Ferrari ist in der zweiten Saisonhälfte im Formel-1-Qualifying bisher ungeschlagen. Vor Mexiko schaut das Team um Sebastian Vettel und Charles Leclerc auf fünf Pole Positions in Serie zurück. Mercedes und Red Bull hinterfragen die Legalität hinter der plötzlichen Leistungsexplosion der Scuderia schon lange. Leclerc vermutet politisches Kalkül hinter den Sticheleien.

"Ich denke, Ferrari hat beim Motor über das Jahr mehr und mehr herausgeholt. Das kann man kaum schlagen. Selbst wenn du ein Auto hast, das eine halbe Sekunde schneller ist, ist es immer noch fast unmöglich, sie im Qualifying zu schlagen", wirft Red-Bull-Pilot Max Verstappen schon vor dem Start ins Wochenende die Flinte ins Korn.

Wie Weltmeister Lewis Hamilton wird auch der Niederländer nicht müde, die Übermacht Ferraris am Samstag bei jeder Gelegenheit zu betonen. Mercedes-Teamchef Toto Wolff gibt sich bei Fragen nach der Legalität des Ferrari-Motors stets diplomatisch, doch immer wieder gibt es auch kritische Stimmen, die Betrug wittern.

Motor illegal? Ferrari lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

Charles Leclerc, der in seiner ersten Saison mit der Scuderia bereits sechs Mal auf die Pole Position fuhr, hat seine eigene Erklärung für die Theorien der Konkurrenz. "Ich denke, wann immer ein Team in einer guten Phase ist, schauen alle auf jedes noch so kleine Ding und versuchen, das Team zu destabilisieren. Das ist es, was hier passiert", so der Monegasse.

In Maranello lässt man sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. "Ich denke, wir sind innerhalb des Teams selbstsicher genug, also haben wir damit kein Problem. Das macht uns nichts aus", beteuert er. Die politischen Spielchen gehören für ihn an der Spitze der F1 mit dazu - genau so wie der Fokus von Fans und Medien auf die Top-Teams und ihre Fahrer.

"Wenn du bei Ferrari bist, ist die Aufmerksamkeit auf alles was du tust, sehr viel größer", sagt er. "Es wird mehr analysiert und kritisiert, und du bekommst auch mehr Lob wenn du einen guten Job machst. Ich habe viel gelernt, seit ich zu Ferrari gekommen bin."

Leclerc erwartet weiter enges Duell gegen Vettel

Was seine Person angeht, bekam er das vor allem durch seine Auseinandersetzungen mit Sebastian Vettel zu spüren. In Suzuka geriet das Duo ausnahmsweise mal nicht aneinander, obwohl Vettel zum ersten Mal seit Kanada im Qualifying wieder schneller als der Teamkollege war und beide aus der ersten Startreihe ins Rennen gingen.

"Das passiert. Seb ist ein sehr, sehr schneller Fahrer", trauert Leclerc dem Ende seiner teaminternen Erfolgsserie nicht hinterher. Neun Mal in Folge hatte er Vettel im Qualifying hinter sich gelassen. "In Japan hatte ich kein sauberes Wochenende. Der Samstag wurde abgesagt, und ich bin auch einfach nicht sonderlich gut gefahren", erklärt er die Niederlage.

Die Leistung des Stallgefährten will er damit aber keinesfalls schmälern: "Trotzdem hat Seb eine tolle Runde hingelegt und einen klasse Job gemacht. Er hatte es verdient, vorne zu sein. Es wird auch nicht das letzte Mal sein, dass er vor mir ist. Aber das ist gut. Ich denke, wir pushen uns gegenseitig und das ist es, was wir wollen."

Leclerc will 2020 um Teamleader-Status kämpfen

Der Machtkampf innerhalb des Teams hat durch den Aufschwung Vettels allerdings auch wieder an Fahrt aufgenommen. Und Leclerc hat nicht vor, in die Rolle des Lehrlings zurückzukehren, in der er in China noch für Vettel Platz machen musste. "Ich hatte die Situation zu Saisonbeginn voll und ganz verstanden", sagt er.

Nach seinen Leistungen in der Saison 2019 erwartet er im kommenden Jahr allerdings von Anfang an, denselben Status wie der Teamkollege zu erhalten: "Eines ist klar. Ich habe dieses Jahr ziemlich gut gearbeitet und mich sehr verbessert. Ich war in einigen Rennen schnell und habe gezeigt, wozu ich fähig bin."