereits drittletzte Rennen. Höchste Zeit also, dass Lewis Hamilton Weltmeister wird! Wie das in Austin passiert und welche Fragen sich vor dem Wochenende sonst noch stellen, verrät Motorsport-Magazin.com in den Brennpunkten.

#1 Gibt's mehr Ärger für Verstappen?

Wenn ein Thema des Samstags nach dem Wochenende für die meisten und schärfsten Schlagzeilen sorgt, dann muss tatsächlich etwas passiert sein. Ist es zuletzt in Mexiko auch. Max Verstappens Missachten einer gelben Flagge im Qualifying - und seine uneinsichtigen Äußerungen danach - sorgten nicht nur für eine Strafe, sondern auch diverse Diskussionen.

Diskussionen, die nun in den USA weitergehen werden. Mit seinen scharfen Worten hatte sich Verstappen zwar nicht selbst angeschwärzt, die FIA ermittelte unabhängig davon, doch haben sie nun zumindest noch ein kleines Nachspiel: In Austin will sich Rennleiter Michael Masi den Niederländer noch einmal zur Brust nehmen. Um weitere Sanktionen geht es dabei nicht, aber um ein klärendes Gespräch, ein Einbläuen, dass Sicherheit immer vorgeht.

#2 Wer ist Favorit in Austin?

Kimi Räikkönen! Der hat immerhin im Vorjahr gewonnen. Nein, im Alfa Romeo wird das 2019 sicher nichts. Stattdessen muss auf jeden Fall Lewis Hamilton genannt werden. Der (noch) fünffache Formel-1-Weltmeister ist der absolute King des Cota (Circuit of the Americas). Von bisher sieben Ausgaben des F1-Rennens in Austin gewann Hamilton fünf. Nur der genannte Finne 2018 und Sebastian Vettel im 2013 hoch überlegenen Red Bull konnten Hamilton mal den Sieg verwehren.

Doch verfügt Hamilton 2019 über die nötigen Waffen? Tatsächlich dürfte der Cota dem Mercedes wieder besser taugen als das Autodromo Hermanos Rodriguez zuletzt. Weil es dort bereits besser lief als erwartet, ist mit den Silberpfeilen zu rechnen. Doch auch Ferrari meldet wieder Siegansprüche an. "Der Kurs sollte uns liegen", meint Sebastian Vettel.

Nach sechs Poles in Folge verpasste die Scuderia zuletzt zwar dreimal in Folge den anschließenden Sieg, sieht sich aber weiterhin fähig dazu. "Was uns ermutigt, ist der Fakt, dass wir jetzt ein Paket haben, das uns erlaub, auf den meisten Strecken um Siege zu kämpfen", meint Teamchef Mattia Binotto.

#3 Wird Hamilton diesmal Weltmeister?

Trotz seines zehnten Saisonsiegs blieb Lewis Hamilton in Mexiko der vorzeitige WM-Sieg verwehrt. Valtteri Bottas war mit P3 zu gut platziert. Wirklich zu rechnen war ohnehin nicht mit der Entscheidung. In Austin gilt nun das Gegenteil. Hamilton reist mit 74 Punkten Vorsprung auf Bottas in die USA - und muss sie mit 52 Punkten Vorsprung verlassen, um als Weltmeister abzureisen.

Lewis Hamilton kann in Austin ganz leicht Weltmeister werden (gelb = WM-Titel; grau = Entscheidung vertagt; schwarz = Szenario nicht möglich), Foto: Motorsport-Magazin.com
Lewis Hamilton kann in Austin ganz leicht Weltmeister werden (gelb = WM-Titel; grau = Entscheidung vertagt; schwarz = Szenario nicht möglich), Foto: Motorsport-Magazin.com

Selbst wenn Bottas dann die beiden letzten Saisonrennen in Brasilien und Abu Dhabi samt schnellster Rennrunden gewinnen würde, würde es für Hamilton reichen. Bei Punktgleichheit zählen immerhin die meisten Siege, da kann Bottas nicht mehr gleichziehen. Für Austin heißt das: Bottas muss mindestens 23 Punkte aufholen, also zwingend gewinnen.

Doch selbst dann steht das Tor für Hamilton weit offen. Ein achter Platz reicht bereits, selbst wenn Bottas den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde erzielt. Holt Hamilton diesen zusätzlichen Zähler, reicht ihm sogar schon ein neunter Platz.

#4 Bekommt Ferrari die Strategie hin?

In Mexiko verlor Ferrari trotz idealer Voraussetzungen seinen vierten Saisonsieg. Eine geerbte reine erste Startreihe, eine Hamilton/Verstappen-Kollision am Start, ein beschädigter Hamilton-Mercedes und eine Doppelspitze im ersten Stint reichten nicht. Weil einmal mehr die Strategie nicht stimmte - und das gleich bei beiden Piloten. Besonders hart traf das Charles Leclerc. Während Vettel zumindest seinen zweiten Platz hielt, wurde der Monegasse von Pole bis auf P4 durchgereicht.

"Wir müssen jetzt so scharf wie möglich operieren", fordert deshalb Teamchef Mattia Binotto für die kommenden Rennen. Mehr taktische Präzision soll her. "Wir haben die letzten drei Rennen von der Pole Position gestartet, aber wir haben nur drei von ihnen gewonnen. Natürlich wollen wir es besser machen."

Allerdings: In Mexiko lag Ferrari vorne, hatte nur zu verlieren. Mercedes als Jäger hatte mehr zu gewinnen, konnte so - fast schon Mercedes-untypisch - mehr riskieren. "Das Risiko lief zu ihren Gunsten", analysiert Binotto. Als vollständige Entschuldung gilt das für den Italiener dennoch nicht. "Vielleicht hätten wir auch mehr riskieren sollen.", sagt Binotto.

#5 Schlägt McLaren in den USA zurück?

McLaren hat sich im Verlauf der Formel-1-Saison 2019 zunehmend als klare vierte Kraft etabliert. In Mexiko erzielte die Truppe aus Woking nun jedoch erstmals seit Italien weniger Punkte als ihr erster Verfolger Renault. Tatsächlich wurde es sogar eine Nullnummer. Aus zwei Gründen: Lando Norris war durch eine Unsafe Release ohnehin komplett aus dem Rennen, bei Carlos Sainz wollten die Reifen nicht, wie sie sollten. McLaren fand nicht das richtige Arbeitsfenster, der Spanier wurde durchgereicht.

Für Sainz ein klarer Fall von Ausreißer. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine naheliegende Erklärung. Immerhin ist das Reifenmanagement in Mexiko so diffizil wie auf kaum einer anderen Strecke des Rennkalenders. Dass McLaren plötzlich sein Auto generell nicht mehr versteht, ist abwegig. Einer Rückkehr zur Normalform in Austin sollte somit nichts im Weg stehen. Nicht einmal Unvorhersehbarkeiten sind zu erwarten - der Wetterbericht spricht einen regulären Ablauf.