Lewis Hamilton und Mercedes sind in der Formel-1-Saison 2019 klar auf WM-Kurs. Doch trotz 96 Punkten Vorsprung auf Charles Leclerc und Max Verstappen beziehungsweise 133 Zählern Luft auf Ferrari schlägt Hamilton vor dem 16. Rennen des Jahres in Sotschi Alarm. Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Rennen fürchtet der Brite um seinen sechsten WM-Titel.

"Es ist mit dem Saisonverlauf immer enger geworden. Das begrüßen wir, aber gleichzeitig müssen wir einen besseren Job machen", mahnt der Weltmeister, der in der ersten Saisonhälfte bis zur Sommerpause acht Grands Prix und damit immer noch über 50 Prozent der bisher ausgetragenen Rennen gewann.

Doch auch mit dieser üppigen Ausbeute und einem komfortablen Vorsprung im Rücken bereitet ihm die jüngste Siegesserie von Ferrari Sorgen. "Wir haben zu Beginn des Jahres so einen tollen Job gemacht und haben diesen Vorsprung. Aber der Vorsprung könnte schnell weg sein. Ich habe keine Illusionen, was meinen Vorsprung in der WM angeht. Sie ist noch nicht gewonnen", so der 34-Jährige.

Leclerc momentan erfolgreichster Fahrer in der Formel 1

Seinen letzten Sieg feierte er beim finalen Rennen vor der Sommerpause in Budapest. Doch schon dort schwächelte Mercedes. Nach zwei Siegen von Red-Bull-Pilot Max Verstappen gelang es den Weltmeistern nur mit einem riskanten Strategie-Poker, den Niederländer in Ungarn vom Hattrick abzuhalten.

War vor wenigen Wochen noch Red Bull die große Gefahr, ist es drei Rennen später Ferrari. Die Siege von Charles Leclerc und Sebastian Vettel in Spa, Monza und Singapur sind für Hamilton Grund zur Besorgnis. "Wenn jetzt irgendwer im Team noch entspannt ist, müssen wir reden. Denn wir sollten alle den Schmerz fühlen", so der fünfmalige Champion.

Schaut man auf die Punkteausbeute der letzten fünf Rennen, hat Hamilton sieben Zähler weniger als Leclerc eingefahren, der seit Hockenheim 80 Punkte holte. Vettel holte in dieser Zeit 71 Punkte, Verstappen 64 und Bottas 47. Hamilton hat demzufolge also nur auf Leclerc an Boden verloren. Mercedes hingegen hat von seinem großen Vorsprung 31 Punkte auf Ferrari eingebüßt.

Formel 1 2019: Sieg als Befreiungsschlag für Vettel?: (24:27 Min.)

Hamilton: Ferraris Upgrade nicht Grund für Top-Form

"Ich neige dazu, zu denken, dass ich ein Realist bin. Und ich sehe die Situation, in der wir uns befinden", mahnt Hamilton. "Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und weiter arbeiten. Wir können mehr aus diesem Auto herausholen, und mehr aus diesem Team, und zusammen können wir es besser machen."

Besser machte es seiner Ansicht nach zuletzt Ferrari. Auf ihren Paradestrecken Spa und Monza bestätigten sie ihre Favoritenrolle mit den ersten beiden Saisonsiegen. Für Singapur gab es ein umfangreiches Update am SF90, und auch hier waren die Roten die stärkste Kraft. Hamilton fürchtet, dass die Gegner ihr Auto nun endgültig verstanden haben.

"Es ist unwahrscheinlich, dass sie ein massives Upgrade gebracht haben, das 20 bis 30 Punkte Abtrieb bringt", so der WM-Leader. "Vielleicht hatten sie das ganze Jahr über ein gutes Auto und es befand sich nicht im richtigen Arbeitsfenster. Ihr Auto funktioniert jetzt eindeutig überall gut."

Hamilton will Ferrari mit Teamwork bezwingen

Ohne eine silberne Wunderwaffe fordert Hamilton nun mehr Einsatz von sich und dem Team, um Ferrari Herr zu werden. "Im Moment liefern sie in allen Bereichen besser ab. Aber wenn wir in unserer Operation besser sind, können wir sie gerade so erwischen."

"Es wird sehr schwierig, sie zu bezwingen. Besonders, weil sie auf den Geraden so schnell sind. Wir können auf den Geraden im Moment nicht gegen sie kämpfen. Aber wir haben auch früher schon mit einem Auto gewonnen, das nicht das beste war. Es komm also wirklich darauf an, wie wir über das Wochenende abliefern."